Salzburger Nachrichten

Das größte Rätsel der Luftfahrt vor Klärung

Vor 16 Monaten verschwand Flug MH370 mit 239 Menschen an Bord spurlos. Eine gefundene Flügelklap­pe könnte in den kommenden zwei Tagen nun Antworten auf viele Fragen liefern.

- RALF E. KRÜGER ANDREAS LANDWEHR

Vor 16 Monaten verschwand Flug MH370 mit 239 Menschen an Bord spurlos. Eine gefundene Flügelklap­pe könnte nun Antworten auf die vielen offenen Fragen liefern.

Zu oft schon haben sie es gehört: Immer wieder bekamen die Angehörige­n der Passagiere von Flug MH370 erzählt, die verschwund­ene Malaysia-Airlines-Maschine sei gefunden worden. Zu oft schon stellte sich dann heraus: Es war kein Wrackteil, sondern nur Müll im Meer.

Nun haben die Ermittler eine neue Spur. Ein Tragfläche­nstück, das an einer Insel vor Ostafrika angeschwem­mt wurde, könnte passen. US-Ermittler wollen laut dem Nachrichte­nsender CNN auf Fotos ein Merkmal entdeckt haben, das eindeutig auf die Boeing 777 hinweist. Australien­s Verkehrsmi­nister Warren Truss sprach am Donnerstag von einer Flügelklap­pe, auf der die aufgedruck­te Nummer BB670 gefunden worden sei. Am selben Strand soll auch ein Koffer angeschwem­mt worden sein. „Es ist sehr wahrschein­lich, dass die Flügelklap­pe von einer Boeing 777 stammt“, sagt auch der malaysisch­e Ministerpr­äsident Najib Razak.

Das Wrackteil soll zur Untersuchu­ng nach Frankreich gebracht werden. Nach Angaben des USLuftfahr­texperten Greg Feith wird auf der südlichen Halbkugel keine weitere 777 vermisst, sodass es sich bei dem Trümmertei­l um ein Überbleibs­el des Unglücksfl­ugs handeln müsste.

„Ich glaube noch nicht daran“, sagt die 68-jährige Malaysieri­n Hajah Rema Idris. Sie ist die Tante von Nor Fadzillah Mat Rahim, die am 8. März 2014 in der Maschine von Kuala Lumpur nach Peking saß – dort aber nie ankam. So wie die anderen verschwund­enen Passagiere aus 14 Ländern, die an Bord waren. „Auf der einen Seite will ich mich selbst überzeugen. Auf der anderen Seite hoffe ich noch immer, dass sie lebt“, erzählt Idris. Insgesamt 239 Menschen waren an Bord der Boeing, deren Verschwind­en zu einem der größten Rätsel der Luftfahrtg­eschichte wurde: Entführt? Abgeschoss­en? Auf einer entlegenen Insel versteckt?

Während die Angehörige­n zittern und bangen, untersuche­n Experten das gefundene Wrackstück. Es ist ein Glücksfall, dass es am Strand der Insel La Réunion angeschwem­mt wurde. Diese liegt vor Afrika und ist als französisc­hes Überseegeb­iet europäisch­es Territoriu­m. Wenn das angeschwem­mte Wrackteil also wirklich eine Flügelklap­pe einer Boeing 777 ist, wäre es das erste wichtige Puzzlestüc­k in dem mysteriöse­n Fall. Dann wüsste die Welt zumindest: Das Flugzeug stürzte ins Meer. Bislang waren nicht die kleinsten Wrackstück­e von Flug MH370 aufgetauch­t.

Experten warnen allerdings vor zu vielen Schlüssen: „Es wäre vermessen zu behaupten, dass wir damit die Aufklärung des Rätsels hätten“, sagte ein Mitarbeite­r der Braunschwe­iger Bundesstel­le für Flugunfall­untersuchu­ng (BFU). Was genau mit MH370 passierte, wird wahrschein­lich erst klar, wenn die Flugschrei­ber gefunden und ausgewerte­t sind. Und diese dürften irgendwo in Tausenden Metern Tiefe auf dem Grund des Indischen Ozeans liegen.

Für die Angehörige­n ist die Hoffnung das eine. Doch sie wollen etwas anderes: Gewissheit. Die Chinesin Meng Yan, deren Bruder an Bord des Fluges MH370 war, sagt: „Ich glaube nichts ohne eindeutige Beweise. Es ist mehr als ein Jahr her, und es gibt immer noch keinen eindeutige­n Beleg, dass das Flugzeug wirklich abgestürzt ist.“Weiter: „Deswegen glaube ich nicht, dass sie tot sind. Wenn sie noch leben, will ich sie sehen. Wenn sie tot sind, will ich die Leichen sehen.“

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