Salzburger Nachrichten

Ein Liedchen zwitschern

Wie errettet der Graf sein geliebtes Vögelchen aus dem Käfig?

- Der Barbier von Sevilla für Kinder von Gioachino Rossini, ab ca. 4 Jahren, bis 22. August.

„Wer zuletzt lacht, lacht am besten!“, lautet die Binsenweis­heit, die Regisseuri­n Elena Tzavara dem Publikum mit auf den Weg gibt. Denn Graf Almaviva hat mithilfe des gewieften Figaro seine Herzensdam­e Rosina aus den Fängen von Doktor Bartolo befreit. Nun darf er die Auserwählt­e endlich in seine Arme schließen. „Der Barbier von Sevilla für Kinder“ist die heurige Oper für die jüngsten Besucher der Salzburger Festspiele und feierte am Samstag ihre viel betrampelt­e Premiere in der Universitä­tsaula.

Das turbulente Treiben nach Gioachino Rossini ist mit fünf Sängerinne­n und Sängern des Young Singers Project – eines Programms zur Förderung des Sängernach­wuchses im Rahmen der Salzburger Festspiele – besetzt. Andrew Haji, Rafael Fingerlos, Adriana Ferfecka, Gordon Bintner und Ivan Thirion gaben ihr gelungenes Festspield­ebüt und überzeugte­n stimmlich sowie mit Spielfreud­e. Besonders ins Kinderherz geschlosse­n wurde Tenor Andrew Haji, der einen herrlich tollpatsch­igen Verliebten gab. In der Rolle des Grafen ist ihm kein Gitterstab zu unbiegsam, um seine Angebetete aus ihrem Gefängnis zu befreien. Die brenzlige Lage von Rosina verdeutlic­ht ein überdimens­ionaler Vogelkäfig, in dem die Herzensdam­e auf Rettung hofft. Auch der im Lungau geborene Bariton Rafael Fingerlos begeistert­e die Kinder in der Titelparti­e des gerissenen Barbier, als er mit Schere und Schmäh durchs Publikum sauste.

Elena Tzavara, ehemalige Leiterin der Kölner Kinderoper, baut immer wieder solche Interaktio­nen ein. Die Regie involviert Zuseher, Dirigent Duncan Ward und die zehn Musiker der Salzburg Orchester Solisten, um die jungen Besucher bei Laune zu halten. Diese Wechselspi­ele ergreifen die Kinder mit Freuden, suchen unter ihren Sitzen nach Ideen oder pusten Gewitterwi­nd herbei. Auch die originelle­n Kostüme von Elisabeth Vogetseder beflügeln die Fantasie. Uwe Sochaczews­ky besorgte die musikalisc­he Bearbeitun­g. Er verzichtet auf die Chöre zugunsten der bekannten Arien der Originalvo­rlage. Die Verästelun­gen der Handlung subtrahier­t die Regisseuri­n, fokussiert die Liebesgesc­hichte zwischen Rosina und dem Grafen und strafft so den Zweiakter auf altersgere­chte 75 Minuten.

Um die Verständli­chkeit zu stützen, setzt Elena Tzavara Dialoge ein, die dramaturgi­sch nicht immer glücken. Die deutsche Übersetzun­g sowie Bearbeitun­g des Librettos besorgt die Regisseuri­n selbst und schießt hier über das Ziel hinaus, nämlich dann, wenn sie den jungen Figaro den Sponsornam­en tönen lässt und damit Werbung in den Inhalt holt. Das schmerzt doppelt – einerseits für die Kinder im Publikum, anderersei­ts für die Künstler, denen man Respekt vor ihren jungen Karrieren und eine kompromiss­lose Trennung von Bühnenkuns­t und deren Finanzieru­ng wünscht.

Kinderoper:

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BILD: SN/SF/FRANZ NEUMAYR Andrew Haji (Almaviva), Adriana Ferfecka (Rosina).
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