Hoffnung für die vielen Arbeitslosen
Die Betriebe melden wieder mehr offene Stellen, jedoch für besser Ausgebildete.
WIEN. Wirtschaftsforscher, Arbeitsmarktexperten und auch Sozialminister Rudolf Hundstorfer sind sich einig: Die heimische Konjunktur ist zu schwach, um in absehbarer Zeit die im Juli erneut gestiegene Arbeitslosigkeit wieder zu senken. Dennoch können viele Arbeitslose wieder hoffen. Denn seit Jahresbeginn suchen die Betriebe wieder mehr Mitarbeiter. Ende Juli lag die Zahl der gemeldeten offenen Stellen mit 31.119 um 16,4 Prozent über dem Vorjahreswert. Problematisch dabei sei allerdings, dass in den meisten Fällen Arbeitskräfte mit mittleren und höheren Qualifikationen gesucht würden, während 45 Prozent der Arbeitssuchenden nur Pflichtschulniveau hätten, gibt das Sozialministerium zu bedenken.
Im Juli waren in Österreich 376.522 Menschen ohne Job, um gut sieben Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Zugleich stieg auch wieder die Beschäftigung. Grund dafür ist der ungebrochene Anstieg des Arbeitskräftepotenzials insbesondere durch Zuzug aus den Nachbarländern, aber auch weil das Ausweichen in die Früh- oder Invaliditätspension erschwert wurde.
Am stärksten gestiegen ist die Arbeitslosigkeit mit plus 11,2 Prozent in Wien, wo der Druck auf den Arbeitsmarkt sowohl aus dem Inwie auch aus dem Ausland am größten ist. Nach Branchen besonders stark zugenommen hat die Arbeitslosigkeit im Juli im Gesundheits- und Sozialwesen, auf dem Bau und bei Leiharbeitern. Doch auch im Tourismus gab es fast zehn Prozent mehr Arbeitslose. Zudem hat sich die Dauer der Arbeitslosigkeit im Durchschnitt auf 125 Tage verlängert, um 17 Tage mehr als im Vorjahr.
Den Vorschlägen von Finanzminister Hans Jörg Schelling für eine Verschärfung der Zumutbarkeitsbestimmungen für Arbeitslose erteilte der Sozialminister am Montag erneut eine Absage. Dadurch würde eine merkliche Senkung der Arbeitslosigkeit nicht erreicht werden können.
Auch Walter J. Pfeil, Professor für Arbeitsrecht und Sozialrecht an der Universität Salzburg, hält strengere Zumutbarkeitsbestimmungen für den falschen Weg. Damit sich Arbeit lohnt, müsste es stärkere Arbeitsanreize geben. Auch eine Senkung von Lohnnebenkosten wäre hilfreich sowie konjunkturpolitische Maßnahmen.
WIEN. Derzeit sind in Wien 12.109 Asylberechtigte als arbeitssuchend vorgemerkt. Das AMS Wien startet daher mit Ende August ein Pilotprojekt, um in einem ersten Schritt 1000 Flüchtlinge besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren. In Kursen sollen vorhandene berufliche Qualifikationen abgeklärt werden, um sie für Österreich nutzbar zu machen. Momentan sind Kurse in Arabisch, Farsi, Russisch und Französisch vorgesehen. Die meisten asylberechtigten Jobsuchenden sind Syrer und Afghanen, vor allem bei Flüchtlingen aus Syrien sei das Ausbildungsniveau „teilweise recht hoch“, teilte das AMS mit.