Das größte Rätsel der Luftfahrt vor Klärung
Vor 16 Monaten verschwand Flug MH370 mit 239 Menschen an Bord spurlos. Eine gefundene Flügelklappe könnte in den kommenden zwei Tagen nun Antworten auf viele Fragen liefern.
Vor 16 Monaten verschwand Flug MH370 mit 239 Menschen an Bord spurlos. Eine gefundene Flügelklappe könnte nun Antworten auf die vielen offenen Fragen liefern.
Zu oft schon haben sie es gehört: Immer wieder bekamen die Angehörigen der Passagiere von Flug MH370 erzählt, die verschwundene Malaysia-Airlines-Maschine sei gefunden worden. Zu oft schon stellte sich dann heraus: Es war kein Wrackteil, sondern nur Müll im Meer.
Nun haben die Ermittler eine neue Spur. Ein Tragflächenstück, das an einer Insel vor Ostafrika angeschwemmt wurde, könnte passen. US-Ermittler wollen laut dem Nachrichtensender CNN auf Fotos ein Merkmal entdeckt haben, das eindeutig auf die Boeing 777 hinweist. Australiens Verkehrsminister Warren Truss sprach am Donnerstag von einer Flügelklappe, auf der die aufgedruckte Nummer BB670 gefunden worden sei. Am selben Strand soll auch ein Koffer angeschwemmt worden sein. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Flügelklappe von einer Boeing 777 stammt“, sagt auch der malaysische Ministerpräsident Najib Razak.
Das Wrackteil soll zur Untersuchung nach Frankreich gebracht werden. Nach Angaben des USLuftfahrtexperten Greg Feith wird auf der südlichen Halbkugel keine weitere 777 vermisst, sodass es sich bei dem Trümmerteil um ein Überbleibsel des Unglücksflugs handeln müsste.
„Ich glaube noch nicht daran“, sagt die 68-jährige Malaysierin Hajah Rema Idris. Sie ist die Tante von Nor Fadzillah Mat Rahim, die am 8. März 2014 in der Maschine von Kuala Lumpur nach Peking saß – dort aber nie ankam. So wie die anderen verschwundenen Passagiere aus 14 Ländern, die an Bord waren. „Auf der einen Seite will ich mich selbst überzeugen. Auf der anderen Seite hoffe ich noch immer, dass sie lebt“, erzählt Idris. Insgesamt 239 Menschen waren an Bord der Boeing, deren Verschwinden zu einem der größten Rätsel der Luftfahrtgeschichte wurde: Entführt? Abgeschossen? Auf einer entlegenen Insel versteckt?
Während die Angehörigen zittern und bangen, untersuchen Experten das gefundene Wrackstück. Es ist ein Glücksfall, dass es am Strand der Insel La Réunion angeschwemmt wurde. Diese liegt vor Afrika und ist als französisches Überseegebiet europäisches Territorium. Wenn das angeschwemmte Wrackteil also wirklich eine Flügelklappe einer Boeing 777 ist, wäre es das erste wichtige Puzzlestück in dem mysteriösen Fall. Dann wüsste die Welt zumindest: Das Flugzeug stürzte ins Meer. Bislang waren nicht die kleinsten Wrackstücke von Flug MH370 aufgetaucht.
Experten warnen allerdings vor zu vielen Schlüssen: „Es wäre vermessen zu behaupten, dass wir damit die Aufklärung des Rätsels hätten“, sagte ein Mitarbeiter der Braunschweiger Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU). Was genau mit MH370 passierte, wird wahrscheinlich erst klar, wenn die Flugschreiber gefunden und ausgewertet sind. Und diese dürften irgendwo in Tausenden Metern Tiefe auf dem Grund des Indischen Ozeans liegen.
Für die Angehörigen ist die Hoffnung das eine. Doch sie wollen etwas anderes: Gewissheit. Die Chinesin Meng Yan, deren Bruder an Bord des Fluges MH370 war, sagt: „Ich glaube nichts ohne eindeutige Beweise. Es ist mehr als ein Jahr her, und es gibt immer noch keinen eindeutigen Beleg, dass das Flugzeug wirklich abgestürzt ist.“Weiter: „Deswegen glaube ich nicht, dass sie tot sind. Wenn sie noch leben, will ich sie sehen. Wenn sie tot sind, will ich die Leichen sehen.“