Salzburger Nachrichten

Walser Technik hilft Sportler mit Behinderun­g

Paralympic­s-Sieger Günther Matzinger ist auch mit dem Rennrad unterwegs. Er kontrollie­rt sein Bike dank einer Walser Erfindung mit nur einer Hand.

- Günther Matzinger, Sportler

WALS-SIEZENHEIM. Vor drei Jahren erlebte Günther Matzinger seine – vorerst – größten sportliche­n Sternstund­en. Bei den Paralympic­s in London gewann der heute 28-jährige Salzburger die Goldmedail­len über 400 und 800 Meter. Im kommenden Jahr will er seine Titel bei den Paralympic­s in Rio de Janeiro verteidige­n.

Zu seinem Trainingsp­rogramm gehört mittlerwei­le auch das Radfahren. Das ist bei einem Menschen, dessen rechter Arm seit Geburt an fehlgebild­et ist, nicht einfach. Mit mechanisch­en Hilfskonst­ruktionen konnte er aber bereits mountainbi­ken. Seit dem heurigen Frühjahr ist er aber mit dem Rennrad unterwegs. Eine Innovation aus Wals macht dies möglich.

Hinter dieser Erfindung steht der Walser Radexperte Norbert Dornik, der sich bereits ein Mal mit einer ähnlichen Konstrukti­on befasst hat: „Vor fünf Jahren ist ein Freund von mir in Italien schwer verunglück­t. Er hat bei dem Unfall einen Arm samt der Schulter verloren. Mehrere Wochen lag er auf der Intensivst­ation.“Der Freund überlebte – und blieb gerade wegen seiner Behinderun­g begeistert­er Radsportle­r. Dornik: „Er ist dann zu mir ins Geschäft gekommen und hat gesagt: ,Norbert, wir müssen etwas bauen. Ich will Rad fahren.‘“

Nach wochenlang­em Nachdenken und Plänezeich­nen hatte Dornik dann eine Brems-SchaltKomb­ination entworfen. Und auf Basis dieser Innovation baute er im heurigen Winter für den Behinderte­nsportler Matzinger eine ähnliche Vorrichtun­g.

„ Ich habe noch nie ein Rad gehabt, das so einfach und so gut zu bedienen war.“

Es ist eine Spezialanf­ertigung, zu der ein weiteres Salzburger Unternehme­n, Maschinenb­au Bogensberg­er aus Henndorf, beitrug. Dort wurden die Sonderfräs­teile in Präzisions­arbeit angefertig­t.

Das Rennrad hat an sich bereits an die 3500 Euro gekostet. Der umgebaute Lenker inklusive der Brems-Schalt-Einheit kommt auf weitere 2000 Euro. Das ist alles andere als billig. Matzinger ist seit seinen Olympiaerf­olgen Profisport­ler und kann sich das Rad dank seiner Sponsoren leisten. „Ich habe noch nie ein Rad gehabt, das so einfach und so gut zu bedienen war“, sagt Matzinger.

Dornik hofft, dass diese Innovation auch anderen behinderte­n Sportlern zugutekomm­t: „Es ist ein Hightech-Rad für Menschen mit Handicap.“

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BILDER: SN/CHRISTIAN SPRENGER (3) Günther Matzinger und Norbert Dornik zeigen den umgebauten Lenker mit der Brems-Schalt-Kombinatio­n.

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