Was die Integration vieler Muslime behindert
Eine kritische Auseinandersetzung mit der Idee der multikulturellen Gesellschaft. Führt der Einfluss des Fernsehens zu Parallelgesellschaften?
„Im Umgang mit dem Islam leisten wir uns einen geradezu grotesken Leichtsinn.“Zu diesem Schluss kommt die pakistanisch-österreichische Menschenrechtsaktivistin Sabatina James in ihrem neuen Buch „Scharia in Deutschland – Wenn die Gesetze des Islam das Recht brechen“.
Anders als der Titel vielleicht vermuten lässt, setzt sich die zum Katholizismus konvertierte frühere Muslima nicht nur mit juristischen Fragen auseinander. Sie befasst sich auch mit Themen wie fehlgeleiteter Integration oder der Macht von Familienclans und geht der Frage nach, ob der Koran „eine Lizenz zum Töten“biete. Ein ganzes Kapitel widmet James der Zwangsheirat und dem Ehrenmord – zwei Themen, die eng miteinander verknüpft sind. Eine kritische, wenn nicht sogar vorwurfsvolle Betrachtung des Islam zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch, ergänzt durch Zitate aus dem Koran sowie Erzählungen von Betroffenen.
Von den rund fünf Prozent Muslimen in der deutschen Bevölkerung seien nur die wenigsten auch wirklich in die Gesellschaft integriert, schreibt James. Die Ursache hierfür liege mehrere Jahrzehnte zurück: Zuwanderer bevölkerten die ehemaligen Arbeiterviertel in den Städten und dadurch entstanden „eigene soziale Netzwerke, aus de- nen letztlich Parallelgesellschaften erwuchsen“. Lange Zeit habe man angenommen, dass sich die Muslime mit der Zeit selbst integrieren würden. Diese Hoffnung habe sich aber nicht erfüllt.
Den Grund dafür sieht James vor allem im Fernsehen, das kulturelle Inhalte aus den Herkunftsländern der Migranten direkt in ihre Wohnzimmer sende. „Nicht zuletzt dieser technischen Entwicklung ist es zu verdanken, dass die Sprachkenntnisse vieler Kinder der zweiten Einwanderergeneration häufig schlechter sind als die ihrer Eltern.“
„Jeder vierte Muslim lehnt Integration ab“, zitiert James aus einer Studie des deutschen Innenministeriums. Die Ursache für das Scheitern der Integration sieht die Autorin in der „fehlenden Demokratietauglichkeit des Islam in seiner Gesamtheit und an der Scharia – einer unheilvollen und diskriminierenden Vermengung von Religion, Politik und Recht“. Auch der Koran ist in ihren Augen eine Bremse für die Integration. „Dieser stellt die Integration seiner Anhänger in eine westliche Gesellschaft als nicht erstrebenswert dar“, schreibt die Autorin gestützt auf zahlreiche Texte aus der heiligen Schrift der Muslime.
Hart ins Gericht geht Sabatina James mit Anhängern der von ihr sogenannten „Multikulti-Schickeria“. Die Aktivistin ist vielmehr davon überzeugt, dass „Multikulti“gescheitert sei. „Die Vorstellung, dass Menschen verschiedenster Ethnien in Harmonie miteinander leben, während sie verschiedene Kleidung tragen, verschiedene Religionen und Kulturen praktizieren und sich trotzdem mit Toleranz begegnen, ist zwar eine wünschenswerte Idee, scheitert aber an der Realität.“
Den Befürwortern einer multikulturellen Welt wirft die Schriftstellerin vor, dass sie zwar mit einem „Moralkompass des Guten“die Welt retten wollten, sich aber lediglich über Islamkritik erzürnten, während sie Gewalt gegen Christen in islamistischen Ländern kaltlasse.
Sabatina James – deren bürgerlicher Name ein anderer ist – kam als Kind von Pakistan nach Österreich und wuchs in Linz auf. Sie flüchtete vor ihrer Familie, als diese sie zur Heirat mit einem Cousin in Pakistan zwingen wollte. Mittlerweile ist James zum Christentum konvertiert und lebt in Deutschland seit Jahren unter Opferschutz. Dort gründete sie den Verein Sabatina e. V., der sich gegen Zwangsheirat und für die Selbstbestimmung von Frauen einsetzt.