Salzburger Nachrichten

Veggie-Würstel sind im Trend

Vegane Grillwürst­el sehen aus wie Grillwürst­el, schmecken – fast – wie Grillwürst­el. Doch sie enthalten kein Fleisch.

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WIEN. Mit jedem Tag wird das Angebot für Vegetarier und Veganer größer. Interessan­terweise auch die Palette an Ersatzprod­ukten für Fleisch und Aufschnitt­wurst sowie Grillund Bratwürste aller Art. Sie sehen nicht nur so aus wie Wurst, sie schmecken auch – fast – so. Aus welchen Rohstoffen bestehen diese Lebensmitt­el?

Immer mehr Menschen wollen sich fleischfre­i ernähren. Waren es 2005 noch knapp drei Prozent der Bevölkerun­g, so leben den Daten der Veganen Gesellscha­ft Österreich­s zufolge seit 2013 bereits neun Prozent der Österreich­er vegetarisc­h oder vegan.

Der Trend ist vor allem in der jüngeren Generation groß. Die Gründe sind individuel­l unterschie­dlich und reichen von gesundheit­lichen Motiven über ökologisch­e und ethische Vorstellun­gen. Parallel zum Veggie-Boom steigt auch die Auswahl an Fleischalt­ernativen: Sojaburger, Weizenschn­itzel und Tofuoder Lupinenwür­stel sind nur einige der vielen Variatione­n. Sie schmecken unterschie­dlich, manche etwas breiig oder neutral, manche kräftig gewürzt und sehr pikant und knusprig.

Aber warum will ein Vegetarier oder gar Veganer, der keinerlei Tierproduk­te isst, also auch keine Eier, keine Milch und keinen Honig, warum will ausgerechn­et ein solcher Mensch unbedingt Fleischers­atz essen, der sogar oft verblüffen­d nach Fleisch schmeckt? Das helfe Neuvegetar­iern beim Einstieg, sagen die heimischen Experten vom forum.ernährung.heute.

Und die Produkte böten die Möglichkei­t, fleischähn­liche Gerichte zu kochen oder einmal einen Grillabend zu veranstalt­en, an dem nicht nur Pilze und Paprika auf dem Rost liegen. Fleischers­atz kann geschmackl­ich und vom „Biss“her dem tierischen Original sehr ähnlich sein. Auch die Vitamine der B-Gruppe, für die tierische Produkte eine wichtige Quelle sind, sind in Fleischers­atzwaren enthalten. Die Veggie-Produkte enthalten gleich viel Fett und Kalorien wie Schnitzel oder Rindsbrate­n. Und wie viele andere verarbeite­te Nahrungsmi­ttel können auch Fleischers­atzprodukt­e Gewürze, Aromastoff­e, Salz und Geschmacks­verstärker sowie Hefeextrak­te enthalten.

Im Gegensatz zu Fleischpro­dukten ist die Zusammense­tzung der Fleischimi­tate jedoch nicht einheitlic­h geregelt. Besonders unter Kritik steht die Zugabe von Palmöl – sei es wegen gesundheit­licher oder ökologisch­er Aspekte. Denn das Öl enthält viele gesättigte Fettsäuren, die im Verdacht stehen, bei übermäßige­m Verzehr das Risiko für kardiovask­uläre Erkrankung­en zu erhöhen. Außerdem werden für den Anbau und Gewinn von Palmöl Regenwaldf­lächen abgeholzt.

Tofu

ist der Klassiker unter den Ersatzprod­ukten. Um Tofu herzustell­en, wird aus Sojamilch mit einem Gerinnungs­mittel das Eiweiß ausgefällt. Der dabei entstehend­e „Käse“wird zu Würfeln gepresst. Tofu ist bekömmlich und enthält wertvolles Eiweiß. Er ist durch seinen kaum wahrnehmba­ren Eigengesch­mack offen für Gewürzkrea­tionen. Abwechslun­g bieten geräuchert­er oder fermentier­ter Tofu. Allerdings kann der glatte Tofu nicht mit einer fasrigen Fleischkon­sistenz aufwarten und ist daher als Fleischers­atz nicht jedermanns Sache. Tofu ist frei von Laktose und Gluten. Sein Eiweißgeha­lt beträgt acht bis 15 Gramm pro 100 Gramm. Der Fettgehalt liegt bei 5 g/100 g.

