„Auch die Römer hatten hier schon ein Gewerbegebiet“
Im Neumarkter Gewerbegebiet Pfongau graben heuer wieder Archäologiestudenten. Gefunden haben sie Reste eines römischen Gutshofs – die sie aber am Ende des Sommers wieder zuschütten.
Schon seit 2000 Jahren ist Neumarkt ein guter Boden für Landwirtschaft und Gewerbe. Das beweisen die Forschungen von Landesarchäologe Raimund Kastler. Mitten im Gewerbegebiet Pfongau graben 15 Studenten nach Resten eines römischen Gutshofs. Er dürfte vom ersten bis zum vierten Jahrhundert nach Christus betrieben worden sein. Die damalige Nutzung des Areals lasse sich mit der heutigen durchaus vergleichen, meint Kastler: „Auch die Römer hatten hier schon eine Art Gewerbegebiet.“Denn im Gutshof wurde einerseits intensiv Ackerbau und Viehzucht betrieben. Archäologe Felix Lang: „Angebaut wurden etwa Weizen, Dinkel, aber auch Karotten und Bohnen.“Anderer- seits gab es klassisches Handwerk – wie etwa eine Werkstätte, eine Schmiede und eine Ziegelbrennerei. Schlackenfunde weisen auf Metallverarbeitung hin.
Üblicherweise seien auf so einem Gutshof 20 bis 50 Mitarbeiter beschäftigt gewesen, sagt Kastler. Denn es galt, bis zu 150 Hektar zu bewirtschaften. Eigentümer des Gutes dürfte eine reiche Familie gewesen sein, die in der Hauptstadt Iuvavum, dem späteren Salzburg, ansässig war.
Dass in Pfongau Sklaven eingesetzt worden seien, glauben die Archäologen nicht, denn auch damals wurde schon bei den Personalkosten gespart. Kastler: „Es gab auch so etwas wie Werkver- träge, und zwar bei Tagelöhnern. Sie in der Erntezeit einzusetzen war billiger als ein Sklave. Denn falls der Sklave krank wurde, musste man für ihn aufkommen. Für den Tagelöhner nicht.“
Aktuell graben die Studenten, die unentgeltlich arbeiten, an einem ehemaligen Wirtschaftsgebäude. Dessen größter Raum maß elf mal 15 Meter. Fix ist aber, dass die freigelegten Mauerreste nach vier Wochen wieder zugeschüttet werden. Ist das nicht frustrierend? „Nein“, findet Kastler: „Wir werten die Funde aus. Dann kann etwas Neues entstehen. Das ist der Lauf der Dinge.“
Der Neumarkter Bürgermeister Adi Rieger (ÖVP), der die Baggerarbeiten im Vorfeld der Grabungen mit 20.000 Euro aus dem Gemeindebudget unterstützte, hofft auf eine Überraschung: „Wenn es Sensationsfunde gibt, würden wir aus der Fläche einen archäologischen Park machen.“
„ Bei Sensationsfunden machen wir einen archäologischen Park.“