Mit Hufeisen Neues Glück
Vor gar nicht langer Zeit waren seine Dienste kaum noch gefragt. Jetzt ist der Hufschmied wieder ein anerkannter Lehrberuf.
SALZBURG. Dass Frauen die Fußpflege als Beruf wählen, ist nichts Außergewöhnliches. Dass eine junge Frau die Hufe von Pferden pflegt und mit Eisen beschlägt, hat jedoch Seltenheitswert – zumindest noch. Seit 1. Juni dieses Jahres ist der Hufschmied in Österreich wieder ein regulärer Lehrberuf. Davor wurde er fünf Jahre lang als Ausbildungsversuch geführt.
Daniela Kräutler aus Hohenems hält bereits ihr Meisterdiplom als staatlich geprüfte Hufschmiedin in Händen. Die 21-jährige Vorarlbergerin gilt in der Branche als besonderes Talent. Die Lehrzeit schloss sie mit sehr gutem Erfolg ab. „Frauen arbeiten vielleicht genauer und sauberer als Männer“, sagt sie. Derzeit befindet sich die 21-Jährige auf dem Sprung in die Selbstständigkeit. Sie sei noch auf der Suche nach einem VW-Bus, erklärt Kräutler, die Kundennachfrage aber sei „super“.
Viele Jahre waren die Dienste eines Hufschmieds kaum noch gefragt. Seit den 1970er-Jahren hat der einstige Traditionsberuf in Österreich immer mehr an Bedeutung verloren. Dass er jetzt eine Renaissance erlebt, hat vor allem mit dem Trend zum Freizeitpferd zu tun. Die Anzahl der Pferde ist in den vergangenen Jahren österreichweit auf rund 120.000 gestiegen.
„Ein Pferd ist bezahlbar geworden, auch die Leidenschaft für die Tiere ist wieder gewachsen“, sagt Wilfried Wallner, Hufschmied im Pferdezentrum Stadl-Paura und Obmann des österreichischen Hufschmiedeverbands. Ein Freizeit- pferd sei um 2000 bis 5000 Euro zu haben, das Einstellen koste rund 300 Euro im Monat. Was den Beruf des Hufschmieds beflügelt: Etwa fünf Mal im Jahr brauchen die eleganten Vierbeiner neue Hufeisen.
Daniela Kräutler hat es dabei mit besonderen Tieren zu tun. Sie verpasst überwiegend Turnierpferden neue „Schuhe“. Alle sechs bis acht Wochen werden die Hufe mit Messer, Zange und Raspel gepflegt. Auch Bohr- und Schleifmaschine zählen zur Ausrüstung der Hufschmiedin, in einem kleinen Gasofen werden die Hufeisen bei Bedarf erhitzt und geformt. „Die Eisen müssen individuell angepasst werden, kein Huf ist wie der andere“, erklärt Kräutler.
In der Ausbildung steht auch das eigenhändige Schmieden von Hufeisen auf dem Lehrplan. „Das war ein harter Tag“, erzählt Kräutler. „Von sechs Uhr früh bis sechs am Abend haben wir geschmiedet.“Wie sie den körperlich anstrengenden Job überhaupt schafft? „Ich gehe als Ausgleich ins Fitnessstudio“, sagt die 21-Jährige. Ein Pferd „und ein paar Ziegen“hätten auch die Eltern immer schon gehabt. In den Sommerferien sei sie „als Aufhalterin“mit der Schmiede unterwegs gewesen. Sie selbst verwendet heute einen Hufbock.
Anzupacken gibt es für alle genug. „Wir haben keine arbeitslosen Hufschmiede“, sagt der Bundesbeauftragte in der Wirtschaftskammer Österreich, Josef Frech. Derzeit gebe es 300 selbstständige Hufschmiede, rund 1000 Personen seien im Gewerbe beschäftigt, überwiegend in Kleinstbetrieben mit drei bis vier Mitarbeitern. 40 Betriebe bilden auch aus.
Bei der Anzahl der Lehrlinge hofft der Branchensprecher nach der jüngsten Aufwertung des Lehrberufs auf einen ordentlichen Schub. „Derzeit haben wir in ganz Österreich 15 Lehrlinge, wir bräuchten aber jedes Jahr 20 bis 25 neue Hufschmiede“, betont Frech. Während das Gewerbe etwa in Tirol und Oberösterreich floriere, seien Salzburg und die Steiermark „ein bisschen die Stiefkinder“.
Rund 5000 Euro hat Daniela Kräutler für die Ausrüstung, die sie für ihren Beruf braucht, bisher investiert – „noch ohne Auto“. Bis zu eineinhalb Stunden ist sie mit einem Pferd beschäftigt. Wichtig ist dabei nicht nur ein gesicherter Arbeitsplatz mit festem Boden. „Vor allem dem Pferd sollte es gut gehen“, sagt die Hufschmiedin. Das aber kann sein Verhalten auch blitzartig ändern. „Einmal“, gesteht die 21-Jährige und bleibt dabei ziemlich gelassen, „hat es mich schon durch die Luft geschleudert.“
„Wir bräuchten jedes Jahr 20 bis 25 neue Hufschmiede.“