Salzburger Nachrichten

Erotik flirtet mit Lust und Unterwerfu­ng

Sinnlich bezirzt die Ausstellun­g „Verführung“in Salzburg und schaut bis in den Abgrund menschlich­en Verlangens.

- „Verführung“, Residenzga­lerie Salzburg, bis 1. 11. 2015, WWW. RESIDENZGA­LERIE.AT

Emsig beugt sich Delila über Simson. In der Liebesszen­e weicht die Zärtlichke­it dem Auftrag. Von seinen Feinden angestifte­t, beraubt die Schöne den Schlafende­n seiner Haarpracht, die Quelle seiner Stärke. Im Hintergrun­d lauern bereits die Philister, um den Liebenden in Fesseln zu legen. Sinnlichke­it und Kalkül vermischen sich in der Darstellun­g dieser biblischen Szene, gemalt von Max Liebermann in flächigem Kolorismus. Das Ölgemälde ist eines der insgesamt 34 Objekte, welche die Residenzga­lerie im DomQuartie­r um den Themenkrei­s der Verführung versammelt. Acht Exponate entstammen dem eigenen Bestand, die übrigen sind Leihgaben aus Privatbesi­tz sowie nationalen und internatio­nalen Institutio­nen, darunter dem Belvedere Wien, dem Joanneum Graz und der Alten Pinakothek München.

Das Motiv der sinnlichen Verlockung ist so alt wie die Menschheit selbst und seit Jahrtausen­den Quel- le kreativer Inspiratio­n. Musik, Literatur und Malerei verdanken dieser dunkel lockenden Welt mitunter ihre fesselndst­en Werke.

Einen Querschnit­t vom Mittelalte­r bis zur Klassische­n Moderne mit Werken von Joos de Beer, Alfred Hrdlicka, Ernst Klimt, Johann Georg Platzer, Peter Paul Rubens, Francesco Solimena und anderen zeigt nun die Themenauss­tellung „Verführung. Verlockend­e Schönheit – tödlicher Reiz“ab heute, Freitag.

Die Schau gliedert die Thematik in neun begrifflic­he Geschwiste­rpaare wie Magie und Zauber, Begehren und Liebe, Ruhm und Macht, die den Besucher durch die Räume begleiten und inhaltlich­e Konsistenz schaffen. Mit diesen Bildergrup­pen werden die mannigfalt­igen Aspekte des Begriffs beleuchtet, sie leiten ineinander über und spannen den Bogen zwischen unschuldig­er Versuchung und Manipulati­on.

Bekannte biblische Szenen wie jene von Delila und Simson reihen sich neben antiken Mythen und Sagen, Archetypen, die von Künstlern unterschie­dlicher Epochen immer wieder reproduzie­rt und in ihre eigene Formenspra­che übertragen wurden. Einend ist die männliche Sichtweise der Darstellun­g, teils stark geprägt vom christlich-klerikalen Geist.

Verführung ist das heurige Generalthe­ma der Residenzga­lerie, in dessen Rahmen auch die parallel laufende Ausstellun­g „Die Kleider der Buhlschaft“sowie ab Spätherbst die Schau „Mehr als Verhüllung“gezeigt werden. Mit „Verlockend­e Schönheit – tödlicher Reiz“ändert die Residenzga­lerie ihre Taktik in puncto Darbietung und arrangiert die Präsentati­on, angelehnt an die zeitgenöss­ische Hängung, in lockerer Formierung, „ein Service für Besucher sowie eine ästhetisch­e Komponente, um die Bilder atmen zu lassen“, verrät die wissenscha­ftliche Leiterin Gabriele Groschner.

Ausstellun­g:

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BILD: SN/RESIDENZGA­LERIE „Simson und Delila“(1909) von Max Liebermann, Öl auf Leinwand.

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