Vorspanndienste für den Herrn Bundespräsidenten
Warum wir die Straße räumen müssen, wenn ein Staatsgast es eilig hat.
Falls Sie am Samstagabend in Salzburg im Stau gestanden sein und mit dem Auto nicht und nicht weitergekommen sein sollten, trösten Sie sich: Sie haben es für einen guten Zweck getan. Nämlich dafür, dass unser hoher Staatsgast, der rumänische Staatspräsident, zügig ins Hotel fahren konnte.
Die daraus resultierende Zeitersparnis für den Staatenlenker ist ein derart hehres Ziel, dass es mit ein bisschen Lebenszeit von, sagen wir, 300 im Stau stehenden Salzburgern wahrlich nicht zu teuer erkauft ist.
In Wien würde über so etwas überhaupt kein Wort verloren. Dort werden alle Tage wie von Zauberhand die Autofluten geteilt, damit ein schwarz be-limousinierter Staatsgast elegant über den von lästigen Normalsterblichen gesäuberten Asphalt gleiten kann.
Wobei sich gar nicht selten herausstellt, dass besagter hohe Herr ein paar Jahre später in seiner Heimat wegen dieses oder jenes Verbre- chens hinter Gitter wandert. Das spielt aber gar keine Rolle. Denn wir räumen die Straße ja nicht für die Person, sondern für das Amt, das sie bekleidet.
Und wir können von Glück reden, dass wir in einer Demokratie leben. Da sind alle gleich (und, wie man sieht, nur manche gleicher). Schauerlich ging es früher in den Monarchien zu. Wenn die Herrscher über die Alpen zogen, um sich beim Papst ihre Kaiserkrone abzuholen, mussten nicht nur eilig alle Passstraßen geräumt werden. Nein, die wackeren Tiroler hatten dem Kaiser sogar Vorspanndienste zu leisten. Das heißt, sie mussten ihr Vieh oder, falls solches nicht vorhanden, sich selbst vor den kaiserlichen Tross spannen und diesen eigenhändig bergan ziehen.
Da sieht man wieder, wie human unsere heutigen Zeiten sind. Nie würde Heinz Fischer auf die Idee kommen, eine Handvoll Salzburger von der Straße wegfangen und vor seine Staatskarosse spannen zu lassen. Nie! Der einzige Vorspanndienst, den wir ihm leisten, besteht darin, dass wir die mit unserem Steuergeld errichteten Straßen verlassen müssen, sobald er mit einem Gast daherkommt.
Diesen Dienst leisten wir selbstverständlich auch gern dem Bundeskanzler, den Ministern und Landeshauptleuten. Alle diese Amtsträger dürfen sogar durch Rettungsgassen brausen, was insofern seine Richtigkeit hat, als sie ja immer zu unserer Rettung unterwegs sind.
Eine gern gewährte Vergünstigung besteht auch darin, dass sie überall parken dürfen. Oder haben Sie schon einmal einen Minister beim Parkplatzsuchen gesehen? Eben. Das Privileg, nie einen Parkplatz suchen zu müssen, teilen unsere Polit-Gewaltigen übrigens mit den Kommissaren im „Tatort“. Sie tappen ja auch meist ganz ähnlich im Dunkeln.