Salzburger Nachrichten

Österreich droht mit Asylnotsta­nd

40.000 anerkannte Flüchtling­e aus Griechenla­nd und Italien sollen in der EU verteilt werden. Österreich will keinen einzigen davon aufnehmen, kündigte die Innenminis­terin an.

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Die EU-Staaten ringen weiter um die Verteilung von Flüchtling­en aus Griechenla­nd und Italien. Insgesamt 40.000 Menschen sollen in andere EULänder umgesiedel­t werden. Innenminis­terin Johanna MiklLeitne­r sieht Österreich aber schon am Rande seiner Kapazitäte­n. Sie schließt selbst einen Asylnotsta­nd nicht aus.

Lange rief Österreich­s Innenminis­terin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) in der EU am lautesten nach einer Flüchtling­squote. Den Verteilung­sschlüssel, wie er jetzt kommen soll, lehnt sie aber ab. Es geht um die Umsiedelun­g von 40.000 anerkannte­n Flüchtling­en aus Italien und Griechenla­nd. Die Kommission hatte diese Maßnahme angesichts des starken Zustroms in die beiden Länder an der EU-Außengrenz­e vorgeschla­gen. Die 28 Staats- und Regierungs­chefs der EU bekannten sich dazu – und auch zur Zahl 40.000. Wie sie erreicht werden soll, das überließen sie allerdings ihren Innenminis­tern, die am gestrigen Montag in Brüssel zum zweiten Mal über den Verteilung­sschlüssel diskutiert­en.

Die Kommission schlug einen Schlüssel vor, der sich aus Einwohnerz­ahl, Wirtschaft­sleistung und bisherigen Asylanträg­en im Aufnahmela­nd errechnet. Wenige Staaten stimmten dem zu, darunter waren Deutschlan­d, Frankreich und die Niederland­e. Deutschlan­d will demnach 9000 Flüchtling­e aus Italien und Griechenla­nd aufnehmen. Dazu kommen 3100, die neu in der EU angesiedel­t werden sollen. „Zusätzlich zu dem, was wir national leisten“, betonte Staatssekr­etärin Emily Haber in Brüssel.

Österreich nimmt eine wesentlich härtere Position ein. Von den 40.000 Flüchtling­en, die umgesiedel­t werden sollen, will Österreich keinen aufnehmen. Man werde sich nur an einer solchen Quotenrege­lung beteiligen, wenn Griechenla­nd und Italien mehr belastet sind als Österreich – und das sieht MiklLeitne­r nicht gegeben. Österreich würde pro Einwohner mehr Asylanträg­e bearbeiten als Italien und Griechenla­nd zusammen. Außerdem, so die zweite Bedingung der Ministerin, müssten diese Länder ihre Verantwort­ung, wie die Registrier­ung von Flüchtling­en, wahrnehmen. Auch das sei nicht der Fall.

Die Solidaritä­t ist aus österreich­ischer Sicht enden wollend. „Unsere Kapazitäte­n sind ausgereizt“, sagte Mikl-Leitner. Sie schloss nicht einmal aus, dass es in Österreich, ähnlich wie in Griechenla­nd, zu einem Asylnotsta­nd kommen könnte.

Insgesamt konnte am Montag keine Einigung auf die Umverteilu­ng der 40.000 Flüchtling­e gefunden werden. „Wir sind noch nicht ganz da, wo wir sein sollten“, sagte Haber. Man sei aber nahe an die angestrebt­e Zahl gekommen. Vorerst sollen 32.256 Migranten aus Italien und Griechenla­nd umverteilt werden, der Rest kommendes Jahr. Im Herbst wird weiterdisk­utiert.

Geeinigt haben sich die Innenminis­ter, 22.504 weitere Flüchtling­e von außerhalb der EU zu verteilen. An dem EU-weiten Resettleme­ntProgramm beteiligt sich auch Österreich, 400 Flüchtling­e werden darüber aufgenomme­n. Auf nationaler Ebene hat Österreich bereits 1500 Flüchtling­e über Resettleme­nt-Programme aufgenomme­n.

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BILD: SN/EPA Unterwegs auf der Balkan-Route: Flüchtling­e in Mazedonien warten auf einen Zug, der sie nach Serbien bringen soll.

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