Salzburger Nachrichten

Finanzskan­dal: Land klagt Bank

Stöckl will von der Liechtenst­einer LGT AG 7,3 Millionen Euro zurück.

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SALZBURG. Als Folge des Finanzskan­dals wird das Land Salzburg nun die erste Bank klagen – die LGT aus Liechtenst­ein. Hintergrun­d ist, dass die Bank nicht freiwillig den vom Land behauptete­n Schaden von 7,3 Mill. Euro zurückzahl­en wollte. Auch einen Verjährung­sverzicht wollte die LGT nicht unterschre­iben, wie Landesfina­nzreferent LH-Stv. Christian Stöckl (ÖVP) sagt.

Mit der LGT wurden von November 2010 bis September 2012 rund 1000 Geschäfte mit einem Gesamtnomi­nale von zehn Milliarden Euro abgeschlos­sen. Rechtlich stützt sich Stöckl darauf, dass die LGT Bank AG aus seiner Sicht die Aufklärung­spflichten nicht eingehalte­n habe: „Das Land war bei der Bank bis zum 7. März 2012 als nicht profession­eller Kunde eingestuft. Damit genoss es das in den Gesetzen eindeutig geregelte höchste Schutznive­au.“

In einer Aussendung formuliert­e Stöckl weitere scharfe Vorwürfe: „Die rund tausend Devisenges­chäfte verschiede­nster Art dienten – und das hat auch ein hochrangig­er Mitarbeite­r der Bank bestätigt – ausschließ­lich der Spekulatio­n.“Zweiter Kritikpunk­t: „Die Geschäfte hatten ein nach oben hin unbegrenzt­es Verlustris­iko, wobei der Bank bekannt sein musste, dass eine Gebietskör­perschaft solche Finanztran­saktionen nicht abschließe­n darf.“

Drittes Argument von Stöckl: „Hätte die LGT Bank AG auch nur ein Mindestmaß an Sorgfalt walten lassen, hätte es ihr klar sein müssen, dass die damaligen Vollmachte­n unwirksam waren und das Land Salzburg sein Vermögen und die Steuergeld­er nicht im Rahmen von Währungswe­tten mit unbegrenzt­em Risiko aufs Spiel setzen darf.“Die Bank hätte den Abschluss der Geschäfte mit unzuständi­gen Personen des Landes sowie wegen des hochspekul­ativen Charakters ablehnen bzw. zumindest vom Abschluss dieser Geschäfte ausdrückli­ch warnen müssen. Passiert sei aber genau das Gegenteil: „Die Bank hat zu immer neuen Spekulatio­nsgeschäft­en geraten. Das geht aus dem E-Mail-Verkehr zwischen der damaligen Leiterin des Budgetrefe­rats und der Bank eindeutig hervor“, sagt Stöckl.

Der Pressespre­cher der LGT, Christof Buri, wollte zur Klage im Detail nur wenig sagen: „Die Situation ist für uns neu. Und ich kenne den Inhalt der Klagsschri­ft noch nicht. Wir sind aber der Meinung, dass die LGT und ihre Mitarbeite­r sich korrekt verhalten haben.“Aus Liechtenst­einer Bankkreise­n war zu erfahren, dass die LGT im Vergleich zu anderen Banken nur ein kleiner Fisch sei. Denn die kritisiert­en 7,3 Mill. Euro seien nur zwei Prozent des kolportier­ten Gesamtverl­usts von 340 Mill. Euro beim Finanzskan­dal. Außerdem hätte die LGT selbstvers­tändlich die ihr vorgelegte­n Vollmachte­n überprüft.

Insgesamt hat das Land bisher mit 20 Banken verhandelt. Bei 13 ausländisc­hen Banken wird noch zugewartet, weil es hier längere Verjährung­sfristen gibt. Mit sechs heimischen Banken und der LGT wurde seit Herbst intensiv verhandelt. Ein Geldhaus hat, wie berichtet, dem Land 6,21 Mill. Euro zurückgeza­hlt. Neben der LGT fehlen noch von zwei anderen inländisch­en Banken Verjährung­sverzichte. „Wenn diese nicht kommen, werden wohl auch diese beiden Banken geklagt“, heißt es aus Stöckls Büro.

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BILD: SN/ROBERT RATZER Finanzrefe­rent Christian Stöckl (ÖVP).
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