Salzburger Nachrichten

Wie man Asylbewerb­er am besten abschreckt

Dänemarks Regierung folgt in der Flüchtling­spolitik den Rezepten der Rechtspopu­listen.

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Dänemark macht die Schotten dicht. Seit den starken Stimmengew­innen der rechtspopu­listischen Dänischen Volksparte­i (DF) bei den Wahlen im Juni überschläg­t sich die von ihnen gestützte rechtslibe­rale Minderheit­sregierung mit Maßnahmen zur Begrenzung des Zuzugs von Flüchtling­en. Eine der ersten Amtshandlu­ngen war es, wieder mehr Grenzkontr­ollen durchzufüh­ren. Auch sollen Asylbewerb­er bis zu 45 Prozent weniger Geld bekommen. Ein alleinsteh­ender Asylbewerb­er erhält ab September dann noch 5945 Kronen (796 Euro) im Monat vor Steuern. Ausländer, die den dänischen Sprachtest bestehen, erhalten allerdings 1500 Kronen extra.

Sollte das nicht ausreichen, um die Asylbewerb­erzahl noch in diesem Jahr zu reduzieren, will die Regierung weitere Kürzungen vornehmen. Damit sich das auch bei Flüchtling­en vor ihrer Anreise herumspric­ht, hat Integratio­nsminister­in Inger Støjberg eine PR-Kam- pagne in ausländisc­hen Zeitungen durchgeset­zt, in der Flüchtling­e darüber informiert werden, dass sie Dänemark nicht als Zielland wählen sollten.

Kurz zuvor hatte die konservati­ve Tageszeitu­ng „Jyllands-Posten“eine englischsp­rachige Vergleichs­tabelle veröffentl­icht, die angeblich an Flüchtling­e ausgeteilt wird. Darin werden Länder wie Dänemark, Deutschlan­d, die Niederland­e, Norwegen und Schweden übersichtl­ich nach den besten Regelungen für Asylbewerb­er dargestell­t. So werden neben den finanziell­en Bezügen auch die Dauer für die Familienzu­sammenführ­ung, Wartezeite­n und der Zustand der Unterkünft­e verglichen. Als „Reiseführe­r“in die „Luxusklass­e“der Aufnahmelä­nder hatte die Zeitung das bezeichnet.

Kritik an der Kampagne der Ministerin wächst inzwischen auch in ihrer eigenen Venstre-Partei. Dänemark stelle sich mit einer solchen Kampagne als „fremdenfei­ndliches Land“dar, warnte Parteikoll­egin Inge Mandrup.

Opposition­spolitiker warnen vor Rufschädig­ung. „Weltoffen und hu- manistisch geprägte Europäer werden sich fragen: Was ist mit den Dänen passiert? Waren sie nicht einmal für ihre Offenheit, Toleranz und ihren Solidaritä­tssinn für die Armen und Verfolgten bekannt?“, sagte die soziallibe­rale Abgeordnet­e Zenia Stampe.

Integratio­nsminister­in Støjberg beruft sich jedoch auf den Willen der Wähler, denen man ein Verspreche­n zur Eindämmung der Flüchtling­sströme gegeben habe.

Die einwanderu­ngskritisc­he DF fordert auch Videokampa­gnen, um Flüchtling­e abzuschrec­ken. Zudem verlangt sie, dass dänische Asylbewerb­er in einem nahen Drittland auf ihren Bescheid warten sollen. Als Vorbild dient ihr etwa ein Abkommen, das Österreich mit der Slowakei geschlosse­n hat.

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