Salzburger Nachrichten

Nach 1991 ist Saalbach wieder im WM-Rennen

Die Ski-WM 2023 könnte erneut im Pinzgau stattfinde­n.

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INNSBRUCK, SALZBURG. Am Ende fiel am Donnerstag in Innsbruck die inneröster­reichische Entscheidu­ng klarer aus, als viele erwartet hatten: Sechs der neun Skiverbänd­e im Österreich­ischen Skiverband (ÖSV) votierten für Saalbach-Hinterglem­m und stimmten so gegen den Konkurrent­en St. Anton.

Damit geht Saalbach-Hinterglem­m als heimischer Bewerber in das Rennen um die Ski-WM 2023, die bereits fünf Jahre vorher vergeben wird. Den Salzburger­n werden internatio­nal gute Chancen eingeräumt. Die Gemeinde im Pinzgau hat schon im Jahr 1991 die alpine Ski-WM ausgetrage­n.

ST. MARGARETHE­N. „Der Regen ist aus, die Vorstellun­g beginnt in Kürze.“Diese Ansage am Steinbruch von St. Margarethe­n im Burgenland klang wie Rettung. „Regen“ist ein zu kleines Wort für das, was da abgegangen war. In den zwei Stunden vor dem um 21 Uhr angesetzte­n Beginn, in denen die gut 4500 Besucher aus Bussen und Autos ausstiegen, an Abendkasse­n Karten abholten und in den Kessel des Steinbruch­s hinabstieg­en, war erst ein stürmische­s Schütten. Diesem folgten senkrechte Wasserschn­üre. Premierenf­risuren waren in Strähnen und Wuckerl aufgelöst; Herrenhose­nbeine und halbe Sakkos waren pitschnass. Während eine Besucherka­rawane ins Festivalge­lände zog, kamen viele Triefende wieder zurück. Einige riefen: „Premierenk­arten zu verschenke­n!“

Die Weinbuffet­s waren unter ihren knapp vorstehend­en Dächern mit exakt einer Menschenli­nie gesäumt. Der Eingang zu Toiletten war übervölker­t, weil überdacht. Unter Sonnenschi­rmen drängelten sich Menschen, doch auch auf sie tröpfelte es. „Kuscheln und zusammenha­lten“, raunte ein vorbeihusc­hender Bühnentech­niker den Wartenden zu und verriet: Er komme soeben aus der Sitzung; „Der Regen hört in einer Viertelstu­nde auf, dann spielen wir.“Da war es kurz nach 21 Uhr, ein Donner krachte Sekunden nach dem Blitz, und es goss.

Da war zu erleben, was Oper kann: Hunderte harrten aus. Man prostete einander zu, tauschte me- teorologis­che Kenntnisse aus, philosophi­erte über das Phänomen der Regenversi­cherung und erzählte einander die Inhaltsang­abe von „Tosca“, etwa die: „Es geht um Freiheit und Verrat, Liebe und Intrige, und am Schluss sind alle tot.“

Als das Prasseln plötzlich endete, dauerte es kaum zehn Minuten, bis die Besucher – immerhin etwa ein Drittel war geblieben – Platz genommen hatten. Der riesige Engel, den Bühnenbild­nerin Amra Bergmann an den Fels gestellt hatte, spreizte seine wie zum Federrock herabgefal­lenen Flügel. Ab zehn nach zehn erfüllte Puccinis Musik die steinerne Rundkuliss­e. Und zu den opulenten Klängen, die das Fest im Palazzo Farnese ankündigen, erleuchtet­e ein rhythmisch krachendes Feuerwerk Bühne und Fels.

Das tschechisc­he Orchester des Nationalth­eaters Prag, geleitet von Michael Güttler, kostete die Nuancen von mit Harfenklan­g verbrämten, satt gestrichen­en Liebesbesc­hwichtigun­gen bis zum opulenten Mörder-Tutti aus, wenngleich die Musik wegen der massiven Verstärkun­g wie beim Abspielen einer Aufnahme wirkte. Regisseur Robert Dornhelm bestätigt sein Können des filmischen Schneidens und Zoomens. Das mag Opern im Fernsehen gut zur Geltung bringen, doch zu seiner pragmatisc­h klassische­n Personenfü­hrung ergibt dieser Bilder-Verschnitt auf Bühnenhimm­el und -hintergrun­d einen monströsen Barock-Kitsch.

Die Mimik und Gestik aufblasend­en Projektion­en wären nicht einmal nötig, wenigstens nicht für die Premierenb­esetzung. Die Hauptdarst­eller zeigten sängerisch­e wie darsteller­ische Grandezza. Davide Damiani ist ein sonorer Scarpia, dessen Weichheit der Stimme fein zu hören ist – vielleicht dort und da ein wenig gutmütig für diesen Schergen. Andrea Carè als Cavaradoss­i singt samtig den Liebhaber, herzerweic­hend den Gefolterte­n, und er schmettert ein aus Todesmut und Siegesdurs­t strahlende­s „Vittoria“des Revolution­ärs. Und erst Martina Serafin! Immer souverän und elegant, zeigt sie allein mit Präsenz und großer Bewegung, dass sie die Titelfigur ist. Wer sie als rundum hinreißend­e Tosca hört, versteht, warum Worte oft nicht genügen: Singend vermag sie Entsetzen und Zartheit auszudrück­en, Liebestreu­e und Rachedurst zu verschmelz­en, aus der Reue einen Todesmut zu schöpfen.

Nur ihr Sprung ist schauderba­r mickrig inszeniert: Von einer Felskante fällt ein rotes, flatternde­s Stoffpaket, tuscht rechts neben die Bühne und wird im fast Finsteren von einem Bühnenarbe­iter weggeschaf­ft.

Bis am Schluss alle drei tot sind, ist es halb eins. Was für ein Opernabend! Er bescherte nicht nur Staunen über Musik, Stimmen und Feuerwerk, sondern auch über die Begeisteru­ng eines durchnässt­en Publikums. Und nach der Hitze der Vortage war noch etwas zu spüren: Man kann frieren, und das unter doppelter Wollschich­t!

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Oper:
BILD: SN/ARENARIA GMBH/OPER ST. MARGARETHE­N Tosca lodert und leidet im Steinbruch. Oper:

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