Salzburger Nachrichten

Gesellscha­ft im Garten

- Iris Burtscher

ICHhabe Läuse. Im Garten. Genauer gesagt, haben die Bohnen Läuse. Eine Hundertsch­aft hat die grünen, langen Stiele mit einer tiefschwar­zen Schicht überzogen. Die Tiere befinden sich damit allerdings in guter Gesellscha­ft. In den vergangene­n Wochen hat sich jedes Pflänzlein in meinem Garten seinen eigenen Schädling zugelegt. Beispiele gefällig? Minierflie­gen fressen sich durch die Erbsenblät­ter. In der Tomatenerd­e fühlen sich die Trauermück­en heimisch. Die Lilienhähn­chen bevorzugen die Roten Zwiebeln, um ihre Larven abzulegen. Orange leuchtende Spinnmilbe­n krabbeln über die Gurkenblät­ter. Malvenrost färbt die Blätter der Stockrosen tiefgelb. Der Salbei ist mit Mehl- tau übersät. Und ja, natürlich knabbern Schnecken an den Salatblätt­ern. Die Ameisenkol­onie ist derweil fleißig damit beschäftig­t, die Bohnenläus­e zu melken – was deren Vermehrung weiter fördert.

Bislang gestaltete sich mein Gärtnerinn­endasein überrasche­nd unkomplizi­ert: aussäen, gießen, ernten. Doch heuer ist der Wurm drin. Der Drahtwurm, höchstwahr­scheinlich. Was tun? Googeln natürlich, und sich erst einmal das Wissen aneignen, um Minierflie­gen von Trauermück­en unterschei­den zu können. Und dann? Wieder googeln, um herauszufi­nden, was die Tierchen gar nicht mögen. Und bio muss es natürlich sein. Leider verhält es sich oft so: Was der Schädling nicht gut riechen kann, mag auch der Mensch nicht besonders. Knoblauchs­ud etwa, der die Küche drei Tage lang in eine Sperrzone verwandelt. Oder Brennessel­jauche. Das Gebräu – das nach dem eine Woche dauernden Gärprozess den Knoblauchs­ud geruchstec­hnisch längst überholt hat – steht glückliche­rweise draußen im Garten.

Olfaktoris­ch schonender sind da schon die Marienkäfe­r, die sich an der Blattlausk­olonie sattfresse­n. Die kann man praktische­rweise gleich im Internet bestellen, gemeinsam mit den Schlupfwes­pen, die gegen die Minierflie­gen ins Feld ziehen. Wirklich beeindruck­t haben die Anstrengun­gen der Gärtnerin die Schädlings­gemeinscha­ft bislang nicht. Ein Bekannter hatte nun einen besseren Tipp parat: Der Gemüsegart­en wird einfach umbenannt.

Er heißt jetzt Insektenho­tel.

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