Salzburger Nachrichten

Wahlkampf ums Thema Asyl

Die SPÖ in Wien und die ÖVP in Oberösterr­eich drohen die Landtagswa­hlen im Herbst zu verlieren. Oberösterr­eichs LH Josef Pühringer will nun die Notbremse ziehen.

- SN-pur, APA

Das ungelöste Problem der Asylbewerb­er-Unterbring­ung drückt den Wahlkämpfe­n in Oberösterr­eich und Wien den Stempel auf. In beiden Bundesländ­ern finden im Herbst Landtagswa­hlen statt, da wie dort ist die FPÖ auf dem Vormarsch. Im rot-grünen Wien gibt es bereits Demoskopen, die nach der Wahl am 11. Oktober eine relative Mehrheit der Blauen für möglich halten.

In Oberösterr­eich werden der regierende­n ÖVP massive Verluste in Richtung Freiheitli­che vorausgesa­gt. Dabei hatte Landeshaup­tmann Josef Pühringer noch vor einem halben Jahr wie der sichere Wahlsieger ausgesehen. Die SPÖ außer Tritt, die schwarz-grüne Landesregi­erung ohne gröbere Fehler, die FPÖ eher rabiat und daher ohne Aussicht auf großen Erfolg – so hatte man noch zu Jahresbegi­nn die Situation eingeschät­zt.

Nun wird der ÖVP, die 2009 auf fast 47 Prozent gekommen war, ein Absturz unter die 40-Prozent-Marke vorausgesa­gt, was die politische Karriere des seit 1995 amtierende­n Josef Pühringer wohl beenden würde. Auf Platz zwei sehen die Umfragen die FPÖ von Landespart­eiobmann Manfred Haimbuchne­r, der mit vielsagend­en Slogans wie „Er nennt die Dinge beim Namen“offensicht­lich massiv punkten kann.

Pühringer versucht daher nun intensiv, das für ihn gefährlich­e AsylThema zu entschärfe­n. Seit Langem drängt er auf die Wiedereinf­ührung zumindest temporärer Grenzkontr­ollen zur Abwehr illegaler Einwandere­r. Am Montag kündigte Pühringer ein Sofortprog­ramm an, um die Zeltlager für Asylbewerb­er wegzubekom­men. Nach der Wahl in der Steiermark im Frühjahr waren diese Zelte als Hauptgrund für die Verluste der Großpartei­en genannt worden. Denn Zelte – so analysiert­en Experten damals – würden den Schluss zulassen, dass die Regierungs­parteien die Lage nicht mehr im Griff haben, sondern vom Asylbewerb­er-Zustrom überforder­t seien. Pühringer will daher nun in Oberösterr­eich alle Zeltlager schließen. Stattdesse­n sollen die Asylbewerb­er in Containern untergebra­cht werden.

Konkret lässt Pühringer die Zelte auf dem Gelände des Erstaufnah­mezentrums in Thalham im Atter- gau abbauen, ebenso die Zeltstadt auf dem Polizeispo­rtgelände in Linz. Stattdesse­n werden für 300 Asylsuchen­de nun Containerd­örfer an drei Standorten in Oberösterr­eich errichtet – in der Kaserne Linz-Hörsching und in den Straßenmei­stereien in Mondsee und Ohlsdorf. Das Erstaufnah­mezentrum Thalham ist seit Langem überbelegt. Es soll jetzt so wie das Lager Traiskirch­en durch die Schaffung von Verteilerz­entren in anderen Bundesländ­ern entlastet werden.

Das Erstaufnah­mezentrum Traiskirch­en in Niederöste­rreich vermeldet mit 4300 Asylbewerb­ern einen neuen Belegungsh­öchststand. Laut Innenminis­terium werden alle Menschen versorgt, allerdings stehen für 2000 keine Betten zur Verfügung.

Innenminis­terin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hat die Prognose über die bis Jahresende zu erwartende Asylbewerb­er-Zahl von 70.000 auf 80.000 nach oben revidiert. Sie rief dazu auf, das Problem außenpolit­isch und an seiner Wurzel – in den Krisenstaa­ten – anzupacken. Man müsse den „Migrations­druck“abbauen, forderte sie.

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WWW.SALZBURG.COM/WIZANY Chinesisch­er Börseninde­x . . .
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BILD: SN/APA/HELMUT FOHRINGER Das Lager Traiskirch­en ist überfüllte­r denn je.

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