Salzburger Nachrichten

König Salman reiste früher ab

Eine Initiative sammelte rund 150.000 Unterschri­ften gegen die Sonderbeha­ndlung des Königs von Saudi-Arabien. Ob er wegen der Proteste abreiste, ist aber unklar.

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Seine Sonderwüns­che inklusive der Sperre eines Strands hatten viele Franzosen verärgert – jetzt hat Saudi-Arabiens König Salman seinen Urlaub an der Côte d’Azur überrasche­nd vorzeitig beendet. Der 79-jährige Monarch flog am Sonntag von Nizza nach Tanger in Marokko, wie ein französisc­her Behördenve­rtreter sagte.

Damit bekommen die Anrainer wieder Zugang zu einem unterhalb der Königsvill­a gelegenen Strand, dessen Sperre die Gemüter seit Wochen erhitzt hatte. Verärgert reagierten viele Bewohner auch, weil vor der Anreise des Monarchen und ohne Behördenge­nehmigung Bauarbeite­n begonnen wurden – unter anderem ein Lift vom Anwesen zum Strand.

„Man kann davon ausgehen, dass der König seinen Aufenthalt in (dem Badeort, Anm.) Golfe-Juan beendet hat“, sagte der stellvertr­etende Präfekt des südfranzös­ischen Departemen­ts Alpes-Maritimes, Philippe Castanet. Mit Salman sei auch der Großteil seines etwa 1000 Menschen umfassende­n Gefolges abgereist, das in den vergangene­n acht Tagen rund 450 Zimmer in Luxushotel­s in Cannes und der Umgebung belegt hatte. Nach Angaben der saudi-arabischen Botschaft hatte der König einen längeren Aufenthalt in Südfrankre­ich geplant. Demnach wollte Salman bis 20. August an der Côte d’Azur bleiben.

Der Monarch war am 25. Juli in Frankreich gelandet. Wie berichtet, forderten Gegner der Sonderbe- handlung für den König die Behörden in einer Onlinepeti­tion auf, den Strand als „öffentlich­es Eigentum“für alle offen zu halten. Der „Grundsatz der Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz“müsse garantiert werden. Eine Initiative im Internet hatte mehr als 150.000 Unterschri­ften gesammelt, die am Dienstag den französisc­hen Behörden übergeben werden sollten.

Offiziell aber gibt es keine Hinweise darauf, dass der Monarch wegen der Proteste früher abreiste. Wie aus französisc­hen Diplomaten­kreisen verlautet wurde, sei der König nach dem Ende seines Urlaubs abgereist. Er habe sich „sehr zufrieden“über seinen Aufenthalt geäußert. Die Bürgermeis­terin der Gemeinde Vallauris, zu der der Bade- ort Golfe-Juan gehört und in der die saudi-arabische Villa liegt, kündigte nach der Abreise des Königs an, der Strand sei ab Montag früh wieder für alle zugänglich.

Eine Einwohneri­n von Vallauris sagte im Vorfeld, sie habe das ganze Theater „satt“. Natürlich müsse die Sicherheit des Königs gewährleis­tet werden, aber „sie sollten uns schwimmen gehen lassen“. Die französisc­he Polizei sichert mit zahlreiche­n Beamten die Umgebung des Anwesens, das im Jahr 1979 von der saudi-arabischen Herrscherf­amilie erworben wurde und sich einen Kilometer an der Mittelmeer­küste entlangzie­ht. Zudem wurde ein 300 Meter breiter Streifen auf dem Meer für den Schiffsver­kehr gesperrt.

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