Wie die Pflegeausbildung geändert werden soll
„Schnell und billig“? Der Begutachtungsentwurf der Gesundheitsministerin löst Kritik aus.
Gewerkschaft, Gesundheits- und Krankenpflegeverband, Hilfsorganisationen: Immer lauter wird die Kritik an der vom Gesundheitsministerium in Begutachtung geschickten Reform der Pflegeausbildung. Nachvollziehbarer wird sie dadurch für Ministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) nicht. Lange sei verhandelt und mit allen Spielern im Pflegesystem diskutiert worden, heißt es in ihrem Büro: „Wir waren um den Ausgleich aller Interessen bemüht.“
Oberhausers Reform sieht vor, dass es künftig Pflegeberufe auf drei Niveaus geben wird: Ganz oben den gehobenen Dienst (die diplomierte Pflegerinnen und Pfleger); hier wird die Ausbildung nach einer gewissen Übergangszeit (ab 2024) nur noch an Fachhochschulen stattfinden.
Als Mittelding zwischen Diplom und „einfacher“Pflegehilfe wird das Berufsbild der Pflegefachassistenz neu geschaffen. Die Ausbildung wird zwei Jahre dauern und den Zugang zur Berufsreifeprüfung (und so zu einem späteren FH-Studium) öffnen. Fachassistentinnen und -assistenten werden ohne verpflichtende Aufsicht eine Reihe festgelegter Tätigkeiten durchführen dürfen (etwa das Legen und Entfernen von Magensonden über die Nase) und auch freiberuflich arbeiten können.
Am unteren Ende wird der Beruf der Pflegehilfe in Pflegeassistenz umbenannt, die Ausbildung wird wie bisher ein Jahr dauern, Hilfe im Haushalt und andere nicht pflegerische Arbeiten werden nicht mehr gemacht werden müssen, alle anderen Tätigkeiten festgeschrieben. Dazu werden – unter Aufsicht – u. a. die Blutabnahme oder die Verabreichung von Insulinspritzen gehören. Eine Weiterbildung zur Fachassistentin/zum Fachassistenten ist jederzeit möglich.
Stattfinden werden beide Pflegeassistenzausbildungen an den Gesundheits- und Krankenpflegeschulen und den Schulen für medizinische Assistenzberufe. Ziel der Ausbildung auf drei Stufen ist es laut Oberhauser, dass für jeden Bedarf in der Pflege – wenig, mittel, viel – Personal mit entsprechendem Ausbildungsniveau dabei ist.
Hier hakt eine der Kritiken ein, jene der ÖGB-Fachgruppenvereinigung Gesundheits- und Sozialberufe: „Schnell und billig soll es offensichtlich sein.“Die in der Pflege aktiven großen Hilfsorganisationen sehen die Behindertenarbeit zu wenig berücksichtigt. Der Gesundheits- und Krankenpflegeverband kritisierte, dass Pflegefachassistenten künftig nach einer kürzeren Ausbildungszeit das tun dürften, was bisher nur Diplomierte dürfen, und sieht die Qualität in Gefahr.