Kammerkonzert heißt auch, einfach gute Musik zu hören
SALZBURG. Der Musikfreund hat sich mittlerweile daran gewöhnt, sich auf Konzertkonzepte einzulassen. Man liebt Themen und Motti, die Richtung geben, die vielleicht auch in ungewöhnlichen Zusammenhängen neu hören lassen, Ohren-auf-Programme gewissermaßen.
Da mutet es womöglich fast schon antiquiert an, wenn sich, wie am Sonntag im Großen Saal des Mozarteums, drei Freunde zusammensetzen, um einfach gute Musik zu machen. Und man ertappt sich als Konzertbesucher dabei, dass es durchaus einmal sehr angenehm sein kann, einfach gute Musik zu hören.
Der Pianist Lars Vogt, der Geiger Christian Tetzlaff und seine Schwester, die Cellistin Tanja Tetzlaff, kennen sich lange. Alle drei verfolgen mit Erfolg Solokarrieren, treffen einander aber auch gerne zum Triospiel. Lars Vogts eigenes Festival, die „Spannungen“im Jugendstilkraftwerk Heimbach in der Eifel, ist für eine solche „Familienzusammenkunft“immer wieder Nährboden, musikalische Erkenntnisse auszutauschen und zu vertiefen. Derartige Modelle haben in den letzten Jahren auch der Festivalkultur Impulse gegeben.
Einfach gute Musik: Darüber braucht man sich nicht zu streiten, wenn auf den Notenpulten das fMoll-Trio, op. 65, von Dvořák und das Es-Dur-Trio, D 929, von Schubert liegen. Das sind freilich zwei Kaliber, die mehr als nur „bewältigt“werden müssen. Gleichwohl kann man sie auch sehr direkt und im Grunde kernig-urmusikantisch angehen, mit dem Mut zum robusten Ton, mit frischer Attacke, die im Fortebereich schon auch einmal quasi-symphonisch aufgedreht werden kann.
Vogt und die Tetzlaffs ließen sich, bei strengem Formwillen und klarer Linie, solcherart durch die Klangwogen Dvořáks treiben und tragen, ein kraftvoller Strom guter Musik ergoss sich in die Ohren des begeisterten Publikums.
Bei Schubert liegen die Dinge dann noch einmal tiefer, und da kam zum musikantischen Grundgestus und der famosen Bändigung des gewaltigen Materials auch noch ein ganz feiner kollektiver Klangsinn mit extremen dynamischen Facetten und rhythmisch treibenden Impulsen, die das Abgründig-Gespenstische Schubert’schen Komponierens weder in fadenscheinigem Wohlgefallen auflösten noch übertrieben problematisierten. Drei Gleichgesinnte zogen da an einem Strang und machten: einfach gute Musik.