Nur wenig Luft für die griechischen Banken
Zentralbank erhöht den Notkreditrahmen minimal, die Griechen kaufen mit Kreditkarten ein.
WIEN. Die Banken in Griechenland sind bereits seit drei Wochen geschlossen. Es gibt Gerüchte, dass schon am Montag wieder erste Transaktionen möglich sein könnten. Bis sämtliche Kapitalverkehrskontrollen aufgehoben sind, dürfte es aber noch Wochen, wenn nicht sogar Monate dauern. Das trifft nicht nur Menschen ohne Bankomat- und Kreditkarten, oft Pensionisten. Sondern auch Menschen, die Geld in Bankschließfächern deponiert haben. Denn auch sie haben vorerst keinen Zugriff mehr auf ihr Vermögen.
Das Alltagsleben sei durch die geschlossenen Banken „total durcheinander“, erzählt die Journalistin Eleni Komini. Viele Menschen würden täglich an den Bankomaten 50 Euro abheben. Nicht nur, um ihren täglichen Unterhalt zu bestreiten, sondern auch, um ihr Geld in Sicherheit zu bringen, bevor sie mit ihren Einlagen zur Kasse gebeten werden könnten. Im Frühjahr 2013 kamen in Zypern Sparer mit Guthaben über 100.000 Euro zum Handkuss, sie verloren im Zug eines solchen „bail-in“bis zu drei Fünftel ihrer Einlagen.
Viele Griechen suchen ihr Heil in bargeldlosen Zahlungen mit Kreditkarte. Allein in den vergangenen Tagen wurden 500.000 Karten neu ausgegeben, der Umsatz stieg um 130 Prozent. Aber das funktioniert nicht immer, „viele Geschäfte lehnen das ab, sie halten das Risiko für zu hoch“, sagt Komini. Trotzdem meldet der Handel einen regelrechten Boom auf höherwertige Güter wie Goldschmuck, Smartphones und teure Uhren. Bargeldloses Zahlen hat immerhin einen Vorteil – es erschwert wegen der Transparenz die Steuerhinterziehung. In Summe sei die Situation aber sehr unerfreulich, ist zu hören. „Das Schlimmste ist die Ungewissheit, niemand kann für die nächste Zeit planen“, sagt ein Athener. Auch die vier großen griechischen Banken stehen vor einer ungewissen Zukunft. Vor der Krise waren sie weitgehend gesund, seither dürfte sich das Volumen der faulen Kredite beträchtlich erhöht haben. Nach der Wiederöffnung brauchen sie wohl dringend frisches Kapital, auch eine Marktbereinigung durch Insolvenzen oder Zusammenschlüsse wird erwartet. Der Finanzexperte Gottfried Haber plädiert für eine baldige Öffnung der Banken in beschränktem Ausmaß, um den Griechen zu zeigen, dass ihre Vorleistung – große Gesetzesbeschlüsse in drei Tagen durch das Parlament zu peitschen – belohnt werden. Jetzt sei die EU mit einer Vorleistung am Zug.
Genau die erfolgte am Donnerstag. Die EU-Länder einigten sich „grundsätzlich“auf eine Brückenfinanzierung für Griechenland, um die Zeit bis zum Start eines neuen Hilfsprogramms zu überbrücken. Die Finanzierung soll über den EFSM-Rettungsfonds erfolgen und bis heute, Freitag, Mittag fix sein. Auch die Europäische Zentralbank setzte ein Zeichen und weitete den Rahmen für ihre ELA-Notkredite von knapp 89 Mrd. Euro um 900 Mill. Euro für eine Woche aus. Ungeachtet politischer Aussagen gehe die EZB davon aus, „dass Griechenland Teil des Euro ist und bleibt“, bekräftigte EZB-Chef Mario Draghi.
„Minderung der Schulden ist nötig.“