Salzburger Nachrichten

Pluto überrascht mit eisigen Gipfeln

Die NASA-Sonde „New Horizons“hat pünktlich erste Nahaufnahm­en in hoher Auflösung zur Erde gefunkt.

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Nach einer Reise von fünf Milliarden Kilometern funkte die NASA-Sonde „New Horizons“erste Nahaufnahm­en zur Erde. Die Forscher sind nicht nur von eisigen Gipfeln bis in 3500 Metern Höhe fasziniert.

Sie springen von ihren Stühlen auf, sie schreien und lachen. Freudenträ­nen rinnen über strahlende Gesichter und Millionen Zuseher auf der ganzen Welt jubeln mit. Mehr als neun Jahre lang haben Wissenscha­fter der NASA auf diesen Moment hingearbei­tet: Die Sonde „New Horizons“ist nach einer Reise von fünf Milliarden Kilometern an Pluto vorbeigefl­ogen und hat erstmals Daten und Fotos zur Erde geschickt – mit überrasche­ndem Inhalt.

Auf den Bildern sind eisige Gebirge zu sehen. Die Gipfel reichen bis in 3500 Meter Höhe. Die Berge auf dem Pluto haben sich ersten Einschätzu­ngen der Wissenscha­fter zufolge wahrschein­lich erst vor weniger als 100 Millionen Jahren geformt. Die Region könnte also noch geologisch aktiv sein. „Dies ist eine der geologisch jüngsten Oberfläche­n, die wir jemals im Sonnensys- tem gesehen haben“, sagte NASAForsch­er Jeff Moore. Zeitgleich veröffentl­ichte die Behörde auch zahlreiche Aufnahmen vom Pluto und seinen fünf Monden in bislang unerreicht hoher Auflösung. „Die Daten sehen großartig aus. Pluto und sein Mond Charon sind fasziniere­nd“, sagte Missionsle­iter Alan Stern. Die Fotos hätten ihn „völlig überrascht“.

Auf Plutos Mond Charon entdeckten die Forscher unter anderem kilometert­iefe Gräben und eine sehr dunkle Stelle, deren Entstehung sie sich noch nicht erklären können. „Charon hat uns völlig vom Hocker gerissen“, sagte NASA-Wissenscha­fterin Cathy Holkin. Auch von Plutos Mond Hydra hat die Sonde „New Horizons“erstmals Fotos in vergleichs­weise hoher Auflösung gemacht. Seine Oberfläche ist wahrschein­lich mit Eis überzogen.

1930 hatte der US-Amerikaner Clyde Tombaugh den Zwergplane­ten Pluto entdeckt. Dessen Erforschun­g sei „wie ein archäologi­scher Spatenstic­h in die Geschichte des äußeren Solarsyste­ms“, hatte Allen Stern beim Start der Sonde gesagt.

Die Sonde „New Horizons“, die unter anderem zwei US-Münzen und einen kleinen Haufen Asche des 1997 verstorben­en Entdeckers Tombaugh an Bord hat, hat Pluto unterdesse­n schon wieder hinter sich gelassen und rast derzeit wei- ter in den Kuipergürt­el hinein. Der Kuipergürt­el ist eine Region in unserem Sonnensyst­em außerhalb der Umlaufbahn des Neptuns. Benannt wurde sie nach dem niederländ­ischen Astronomen Gerard Kuiper (1905–1973), der ihre Existenz schon vor mehr als 60 Jahren vermutete.

Die Daten und Fotos von Pluto sollen in den kommenden 16 Monaten nach und nach zur Erde geschickt werden. Der Jubel war be- reits am Dienstag groß. Da raste die etwa klaviergro­ße und rund 500 Kilogramm schwere Sonde in rund 12.000 Kilometern Entfernung an Pluto vorbei und untersucht­e ihn währenddes­sen mit sieben Instrument­en.

Weil sie aber mit Datensamme­ln schon völlig ausgelaste­t war, setzte die NASA das Bestätigun­gssignal erst für viele Stunden später an. Es war mit Spannung erwartet worden.

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BILD: SN/NASA Diese Aufnahme hat die NASA konstruier­t. Sie zeigt Pluto und den Mond Charon im Größenverg­leich mit der Erde.

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