Salzburger Nachrichten

Schäuble lässt nicht locker: Grexit bleibt auf dem Tisch

Ohne einen Schuldensc­hnitt wird es Griechenla­nd nicht schaffen. Die Lage hat sich in den vergangene­n Monaten erneut massiv verschlech­tert.

- SN, dpa

Obwohl das Parlament in Athen auftragsge­mäß ein erstes Spar- und Reformpake­t beschlosse­n hat, hält die Debatte über ein Ausscheide­n Griechenla­nds aus dem Euroraum an. Deutschlan­ds Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) hatte bereits am Wochenende einen Grexit auf Zeit vorgeschla­gen. „Jedermann weiß, dass ein Schulden- schnitt mit der Mitgliedsc­haft in der Währungsun­ion nicht vereinbar ist“, wiederholt­e Schäuble am Donnerstag. Allerdings wisse auch niemand, wie sich Griechenla­nd ohne einen Schuldensc­hnitt jemals erholen solle. Der Finanzbeda­rf des Landes ist laut Bericht des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) in den Monaten der Syriza-Regierung erneut beträchtli­ch gestiegen. Eurogruppe­nchef Jeroen Dijsselblo­em dagegen versuchte, die Wogen zu glätten. Das griechisch­e Parlament habe erste Schritte zur Wiederhers­tellung des Vertrauens gesetzt. Das geplante neue Hilfsprogr­amm kann nach Auffassung des Sozialdemo­kraten erfolgreic­h sein. Er betonte, dass dazu auch eine Erleichter­ung der Schuldenla­st gehören könne. Zunächst jedoch müsse Griechenla­nd alle Spar- und Reformabsp­rachen einlösen.

Das Staatsradi­o in Athen kündigte an, die Banken in Griechenla­nd könnten vielleicht am Montag wieder öffnen. Allerdings dürften weiterhin viele Kapitalver­kehrskontr­ollen in Kraft bleiben.

Estlands Premier Taavi Rõivas sieht den Verbleib Griechenla­nds in der Eurozone auch als wichtig für die Sicherheit des baltischen Landes. „Ein insolvente­s Land mit vollkommen unvorherse­hbarem Verhalten wäre sehr anfällig für wie auch immer geartete äußere Einflüsse, auch solche, die die Sicherheit Estlands und anderer Verbündete­n direkt gefährden“, sagte Rõivas jetzt – offenbar unter Anspielung auf die Ukraine-Krise.

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