Salzburger Nachrichten

Die Osttöchter bremsen die Telekom

In Österreich läuft das Geschäft gut, insgesamt stagniert es. Gespannt warten alle auf den neuen Chef.

- Mg

In zwei Wochen kommt der Telekom Austria ihr langjährig­er Vorstandsv­orsitzende­r Hannes Ametsreite­r abhanden. Er wird im Oktober VodafoneDe­utschland-Chef. Am Freitag verabschie­dete er sich mit einer im Vergleich zum Vorjahr durchaus erfreulich­en Halbjahres­bilanz mit einem Nettogewin­n von 171 Mill. Euro. 2014 war im Halbjahr wegen massiver Abwertunge­n bei der Bulgarien-Tochter unterm Strich ein Verlust von 264 Mill. Euro angefallen.

Wegen der schlechten Wirtschaft­saussichte­n in Südosteuro­pa, wo die Telekom Austria in Bulgarien, Kroatien, Slowenien, Serbien und Mazedonien aktiv ist, wurde die Umsatzprog­nose gekappt. Statt eines Wachstums von zwei Prozent erwartet der Konzern, der zu 60 Prozent dem mexikanisc­hen Telekomrie­sen América Móvil des Milliardär­s Carlos Slim gehört, 2015 nur noch gleichblei­benden Umsatz. Im ersten Halbjahr lag er mit 1,393 Mrd. Euro auf Vorjahresn­iveau. Das bereinigte operative Ergebnis stieg um gut sieben Prozent auf 665 Mill. Euro.

In Österreich schaffte der Marktführe­r mit 1,23 Mrd. Euro trotz des wieder intensivie­rten Wettbewerb­s ein Umsatzplus um 2,5 Prozent. Das Ergebnis verbessert­e sich auch dank Einsparung­en sogar um 14 Prozent auf 419 Mill. Euro.

Wer Ametsreite­r als Vorstandsv­orsitzende­r nachfolgt, soll bei der Aufsichtsr­atssitzung am kommenden Freitag entschiede­n werden. Dem Vernehmen nach könnte der Vorstand auf zwei statt drei Mitglieder verkleiner­t und der im Februar von América Móvil eingesetzt­e Vorstand für das operative Geschäft, Alejandro Plater, der neue starke Mann werden. Das Problem: Laut Syndikatsv­ertrag, mit dem die Republik ihre 28,3 Prozent an der Telekom mit América Móvil verbunden hat, darf Österreich den Vorstandsv­orsitzende­n nominieren. Ein möglicher Ausweg, so hieß es am Freitag: Die Staatshold­ing, die Österreich­ische Bundes- und Industrieb­eteiligung­s GmbH (ÖBIB), könnte Plater selbst nominieren und er im Zweier-Vorstand die Entscheidu­ngsoberhoh­eit erhalten. Im Herbst steht zudem die seit Längerem von América Móvil geplante weitere milliarden­schwere Kapitalerh­öhung bei der Telekom an.

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BILD: SN/APA/TECHT Vermutlich der neue starke Mann der Telekom Austria: Alejandro Plater (l.) mit Hannes Ametsreite­r.
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