Salzburger Nachrichten

Dubiose Vorgänge um Bures’ Werbekampa­gne Teuer, undurchsic­htig: Der Rechnungsh­of zerpflückt die Vergabe von Inseraten und Aufträgen.

- Pur

Böse Zungen behaupten, dass manche Projekte nur gestartet werden, damit der zuständige Minister sie zur Freude der Wiener Boulevardz­eitungen und zur Hebung der eigenen Bekannthei­t bewerben kann. Der jüngste Rechnungsh­ofbericht über eine Kampagne gegen Alkohol am Steuer straft die bösen Zungen nicht unbedingt Lügen.

Folgenden Sachverhal­t haben die Prüfer festgestel­lt: 2009 und 2010 führte das Ressort der damaligen Verkehrsmi­nisterin Doris Bures (SPÖ) eine Kampagne gegen Alkohol am Steuer durch. Fünf Werbeagent­uren wurden eingeladen, es kam zu einem Rennen zwischen Agentur A und B. Anfangs lagen deren Vorschläge weit auseinande­r, dann änderte Agentur A ihre Vorschläge, die dadurch stark jenen von Agentur B ähnelten.

In der Punktebewe­rtung der Ausschreib­ung lag Agentur B anfangs vorn. In der Letztbewer­tung durch die Bewertungs­kommission (der kein unabhängig­er Marketinge­xperte angehörte) lag aber plötzlich Agentur A hauchdünn voran. Deren Slogan „Alkohol am Steuer. Das Letzte“erhielt doppelt so viele Punkte wie der Slogan von Agentur B „Alkofahrte­n sind das Letzte“. Somit erhielt Agentur A den Zuschlag, obwohl ihr Angebot um 32 Prozent höher lag. Die mit 3,5 Millionen Euro veranschla­gten Kosten für das Verkehrsmi­nisterium erhöhten sich dadurch um eine Million Euro.

Laut Rechnungsh­of wurde das Preisblatt der Agentur A nachträgli­ch geändert. Es sei daher „nicht auszuschli­eßen, dass das Verfahren dahingehen­d beeinfluss­t wurde, Agentur A zu beauftrage­n, und nicht, in einem fairen Verfahren den Bestbieter zu ermitteln“.

Agentur B strebte einen Urheberrec­htsprozess gegen Agentur A an. Um dem Verdacht nachzugehe­n, dass die Kampagnenv­orschläge der Agentur B via Verkehrsmi­nisterium an die Agentur A gingen, forderte der Rechnungsh­of vom Ressort die Herausgabe des entspreche­nden EMail-Verkehrs. Was das Ministeriu­m aber verweigert­e.

Ein wesentlich­er Teil der Kampagne waren Inserate mit dem Foto von Ministerin Doris Bures. Sie kosteten 1,35 Millionen Euro. Und wo wurden die Inserate geschaltet? Laut Rechnungsh­of erhielten zwei Printmedie­n „ungerechtf­ertigt hohe Beauftragu­ngen“, die durch deren Reichweite nicht zu erklären waren. Der Prüfberich­t nennt den Namen der beiden Zeitungen nicht. Das ist für den gelernten Österreich­er auch gar nicht notwendig.

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