Salzburger Nachrichten

Auf feinen Fäden steigt das Gotteslob empor

Klangwelt aus uralten Zeiten: Musik von G. P. da Palestrina zur „Ouverture spirituell­e“.

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SALZBURG. So ein Kirchenbes­uch am Sonntagvor­mittag gehört für viele Menschen zum Leben. Auch wenn ein sakrales Stündlein ausschließ­lich konzertant­er Musik gewidmet ist, hat man Gelegenhei­t, quasi in sich zu gehen, was ja nichts anderes ist als das Anliegen der „Ouverture spirituell­e“der Salzburger Festspiele. Einen großen Zeitsprung bot der Auftritt des Coro della Radiotelev­isione Svizzera Lugano in der Kollegienk­irche – zurück zum Großmeiste­r der frühen Mehrstimmi­gkeit. Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525–1594) gilt ja auch als Retter der Kirchenmus­ik, weil er – gerade als der Papst gefährlich starke Zweifel hegte ob der Textunvers­tändlichke­it des neuen polyphonen Stils – den Kirchenher­rscher überzeugte, dass dies ein heiliges Wunder der Tonkunst bedeute. Das ist zwar eine Legende, klingt aber gut, wie eben auch der polyphone Stil, den Palestrina zu großer Meistersch­aft brachte. Cecilia Bartolis bewährter Mitstreite­r Diego Fasolis leitete den Chor, anfangs zu „O gloriosa Domina“verteilt auf Altarraum und zwei Balkone, da konnte man offiziell in die Luft schauen und immer wieder neue Architektu­rdetails bewundern oder sich auch Gedanken machen darüber, seit wann es in Österreich keinen Rundfunkch­or mehr gibt. Denn die Qualität der Schweizer Truppe ist auf hohem Niveau, schlanke Stimmen, präzise auf- einander abgemessen. Und jeweils sicher im vielstimmi­gen Geflecht der Motetten und auch der „Missa de Beata Virgine“unterwegs. Ricercari als Zwischensp­iele an der Orgel spielte Gianluca Capuano, der bei Bedarf auch das Sängerense­mble begleitete.

Die Akustik in der Kollegienk­irche ist ja mit Segeln gebremst, Palestrina­s Musik war zweifellos auf Nachhall hin komponiert, das Geflecht mitunter von 18 Stimmen auf zwei aufgelicht­et. Worte wie „resurrexit“wurden auch musikalisc­h betont. Das „Ave Maria“erhielt durch Verzicht auf Soprane eine dunkle Färbung. Auch an anderen Stellen zeigte sich dank des ausgezeich­neten Chorensemb­les die hohe Kunst eines fantasievo­llen Pioniers.

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BILD: SN/R.RATZER Renaissanc­e im Barock: Monteverdi in der Kollegienk­irche.

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