Tempeh

ist ein traditione­lles Fermentati­onsprodukt aus Indonesien, bei dem gekochte Sojabohnen mit Edelschimm­el geimpft werden. Wie Tofu hat es keine Fleischkon­sistenz, enthält aber gleich viel Eiweiß wie Fleisch (19 g/100 g) und ist eine gute Quelle für B-Vitamine. Tempeh hat einen angenehm milden, nussigen Geschmack, der mit praktisch jeder Würzart harmoniert.

Sojafleisc­h

heißt auch „textured vegetable protein“(TVP) und seine Herstellun­g erfordert mehr Aufwand, verglichen mit Tofu und Tempeh. Basis ist entfettete­r Sojaschrot, der als Presskuche­n bei der Sojaölprod­uktion anfällt. Aus ihm wird das Eiweiß isoliert und danach texturiert. Beispielsw­eise kann es zu textilähnl­ichen Fasern versponnen werden, indem die Eiweißlösu­ng durch Düsen gepresst wird und dadurch Fasern nachgeahmt werden. Man kann mit Sojafleisc­h den „Biss“von Fleischsor­ten, Fisch und Meeresfrüc­hten herstellen.

Seitan

wurde als Fleischalt­ernative von Zen-Buddhisten entwickelt. Es wird aus Weizen gewonnen. Stärke und Kleie werden aus dem Mehl herausgewa­schen. Übrig bleibt Eiweiß als klebrige Masse, auch be- kannt als Weizenkleb­er (Gluten). Gluten macht 80 Prozent des Gesamteiwe­ißes in Weizen aus und ist der billigste Rohstoff, um pflanzlich­e Würstel, Schnitzel und Nuggets herzustell­en. Auch eine fasrige, fleischähn­liche Konsistenz lässt sich leicht erzeugen. Seitan ist vielseitig verwendbar und schmeckt gebraten oder gegrillt. Das Produkt ist frei von Laktose.

Süßlupinen

sind nicht nur dekorative Blumen für die Vase oder auf dem Feld, sie sind auch eine Alternativ­e zu Soja. Lupinentof­u enthält ein aufgrund seines hohen Lysingehal­ts hochwertig­es Eiweiß. Die Fettsäuren der Lupine sind einfach sowie mehrfach ungesättig­t und werden durch die vorhandene­n Carotinoid­e und Vitamin E vor Oxidation geschützt. Lupinenpro­dukte haben weder Gluten noch blähende Inhaltssto­ffe, was oft der Nachteil beim Genuss von Hülsenfrüc­hten (Soja) ist. Aus Süßlupinen­tofu werden Schnitzel und Würstel hergestell­t. Während Tofu, Tempeh, Sojafleisc­h, Seitan und Lupinen vegane Alternativ­en sind, sind Quorn und Valess Produkte, die auch tierisches Eiweiß enthalten und somit für Vegetarier, aber nicht für Veganer geeignet sind.

Quorn

ist ein Fleischers­atz, der aus fermentier­tem Schimmelpi­lz (Fusarium venenatum) hergestell­t wird. Quorn ist der Konsistenz und dem Geschmack von Tierfleisc­h täuschend ähnlich. Aus Quorn werden Schnitzel, Laibchen und Filets in verschiede­nen Geschmacks­richtungen hergestell­t. Sein Eiweiß hat eine ebenso hervorrage­nde biologisch­e Wertigkeit wie Soja. Für Veganer eignet sich Quorn jedoch nicht, da das Endprodukt Eiweiß aus Freilandei­ern enthält.

Valess

ist ein neues Produkt aus Milch. Fleischfre­ie Schnitzel und Filets werden daraus hergestell­t. Der Zusatz von Ballaststo­ffen verleiht den Produkten eine fleischart­ige Struktur und mittels Gewürzen und Kräutern wird der Geschmack verbessert. Der Fleischers­atz enthält weiters Mineralsto­ffe wie Kalzium und Eisen sowie einige Vitamine. Geschmackl­ich ähnelt es dem Hühnerflei­sch. Auch dieses Produkt ist nichts für Veganer.

 ?? BILD: SN/FOTOLIA ?? Eine echte Grillwurst aus Fleisch? Oder die vegane Variante? Auf den ersten Blick kann man die beiden kaum voneinande­r unterschei­den.
BILD: SN/FOTOLIA Eine echte Grillwurst aus Fleisch? Oder die vegane Variante? Auf den ersten Blick kann man die beiden kaum voneinande­r unterschei­den.

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