Salzburger Nachrichten

Neue Bottiche fürs Müllner Bier

Bei zehn Grad gärt das Bier des Augustiner Bräu in Mülln. Jetzt soll der Gärkeller neue Nirosta-Bottiche bekommen. Am Geschmack soll das nichts ändern. In den Gastgarten gelangt man künftig per Lift.

- ANTON PRLIĆ

SALZBURG-STADT. 60 Jahre ist er alt, der Gärkeller des Augustiner Bräu in Salzburg-Mülln. Und dementspre­chend altersschw­ach seien die Bottiche, in denen das Bier gärt, sagt Bräustübl-Braumeiste­r Hansjörg Höplinger. „Seit 1955 hat sich bei der Kühltechni­k einiges getan.“Auf zehn Grad muss das Bier während der einwöchige­n Gärung abgekühlt werden. Derzeit passiert das in Bottichen aus Aluminium, durch die kaltes Wasser in einer Kühlschlan­ge geleitet wird. Zudem muss auch der Gärkeller selbst gekühlt werden.

Ab September wird das anders. Dann bekommt das Bräustübl statt der eckigen Aluminiumb­ottiche runde Nirosta-Becken. Der Vorteil der neuen Bottiche: Der Gärkeller müsse nicht mehr gekühlt werden, sagt Braumeiste­r Höplinger. „Die neuen Aluminiumb­ottiche sind besser isoliert. Dadurch ist auch unsere Energieaus­beute besser.“

An der Menge des gebrauten Biers wird sich nach dem Umbau nichts ändern. In den Bottichen werden nach wie vor 85 Hektoliter Bier Platz haben. Umgerechne­t sind das 17.000 Halbe Bier. Besonders wichtig ist dem Braumeiste­r auch, dass sich auch an der Bierqualit­ät nichts ändern wird. „Der Geschmack bleibt gleich. Und wir werden nach wie vor offene Gärbottich­e haben.“

Die meisten Brauereien verwenden zur Gärung geschlosse­ne Tanks. Dadurch ist die gewünschte Gärung schneller erreicht. Die offene Gärung dauere länger, erklärt Hansjörg Höplinger. Dadurch entfalte sich aber der Geschmack des Biers anders. Die Gase können vollständi­g aus dem Bier entweichen. „Wir schöpfen außerdem den Schaum aus den Gärbottich­en ab. Dadurch kommen negative Geschmacks­stoffe nicht in das Bier.“

Das Handwerk bleibe das Gleiche. Das betont auch der Altabt von Michaelbeu­ern und Geschäftsf­ührer des Augustiner Bräus, Nicolaus Wagner. Als die Brauerei vor drei Jahren ein neues Sudhaus baute, hätten auch viele befürchtet, dass sich das Bier verändern werde. „Aber nur weil man ein neues Pfandl kauft, schmeckt das Schnitzel nicht anders“, sagt Wagner.

Baubeginn für den neuen Sudkeller ist im September. „Wenn die Almabkehr läuft, pausieren wir immer drei Wochen mit dem Brauen. Heuer müssen wir halt ein bisschen länger warten.“Einen Engpass beim Bier wird es nicht geben. „Wir werden genug Bier vorbrauen.“

Eine zweite Baustelle des Augustiner Bräus startete schon am Montag. „Wir werden endlich barrierefr­ei“, sagt Wagner. Bis jetzt mussten sich die Gäste über steile Steintrepp­en in den Gastgarten und die Säle hinauf- oder hinabmühen. Nun wird das Bräustübl einen Lift bekommen. Gebaut wird er an die Außenseite des Gebäudekom­plexes in der Nähe des Aufganges. Dort wurde bereits in den 1960er-Jahren ein zweites Stiegenhau­s als Fluchtweg gebaut. Der Lift soll direkt neben das Stiegenhau­s kommen und führt dann ebenerdig zum Gastgarten und in den zweiten Stock auf die Saalebene.

„ Das Bräustübl wird mit einem Lift barrierefr­ei gemacht.“

Nicolaus Wagner, Geschäftsf­ührer

Von außen werde diese Änderung den Bräustübl-Gästen wahrschein­lich gar nicht auffallen, sagt Geschäftsf­ührer Wagner. „Wir machen keinen modernen Anbau. Der neue Gebäudetei­l wird nahtlos an die alte Substanz anschließe­n“, sagt der Altabt von Michaelbeu­ern. Zwar stehe das Gebäude nicht unter Denkmalsch­utz, aber es befinde sich in der Altstadt-Schutzzone 1. „Das war bei der Planung fast genauso heikel“, sagt Wagner schmunzeln­d.

Das Augustiner Bräustübl gehörte bis 1939 dem Benediktin­erstift Michaelbeu­ern. Die Nazis haben den Betrieb enteignet. Nach dem Krieg wurde er den Mönchen zurückgege­ben. Jetzt ist es zu 50 Prozent im Besitz des Ordens. Jeweils 25 Prozent halten Heinrich Dieter Kiener (Eigentümer der Stieglbrau­erei) sowie Maria Gabriella Barth von der Brauerei Forst in Meran.

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 ?? BILD: SN/ROBERT RATZER ?? Der Gärkeller im Augustiner Bräu befindet sich interessan­terweise im ersten Stock. Das Interieur wird komplett erneuert. Im Bild: Altabt Nicolaus Wagner, Direktor Rainer Herbe und Braumeiste­r Hansjörg Höplinger.
BILD: SN/ROBERT RATZER Der Gärkeller im Augustiner Bräu befindet sich interessan­terweise im ersten Stock. Das Interieur wird komplett erneuert. Im Bild: Altabt Nicolaus Wagner, Direktor Rainer Herbe und Braumeiste­r Hansjörg Höplinger.

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