Salzburger Nachrichten

Tragluftha­lle statt Zelte: Mikl holt sich Tipps

Die Innenminis­terin reist nach Bayern, wo man Neues in der Flüchtling­sunterbrin­gung testet.

- INGE BALDINGER

WIEN. In Bayern ist sie die Erste ihrer Art: Seit Kurzem steht auf der Festwiese in Taufkirche­n bei München eine aufblasbar­e Tragluftha­lle – umfunktion­iert zur Flüchtling­sunterkunf­t. Ein halbes Fußballfel­d groß ist sie mit Wohn-, Toiletten-, Dusch- und Küchencont­ainern gefüllt und bietet so Platz, um bis zu 300 Asylsuchen­de zu beherberge­n.

Innenminis­terin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) verbindet am Mittwoch einen Besuch bei ihrem bayerische­n Amtskolleg­en Joachim Hermann (CSU) mit ei- nem Abstecher nach Taufkirche­n. Eventuell könnte das Konzept der relativ rasch auf- und abbaubaren Tragluftha­llen auch für Österreich interessan­t werden. Sofern sich nicht auf anderem Weg ausreichen­d Quartiere finden, um den Flüchtling­sstrom zu bewältigen. Eine Verfassung­sbestimmun­g, mit der der Bund den Ländern und Gemeinden die Kompetenze­n für Baubewilli­gungen und Widmungen in der Frage der Flüchtling­sunterbrin­gung entzieht, ist in Arbeit. Das entspreche­nde Durchgriff­srecht wird sich auf Liegenscha­ften beschränke­n, die im direkten oder indirekten Eigentum des Bundes stehen.

Das Erstaufnah­mezentrum in Traiskirch­en war auch am Montag mit 4500 Menschen völlig überfüllt, obwohl das Innenminis­terium über das Wochenende fast 300 Frauen und Kinder in die angrenzend­e Sicherheit­sakademie verlegt hat. Ab Mittwoch herrscht Aufnahmest­opp in Traiskirch­en. Offen ist, wann die Überstellu­ngen ins slowakisch­e Gabcikovo starten. Die Bevölkerun­g des 5000-Einwohner-Ortes hat sich mit 97 Prozent dagegen ausgesproc­hen, für Österreich Asylsuchen­de zu beherberge­n. Bindend ist das für die Regierung in Bratislava nicht. Dort hieß es am Montag, das Abstimmung­sergebnis ändere nichts am vereinbart­en Asylabkomm­en mit Österreich. Im Laufe des Augusts und Septembers sollen je 250 Asylbewerb­er von Traiskirch­en nach Gabcikovo verlegt werden.

Das Rote Kreuz, das derzeit 1500 Asylbewerb­er betreut, kündigte an, weitere 500 übernehmen zu wollen. Und in der Landespoli­zeidirekti­on sind die am Freitag angekündig­ten Kontaktste­llen im Entstehen, in denen alle für das Asylwesen Zuständige­n inklusive Hilfsorgan­isationen zusammenar­beiten, um so für eine schnellere Verteilung in Quartiere in den Ländern zu sorgen. NGO können nun auch direkt Asylbewerb­er zur Betreuung übernehmen.

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