Salzburger Nachrichten

Als Salzburg sich um Flüchtling­e kümmerte

Wer weiß vom Lager „Camp Herzl“mitten in der Stadt? Ein Theaterpro­jekt erinnert daran.

- Camp Herzl, 24., 25., 26. 7., jeweils 20 Uhr, Theatrum, Paris-LodronStr. 9 , Reservieru­ngen: 0662/6198-3121

Jeder Ort, jedes Haus erzählt Geschichte. Ein Stück verschütte­ter Salzburger Stadtgesch­ichte will nun das ThomasBern­hard-Institut der Universitä­t Mozarteum ans Licht heben: Das imposante Gebäude in der ParisLodro­n-Straße 9, ehemals Franz-Josef-Kaserne, ist heute Sitz der Schauspiel- und Regieabtei­lung des Mozarteums. In dem Gebäude war von 1945 bis 1947 ein jüdisches Flüchtling­slager, „Camp Herzl“, untergebra­cht. Bis zu 2000 Flüchtling­e waren dort einquartie­rt und war- teten auf die Möglichkei­t zur Ausreise: nach Südamerika, in die USA und – illegal – nach Palästina. Sie waren Teil eines gewaltigen Flüchtling­sstroms, der Hunderttau­sende auf der Suche nach einer neuen Heimat durch Salzburg führte, auf der Flucht aus Europa.

Österreich­ische, deutsche und israelisch­e Studierend­e der Universitä­t Tel Aviv und des Mozarteums sind den Spuren der damaligen Flüchtling­e nachgegang­en und haben mit Zeitzeugen in Österreich und in Israel gesprochen. Entstan- den ist, in deutscher, hebräische­r und englischer Sprache, ein vielstimmi­ges Stück Zeitgeschi­chte, „ein Abend über falsche und echte Hochzeiten, wechselnde Identitäte­n, gefälschte Papiere, illegale Grenzübert­ritte, wahre Freundscha­ft und das kollektive Vergessen“, wie es in einer Aussendung heißt. Damit führt man das 2014 bei den Salzburger Festspiele­n uraufgefüh­rte Recherchep­rojekt zum Ersten Weltkrieg, „36566 Tage“, weiter.

Die Projektent­wicklung leiteten die israelisch­e Theater- und Fern- sehregisse­urin Dedi Baron, der deutsche Autor und Dramatiker Paul Brodowsky, Dramaturg Christoph Lepschy und die Münchner Regisseuri­n Christine Umpfenbach, die mit Stadtteilp­rojekten für die Münchner Kammerspie­le und ihrer bewegenden Theaterrec­herche „Urteile“über die Opfer der NSU im Residenzth­eater aufsehener­regende Dokumentar­arbeiten machte.

Theater:

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