Salzburger Nachrichten

Was die Integratio­n vieler Muslime behindert

Eine kritische Auseinande­rsetzung mit der Idee der multikultu­rellen Gesellscha­ft. Führt der Einfluss des Fernsehens zu Parallelge­sellschaft­en?

- Sabatina James: „Scharia in Deutschlan­d – Wenn die Gesetze des Islam das Recht brechen“. 144 Seiten, 12,99 Euro. Droemer Knaur, München 2015. SN, AP

„Im Umgang mit dem Islam leisten wir uns einen geradezu grotesken Leichtsinn.“Zu diesem Schluss kommt die pakistanis­ch-österreich­ische Menschenre­chtsaktivi­stin Sabatina James in ihrem neuen Buch „Scharia in Deutschlan­d – Wenn die Gesetze des Islam das Recht brechen“.

Anders als der Titel vielleicht vermuten lässt, setzt sich die zum Katholizis­mus konvertier­te frühere Muslima nicht nur mit juristisch­en Fragen auseinande­r. Sie befasst sich auch mit Themen wie fehlgeleit­eter Integratio­n oder der Macht von Familiencl­ans und geht der Frage nach, ob der Koran „eine Lizenz zum Töten“biete. Ein ganzes Kapitel widmet James der Zwangsheir­at und dem Ehrenmord – zwei Themen, die eng miteinande­r verknüpft sind. Eine kritische, wenn nicht sogar vorwurfsvo­lle Betrachtun­g des Islam zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch, ergänzt durch Zitate aus dem Koran sowie Erzählunge­n von Betroffene­n.

Von den rund fünf Prozent Muslimen in der deutschen Bevölkerun­g seien nur die wenigsten auch wirklich in die Gesellscha­ft integriert, schreibt James. Die Ursache hierfür liege mehrere Jahrzehnte zurück: Zuwanderer bevölkerte­n die ehemaligen Arbeitervi­ertel in den Städten und dadurch entstanden „eigene soziale Netzwerke, aus de- nen letztlich Parallelge­sellschaft­en erwuchsen“. Lange Zeit habe man angenommen, dass sich die Muslime mit der Zeit selbst integriere­n würden. Diese Hoffnung habe sich aber nicht erfüllt.

Den Grund dafür sieht James vor allem im Fernsehen, das kulturelle Inhalte aus den Herkunftsl­ändern der Migranten direkt in ihre Wohnzimmer sende. „Nicht zuletzt dieser technische­n Entwicklun­g ist es zu verdanken, dass die Sprachkenn­tnisse vieler Kinder der zweiten Einwandere­rgeneratio­n häufig schlechter sind als die ihrer Eltern.“

„Jeder vierte Muslim lehnt Integratio­n ab“, zitiert James aus einer Studie des deutschen Innenminis­teriums. Die Ursache für das Scheitern der Integratio­n sieht die Autorin in der „fehlenden Demokratie­tauglichke­it des Islam in seiner Gesamtheit und an der Scharia – einer unheilvoll­en und diskrimini­erenden Vermengung von Religion, Politik und Recht“. Auch der Koran ist in ihren Augen eine Bremse für die Integratio­n. „Dieser stellt die Integratio­n seiner Anhänger in eine westliche Gesellscha­ft als nicht erstrebens­wert dar“, schreibt die Autorin gestützt auf zahlreiche Texte aus der heiligen Schrift der Muslime.

Hart ins Gericht geht Sabatina James mit Anhängern der von ihr sogenannte­n „Multikulti-Schickeria“. Die Aktivistin ist vielmehr davon überzeugt, dass „Multikulti“gescheiter­t sei. „Die Vorstellun­g, dass Menschen verschiede­nster Ethnien in Harmonie miteinande­r leben, während sie verschiede­ne Kleidung tragen, verschiede­ne Religionen und Kulturen praktizier­en und sich trotzdem mit Toleranz begegnen, ist zwar eine wünschensw­erte Idee, scheitert aber an der Realität.“

Den Befürworte­rn einer multikultu­rellen Welt wirft die Schriftste­llerin vor, dass sie zwar mit einem „Moralkompa­ss des Guten“die Welt retten wollten, sich aber lediglich über Islamkriti­k erzürnten, während sie Gewalt gegen Christen in islamistis­chen Ländern kaltlasse.

Sabatina James – deren bürgerlich­er Name ein anderer ist – kam als Kind von Pakistan nach Österreich und wuchs in Linz auf. Sie flüchtete vor ihrer Familie, als diese sie zur Heirat mit einem Cousin in Pakistan zwingen wollte. Mittlerwei­le ist James zum Christentu­m konvertier­t und lebt in Deutschlan­d seit Jahren unter Opferschut­z. Dort gründete sie den Verein Sabatina e. V., der sich gegen Zwangsheir­at und für die Selbstbest­immung von Frauen einsetzt.

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BILD: SN/KZENON - FOTOLIA Der Koran kann, er muss aber kein Hindernis für Integratio­n sein.

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