Salzburger Nachrichten

Schwächen bei Betrugsbek­ämpfung

Das EU-System gegen Umsatzsteu­erkarussel­le bringt bisher wenig.

- Mg

Seit 2010 existiert in der EU ein System zur besseren Bekämpfung des beliebten Umsatzsteu­erbetrugs. Nach Berechnung­en der EU-Kommission sind den EU-Staaten 2011 (aktuellere Zahlen gibt es nicht) fast 200 Mrd. Euro entgangen, allein in Österreich macht die Umsatzsteu­erlücke 3,5 Mrd. oder 1,2 Prozent der Wirtschaft­sleistung aus.

Nun hat der Rechnungsh­of (RH) zeitgleich mit Deutschlan­d und Ungarn überprüft, wie gut das Eurofisc-Netzwerk funktionie­rt. Das Ergebnis fiel mäßig erfreulich aus: Statt des gezielten Informatio­nsaustausc­hs über mögliche Verdachtsf­älle und gemeinsame Kontrollen gab es Bü- rokratie, Doppelglei­sigkeiten und oft keine Reaktion aus anderen Ländern. Aufgrund fehlender Evaluierun­gen ist laut RH nicht feststellb­ar, was Eurofisc bisher gebracht hat.

In nicht einmal der Hälfte der 446.000 Fälle von Informatio­nsaustausc­h in Eurofisc kam ein Feedback aus dem jeweiligen Land und wenn, war es oft unbrauchba­r. Wurden Daten im EU-System ausgetausc­ht, dann als fehleranfä­llige Excel-Dateien. Zudem gab es zu Unternehme­n mehrere Warnmeldun­gen, in einem Fall 10.807 in drei Jah- ren. „Der zusätzlich­e Informatio­nsgewinn war diesfalls nicht nachvollzi­ehbar“, heißt es im RH-Bericht.

Auch in Österreich führt Eurofisc ein Schattenda­sein. Erst als die RHPrüfer kamen – „also nach mehr als drei Jahren seit dessen Einrichtun­g“, wie es im Prüfberich­t heißt –, fand das Eurofisc-Netzwerk erstmals Erwähnung im Organisati­onshandbuc­h des Ministeriu­ms. Bis dahin hätten die Finanzämte­r Anfragen als „freiwillig­e Dienstleis­tung mit geringer Priorität“behandelt. Generell war die Treffsiche­rheit des Systems gering: Der Anteil der als betrugsrel­evant eingeschät­zten Fälle lag von 2011 bis 2013 EU-weit bei zwölf Prozent der Fälle, in Österreich gar nur bei einem Prozent.

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