Mit Extremsport zurück in das Leben gefunden
Simone Feichtinger war von den Ärzten schon aufgegeben und startet am Samstag in Bad Goisern beim härtesten Mountainbikerennen Europas.
SALZBURG. Dem ärztlichen Befund „inoperables UnterbauchGewächs“waren 15 Monate voll mit Schmerzen, Zweifel und Hoffnung vorangegangen. Simone Feichtinger hatte schon einen Untersuchungsmarathon hinter sich, als sie 2009 mit der Diagnose konfrontiert wurde. Sie steckte die niederschmetternde Botschaft weg und begann zu kämpfen. Diesen Samstag nimmt sie an der Salzkammergut-Trophy, dem härtesten Mountainbike-Rennen Europas, teil.
„Ich will mit der Teilnahme vor allem Menschen Mut machen, die sich in einer scheinbar aussichtslosen Lage befinden“, sagt die 34-jährige Fitness- und Personaltrainerin, „selbst wenn Ärzte sagen, sie können nicht mehr helfen, gibt es noch einen Weg.“
Simone Feichtinger wuchs in Bad Ischl auf und lebt derzeit abwechselnd in Salzburg und in Wien. Im Dezember 2007 war sie mit starken Unterbauchschmerzen zum ersten Mal in ein Spital gekommen und erst im März 2009 ist das Gewächs in der Größe eines Tennisballs entdeckt worden. Feichtinger: „Ich kam vom Ultraschall beim Internisten direkt auf den Operationstisch.“
Insgesamt wurde sie sieben Mal operiert. Es gab Debatten mit Versicherungen wegen der Übernahme von Kosten. Rechtliche Hürden verzögerten die Zuhilfenahme eines Schweizer Spezialisten. Einmal erlitt sie vor einem Eingriff einen Atemstillstand. Heute ist das Gewächs „bis auf einen minimalen Teil entfernt“und sie gilt als gesund.
Feichtinger war vor ihrer Erkrankung begeisterte Mountainbikerin. Sie feierte Erfolge und gewann u. a. das 12-StundenRennen von Regau. Nachdem das Schlimmste überwunden war, begann sie wieder mit dem Training. Ihr war klar, dass sie auf ihren geliebten Sport nicht verzichten und sogar noch härtere Herausforderungen in Angriff nehmen will. „Das ist nicht nur eine Frage des körperlichen Trainings, es ist auch eine mentale Herausforderung“, sagt Feichtinger.
Nach dem Start am Samstag um fünf Uhr früh in Bad Goisern warten bei der Trophy durch die UNESCO-Welterberegion Hall- statt-Dachstein-Salzkammergut 211,3 km bei 7119 Höhenmetern. Im Vorjahr kamen von 627 gestarteten Männer und Frauen nur 388 ins Ziel. Feichtingers Maßstab sind die 13:03:38 Stunden der Siegerin Milen Cesnakova aus Tschechien. „Aber ich will auf alle Fälle vor 20.15 Uhr im Ziel sein“, sagt sie lächelnd, „ich bin die Strecke in Teilstücken schon abgefahren. Sie hat ein paar echt gefährliche Passagen.“