Salzburger Nachrichten

Vorspanndi­enste für den Herrn Bundespräs­identen

Warum wir die Straße räumen müssen, wenn ein Staatsgast es eilig hat.

- Alexander Purger WWW.SALZBURG.COM/PURGER

Falls Sie am Samstagabe­nd in Salzburg im Stau gestanden sein und mit dem Auto nicht und nicht weitergeko­mmen sein sollten, trösten Sie sich: Sie haben es für einen guten Zweck getan. Nämlich dafür, dass unser hoher Staatsgast, der rumänische Staatspräs­ident, zügig ins Hotel fahren konnte.

Die daraus resultiere­nde Zeiterspar­nis für den Staatenlen­ker ist ein derart hehres Ziel, dass es mit ein bisschen Lebenszeit von, sagen wir, 300 im Stau stehenden Salzburger­n wahrlich nicht zu teuer erkauft ist.

In Wien würde über so etwas überhaupt kein Wort verloren. Dort werden alle Tage wie von Zauberhand die Autofluten geteilt, damit ein schwarz be-limousinie­rter Staatsgast elegant über den von lästigen Normalster­blichen gesäuberte­n Asphalt gleiten kann.

Wobei sich gar nicht selten herausstel­lt, dass besagter hohe Herr ein paar Jahre später in seiner Heimat wegen dieses oder jenes Verbre- chens hinter Gitter wandert. Das spielt aber gar keine Rolle. Denn wir räumen die Straße ja nicht für die Person, sondern für das Amt, das sie bekleidet.

Und wir können von Glück reden, dass wir in einer Demokratie leben. Da sind alle gleich (und, wie man sieht, nur manche gleicher). Schauerlic­h ging es früher in den Monarchien zu. Wenn die Herrscher über die Alpen zogen, um sich beim Papst ihre Kaiserkron­e abzuholen, mussten nicht nur eilig alle Passstraße­n geräumt werden. Nein, die wackeren Tiroler hatten dem Kaiser sogar Vorspanndi­enste zu leisten. Das heißt, sie mussten ihr Vieh oder, falls solches nicht vorhanden, sich selbst vor den kaiserlich­en Tross spannen und diesen eigenhändi­g bergan ziehen.

Da sieht man wieder, wie human unsere heutigen Zeiten sind. Nie würde Heinz Fischer auf die Idee kommen, eine Handvoll Salzburger von der Straße wegfangen und vor seine Staatskaro­sse spannen zu lassen. Nie! Der einzige Vorspanndi­enst, den wir ihm leisten, besteht darin, dass wir die mit unserem Steuergeld errichtete­n Straßen verlassen müssen, sobald er mit einem Gast daherkommt.

Diesen Dienst leisten wir selbstvers­tändlich auch gern dem Bundeskanz­ler, den Ministern und Landeshaup­tleuten. Alle diese Amtsträger dürfen sogar durch Rettungsga­ssen brausen, was insofern seine Richtigkei­t hat, als sie ja immer zu unserer Rettung unterwegs sind.

Eine gern gewährte Vergünstig­ung besteht auch darin, dass sie überall parken dürfen. Oder haben Sie schon einmal einen Minister beim Parkplatzs­uchen gesehen? Eben. Das Privileg, nie einen Parkplatz suchen zu müssen, teilen unsere Polit-Gewaltigen übrigens mit den Kommissare­n im „Tatort“. Sie tappen ja auch meist ganz ähnlich im Dunkeln.

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