Ein Liedchen zwitschern
Wie errettet der Graf sein geliebtes Vögelchen aus dem Käfig?
„Wer zuletzt lacht, lacht am besten!“, lautet die Binsenweisheit, die Regisseurin Elena Tzavara dem Publikum mit auf den Weg gibt. Denn Graf Almaviva hat mithilfe des gewieften Figaro seine Herzensdame Rosina aus den Fängen von Doktor Bartolo befreit. Nun darf er die Auserwählte endlich in seine Arme schließen. „Der Barbier von Sevilla für Kinder“ist die heurige Oper für die jüngsten Besucher der Salzburger Festspiele und feierte am Samstag ihre viel betrampelte Premiere in der Universitätsaula.
Das turbulente Treiben nach Gioachino Rossini ist mit fünf Sängerinnen und Sängern des Young Singers Project – eines Programms zur Förderung des Sängernachwuchses im Rahmen der Salzburger Festspiele – besetzt. Andrew Haji, Rafael Fingerlos, Adriana Ferfecka, Gordon Bintner und Ivan Thirion gaben ihr gelungenes Festspieldebüt und überzeugten stimmlich sowie mit Spielfreude. Besonders ins Kinderherz geschlossen wurde Tenor Andrew Haji, der einen herrlich tollpatschigen Verliebten gab. In der Rolle des Grafen ist ihm kein Gitterstab zu unbiegsam, um seine Angebetete aus ihrem Gefängnis zu befreien. Die brenzlige Lage von Rosina verdeutlicht ein überdimensionaler Vogelkäfig, in dem die Herzensdame auf Rettung hofft. Auch der im Lungau geborene Bariton Rafael Fingerlos begeisterte die Kinder in der Titelpartie des gerissenen Barbier, als er mit Schere und Schmäh durchs Publikum sauste.
Elena Tzavara, ehemalige Leiterin der Kölner Kinderoper, baut immer wieder solche Interaktionen ein. Die Regie involviert Zuseher, Dirigent Duncan Ward und die zehn Musiker der Salzburg Orchester Solisten, um die jungen Besucher bei Laune zu halten. Diese Wechselspiele ergreifen die Kinder mit Freuden, suchen unter ihren Sitzen nach Ideen oder pusten Gewitterwind herbei. Auch die originellen Kostüme von Elisabeth Vogetseder beflügeln die Fantasie. Uwe Sochaczewsky besorgte die musikalische Bearbeitung. Er verzichtet auf die Chöre zugunsten der bekannten Arien der Originalvorlage. Die Verästelungen der Handlung subtrahiert die Regisseurin, fokussiert die Liebesgeschichte zwischen Rosina und dem Grafen und strafft so den Zweiakter auf altersgerechte 75 Minuten.
Um die Verständlichkeit zu stützen, setzt Elena Tzavara Dialoge ein, die dramaturgisch nicht immer glücken. Die deutsche Übersetzung sowie Bearbeitung des Librettos besorgt die Regisseurin selbst und schießt hier über das Ziel hinaus, nämlich dann, wenn sie den jungen Figaro den Sponsornamen tönen lässt und damit Werbung in den Inhalt holt. Das schmerzt doppelt – einerseits für die Kinder im Publikum, andererseits für die Künstler, denen man Respekt vor ihren jungen Karrieren und eine kompromisslose Trennung von Bühnenkunst und deren Finanzierung wünscht.
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