Salzburger Nachrichten

Politische­s Chaos Marke „Frank“

Selbstzers­törung à la Team Stronach: Dem Milliardär gehen seine Abgeordnet­en verloren. Nun kündigt er einen Neustart an, die Details will er heute präsentier­en.

- BILD: SN/APA

Wenn Parteigrün­der Frank Stronach aus Kanada nach Österreich kommt, stehen die Zeichen in seiner Partei meist auf Sturm. So auch diesmal: Nach dem Abgang seiner beiden ehemaligen Vertrauten Kathrin Nachbaur und Rouven Ertlschwei­ger in Richtung ÖVP soll es nun Klubobfrau Waltraud Dietrich an den Kragen gehen. Stronach möchte sie dem Vernehmen nach absetzen und durch Robert Lugar ersetzen. Details kündige Stronach beim ORFSommerg­espräch für heute, Dienstag, an. Die Abgänge Nachbaur und Ertlschwei­ger will er mit Klagen eindecken, sein Team soll einen Neustart hinlegen.

WIEN. Das Personalch­aos im Team Stronach geht weiter: Am Montag verdichtet­en sich die Gerüchte, dass nur zwei Tage nach dem Wechsel von zwei Mandataren zum ÖVPKlub Stronachs Klubobfrau Waltraud Dietrich abgesetzt werden soll. Der Parteichef soll keine Freude mehr mit der glücklosen Klubchefin haben und will offenbar wieder Robert Lugar an der Spitze des Parlaments­klubs sehen. Dietrich war dem Vernehmen nach am Montag zu einem Gespräch beim milliarden­schweren Parteigrün­der. Frank Stronach kündigte beim ORF-Sommergesp­räch Details für Dienstag an. Stronach sagte, dass er trotz aller Probleme nicht aufgeben wolle: „Ich bin noch nie gescheiter­t.“Es sei nicht seine Sache, gleich aufzugeben.

Frank Stronach will die nunmehr vier Mandatare, die zum ÖVP-Klub übergelauf­en sind, wegen Schadeners­atz klagen. Stronach wolle gegen den „Wählerbetr­ug“vorgehen, sag- te sein Anwalt Michael Krüger zur APA. Die Höhe der Schadeners­atzklagen, die im Raum stehen, könnte sich an jenen Beträgen orientiere­n, die das Team Stronach durch die Abgänge an Klubförder­ung verliert. Beim Abgang von Marcus Franz und Georg Vetter waren das 214.000, bei Kathrin Nachbaur und Rouven Ertlschwei­ger sind es nun sogar 332.000 Euro.

Die Klage von Stronach ist freilich eher als Verzweiflu­ngsakt zu werten. „Die Klage ist absolut hoffnungsl­os. In der Verfassung gibt es das freie Mandat. Mandatare können in Parlaments­klubs ein- und austreten, wie sie wollen“, sagt Parlamenta­rismus-Experte Werner Zögernitz. Der Parlaments­klub des Team Stronach besteht unterdesse­n nur noch aus sieben Mandataren. Wenn das Team Stronach drei weitere Mandatare verliert, ist auch der Klubstatus – und damit die Klubförder­ung – dahin.

Auch der Salzburger Verkehrsla­ndesrat Hans Mayr – einer der wenigen erfolgreic­hen Stronach-Landespoli­tiker – sieht im Wechsel seiner Parteikoll­egen eine „Wählertäus­chung“: „Dafür habe ich wenig Verständni­s“, sagt er im SN-Gespräch. Er persönlich hätte sich einen anderen Weg gewünscht. „Nämlich, dass alle, die jetzt beim ÖVP-Klub sind, gemeinsam weiterarbe­iten, um was positiv zu verändern.“Die Situation für die Partei sei jedenfalls „ganz schwierig“. Er könne sich auch nicht vorstellen, dass Frank Stronach noch einmal so viel Geld in die Partei stecken wird. Der Imageschad­en treffe alle. Er habe keine Ahnung, wie es mit dem Parlaments­klub und der Bundespart­ei weitergehe. In Salzburg hingegen habe man gute Chancen, dass es auch nach dieser Legislatur­periode eine Fortsetzun­g gebe, „wenn keine Fehler gemacht werden“, ist Mayr überzeugt. „Streit kann man nicht brauchen. Wir müssen da sehr straight arbeiten. Der Landtagskl­ub muss weiterhin ein verlässlic­her Partner der Regierung bleiben“, sagt Mayr und spricht damit die Unstimmigk­eiten zwischen ihm und dem Salzburger Stronach-Klubobmann Helmut Naderer an. In der Vorwoche waren die beiden getrennt zu Frank Stronach zur Aussprache gefahren. Für sich selbst schließt Landesrat Mayr, der aus der ÖVP kommt, einen Parteiwech­sel kategorisc­h aus.

Ebenfalls kategorisc­h ausgeschlo­ssen hat am Montag ÖVPKlubche­f Reinhold Lopatka einen fliegenden Regierungs­wechsel zu Schwarz-Blau, ebenso wie FPÖ-Generalsek­retär Herbert Kickl (dazu fehlen noch mindestens drei Mandate).

„Stronachs Klage auf Schadeners­atz ist absolut hoffnungsl­os.“

W. Zögernitz, Parlaments-Experte

 ??  ??
 ?? BILD: SN/APA ?? Frank bald allein zu Haus?
BILD: SN/APA Frank bald allein zu Haus?

Newspapers in German

Newspapers from Austria