Salzburger Nachrichten

Es gibt gute Nachrichte­n in einer heißen Zeit

China und die USA setzen überrasche­nd ehrgeizige Klimaschut­zziele. Könnte sein, dass die Erde die Kurve doch noch schafft.

- Martin Stricker MARTIN.STRICKER@SALZBURG.COM

US-Präsident Barack Obama sprach vom „größten und wichtigste­n Schritt, den wir jemals unternomme­n haben“. Binnen 15 Jahren sollen die amerikanis­chen Kraftwerke um mehr als ein Drittel weniger Treibhausg­ase ausstoßen als 2005. Gleichzeit­ig müssen die Stromprodu­zenten den Anteil an erneuerbar­en Energien auf rund ein Drittel erhöhen. Das zielt direkt auf die Kohle, von allen fossilen Energieträ­gern der mit Abstand größte Klimakille­r.

Auch China hat begonnen, den Kurs zu ändern. Das Ziel Pekings: binnen 20 Jahren um 60 bis 65 Prozent weniger Emissionen als 2005. Auch hier geht es um die Kohle. Vor allem aber geht es in diesem Wachstumsm­arkt darum, die vorhandene Energie besser zu nutzen und nicht nur immer mehr Energie zu produziere­n. Das gelingt China schon recht gut. Die Zuwachsrat­e beim Verbrauch ist die geringste seit 1998 – obgleich mit 2,4 Prozent immer noch weltweit die höchste. Chinas Staatskapi­talisten schwenken um, weil das Volk in den Riesenstäd­ten des Landes kaum mehr Luft zum Atmen bekommt.

Barack Obama wird am Ende seiner Amtszeit aktiv, weil der Klimawande­l kein Problem ist, „das wir der nächsten Generation überlassen können“, auch wenn die Republikan­er nach wie vor der Ansicht sind, es handle sich um eine Glaubensfr­age und nicht um wissenscha­ftliche Fakten. Dabei sind die Folgen der von der Menschheit verursacht­en Erderwärmu­ng selbst für ausgemacht­e Dummköpfe Jahr um Jahr deutlicher zu beobachten, von rasant schmelzend­en Gletschern und Polkappen, fehlendem Schnee im Winter bis zu Hitzerekor­den und Dürren im Sommer und sintflutar­tigen Gewitterre­gen. Es gibt einen gar nicht so schwierige­n Ausweg. Wir müssen uns aus dem fossilen Zeitalter und damit von den CO -Emissionen verabschie­den, die das Klima anheizen. Die USA und China nehmen das nun erstmals ernst. Die Europäisch­e Union ist unter deutscher Führung schon einmal vorausgega­ngen. Bereits in fünf Jahren wird laut Schätzung des Energiekon­zerns BP die Wirtschaft der EU weltweit die CO -ärmste sein, und zwar ohne Verarmung, Blackouts und andere Grausamkei­ten, deren Vorhersage zum Standardre­pertoire ewiggestri­ger Manager und Ökonomen gehört.

Das Rezept zur Bewahrung der Welt, wie wir sie kennen, ist der Wandel unseres Wirtschaft­ssystems. Wir brauchen neuen Treibstoff. Vielleicht brauchen wir bei der Gelegenhei­t auch einen neuen Zugang zum Glücklichs­ein. Sieht ganz so aus.

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