Verschleiert in Oberbayern
Draußen: ein glühend heißer Tag in München. 35 Grad. Drinnen im Regionalexpress nach Salzburg: eine Klimaanlage, die auf Hochtouren arbeitet. Temperatursturz um 20 Grad innerhalb eines Augenblicks. Dazu zieht’s wie im Vogelhaus. Das hält selbst eine Salzburgerin nicht aus, die sonst nichts gegen kühlere Temperaturen hat. Verzweifelt kramt sie in ihrer Tasche: Da war doch irgendwo ein Halstuch – leider nein, das ist in der anderen Tasche, zu Hause. Den dünnen Pullover hat sie auch nicht mitgenommen – bei 35 Grad kein Wunder. Aber die schwarzen Leggings, die sie zuerst unter dem Sommerkleid getragen hat, die sind vorhanden. Nur: Wie soll man die um den Kopf drapieren? Es zieht aufs Ohr, eine Erkältung lauert. Da gibt es keine Rücksichten mehr. Kunstvoll werden die Leggings um den Kopf gewickelt. Die drei Herrschaften, die in Rosenheim zusteigen, wollten gerade um einen noch leeren Platz fragen. Doch dann hält der Erste kurz inne, misst die Leggingsträgerin von Kopf bis Fuß und geht rasch weiter, die anderen folgen. „Schon wieder eine Verschleierte“, denkt er. „Da setzen wir uns nicht hin.“So schnell wird man zur Fremden.