Erotik flirtet mit Lust und Unterwerfung
Sinnlich bezirzt die Ausstellung „Verführung“in Salzburg und schaut bis in den Abgrund menschlichen Verlangens.
Emsig beugt sich Delila über Simson. In der Liebesszene weicht die Zärtlichkeit dem Auftrag. Von seinen Feinden angestiftet, beraubt die Schöne den Schlafenden seiner Haarpracht, die Quelle seiner Stärke. Im Hintergrund lauern bereits die Philister, um den Liebenden in Fesseln zu legen. Sinnlichkeit und Kalkül vermischen sich in der Darstellung dieser biblischen Szene, gemalt von Max Liebermann in flächigem Kolorismus. Das Ölgemälde ist eines der insgesamt 34 Objekte, welche die Residenzgalerie im DomQuartier um den Themenkreis der Verführung versammelt. Acht Exponate entstammen dem eigenen Bestand, die übrigen sind Leihgaben aus Privatbesitz sowie nationalen und internationalen Institutionen, darunter dem Belvedere Wien, dem Joanneum Graz und der Alten Pinakothek München.
Das Motiv der sinnlichen Verlockung ist so alt wie die Menschheit selbst und seit Jahrtausenden Quel- le kreativer Inspiration. Musik, Literatur und Malerei verdanken dieser dunkel lockenden Welt mitunter ihre fesselndsten Werke.
Einen Querschnitt vom Mittelalter bis zur Klassischen Moderne mit Werken von Joos de Beer, Alfred Hrdlicka, Ernst Klimt, Johann Georg Platzer, Peter Paul Rubens, Francesco Solimena und anderen zeigt nun die Themenausstellung „Verführung. Verlockende Schönheit – tödlicher Reiz“ab heute, Freitag.
Die Schau gliedert die Thematik in neun begriffliche Geschwisterpaare wie Magie und Zauber, Begehren und Liebe, Ruhm und Macht, die den Besucher durch die Räume begleiten und inhaltliche Konsistenz schaffen. Mit diesen Bildergruppen werden die mannigfaltigen Aspekte des Begriffs beleuchtet, sie leiten ineinander über und spannen den Bogen zwischen unschuldiger Versuchung und Manipulation.
Bekannte biblische Szenen wie jene von Delila und Simson reihen sich neben antiken Mythen und Sagen, Archetypen, die von Künstlern unterschiedlicher Epochen immer wieder reproduziert und in ihre eigene Formensprache übertragen wurden. Einend ist die männliche Sichtweise der Darstellung, teils stark geprägt vom christlich-klerikalen Geist.
Verführung ist das heurige Generalthema der Residenzgalerie, in dessen Rahmen auch die parallel laufende Ausstellung „Die Kleider der Buhlschaft“sowie ab Spätherbst die Schau „Mehr als Verhüllung“gezeigt werden. Mit „Verlockende Schönheit – tödlicher Reiz“ändert die Residenzgalerie ihre Taktik in puncto Darbietung und arrangiert die Präsentation, angelehnt an die zeitgenössische Hängung, in lockerer Formierung, „ein Service für Besucher sowie eine ästhetische Komponente, um die Bilder atmen zu lassen“, verrät die wissenschaftliche Leiterin Gabriele Groschner.
Ausstellung: