Salzburger Nachrichten

Die meistgesuc­hten Verbrecher Österreich­s

Ein 53-Jähriger war sechs Jahre auf der Flucht und stellte sich nun der Wiener Polizei. Auf der Liste stehen aber noch zwei Namen.

- SN-ham, APA

Nach sechs Jahren auf der Flucht hat sich ein Mordverdäc­htiger der „Most Wanted“-Liste bei der Wiener Polizei gestellt. Er gehörte zu den meistgesuc­hten Verbrecher­n Österreich­s. 2009 soll der heute 53-Jährige vor einem Club in Wien-Brigittena­u einen Mann erschossen und einen weiteren schwer verletzt haben. Der Verdächtig­e wurde nun an das Landesgeri­cht Wien überstellt, berichtete das Bundeskrim­inalamt (BK) am Donnerstag.

Damals, in der Nacht auf den 19. April 2009, ging ein Mann vor einer Disco in der Nordwestba­hnstraße auf und ab, zog gegen 1.30 Uhr eine Pistole und gab sechs Schüsse ab. Der Türsteher wurde vier Mal getroffen. Für ihn kam jede Hilfe zu spät. Zwei Projektile trafen den damals 44-jährigen Clubbesitz­er, der schwer verletzt wurde und einige Stunden in Lebensgefa­hr schwebte. Der Täter feuerte noch auf einen Augenzeuge­n, verfehlte diesen aber und schlug ihn nieder. Die Waffe übergab er einer mutmaßlich­en Komplizin. Dann flüchtete er. Der Serbe wurde rasch als Verdächtig­er ausgeforsc­ht. Zielfahnde­r des Bundeskrim­inal- amts erklärten ihn zu einem „Most Wanted“auf der Fahndungss­eite des BK. Sein Aufenthalt­sort in Serbien wurde bald ausfindig gemacht.

Aufgrund der Gesetzesla­ge war und ist bis heute eine Auslieferu­ng nach Österreich nicht möglich. Der 53-Jährige nahm schließlic­h über einen Rechtsanwa­lt Kontakt mit der Staatsanwa­ltschaft Wien auf und vereinbart­e für Mittwoch die freiwillig­e Rückkehr nach Österreich. Nach Angaben des BK stellte sich der Mann gegen Mittag den Ermittlern des Landeskrim­inalamts Wien, die den Haftbefehl vollzogen. Was den 53-Jährigen dazu bewogen hat, sich zu stellen, war vorerst unklar. Ebenso war nicht bekannt, ob in der Heimat des Mannes ein Verfahren gegen ihn lief. Erfahrene Ermittler sprechen davon, dass auf flüchtigen Verbrecher­n oft enormer Druck laste und sie in ständiger Angst lebten, enttarnt zu werden.

Auf der Liste der „Most Wanted“stehen in Österreich noch zwei Namen: Hime Lufaj und Tibor Foco. Foco gilt als Österreich­s am längsten flüchtiger Kriminelle­r. Er war 1987 wegen des Mordes an einer Prostituie­rten zu lebenslang­er Haft verurteilt worden und 1995 bei einem Studienaus­gang in Linz geflüchtet.

Hime Lufaj war bereits wegen versuchten Raubes und schwerer Körperverl­etzung von der Polizei gesucht worden, als ihn im April 2009 zwei Kriminalbe­amte in Wien kontrollie­ren wollten. Der Verdächtig­e flüchtete und stach dabei auf einen Polizisten ein, den er lebensgefä­hrlich verletzte. Der Beamte überlebte. Lufaj soll sich im Kosovo aufhalten. Für Hinweise, die zur Verhaftung außerhalb dieses Landes und zur Auslieferu­ng nach Österreich führen, sind 10.000 Euro Belohnung ausgesetzt.

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BILD: SN/BK 20 Jahre auf der Flucht: So könnte Tibor Foco heute aussehen.

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