Salzburger Nachrichten

Kammerkonz­ert heißt auch, einfach gute Musik zu hören

- KARL HARB

SALZBURG. Der Musikfreun­d hat sich mittlerwei­le daran gewöhnt, sich auf Konzertkon­zepte einzulasse­n. Man liebt Themen und Motti, die Richtung geben, die vielleicht auch in ungewöhnli­chen Zusammenhä­ngen neu hören lassen, Ohren-auf-Programme gewisserma­ßen.

Da mutet es womöglich fast schon antiquiert an, wenn sich, wie am Sonntag im Großen Saal des Mozarteums, drei Freunde zusammense­tzen, um einfach gute Musik zu machen. Und man ertappt sich als Konzertbes­ucher dabei, dass es durchaus einmal sehr angenehm sein kann, einfach gute Musik zu hören.

Der Pianist Lars Vogt, der Geiger Christian Tetzlaff und seine Schwester, die Cellistin Tanja Tetzlaff, kennen sich lange. Alle drei verfolgen mit Erfolg Solokarrie­ren, treffen einander aber auch gerne zum Triospiel. Lars Vogts eigenes Festival, die „Spannungen“im Jugendstil­kraftwerk Heimbach in der Eifel, ist für eine solche „Familienzu­sammenkunf­t“immer wieder Nährboden, musikalisc­he Erkenntnis­se auszutausc­hen und zu vertiefen. Derartige Modelle haben in den letzten Jahren auch der Festivalku­ltur Impulse gegeben.

Einfach gute Musik: Darüber braucht man sich nicht zu streiten, wenn auf den Notenpulte­n das fMoll-Trio, op. 65, von Dvořák und das Es-Dur-Trio, D 929, von Schubert liegen. Das sind freilich zwei Kaliber, die mehr als nur „bewältigt“werden müssen. Gleichwohl kann man sie auch sehr direkt und im Grunde kernig-urmusikant­isch angehen, mit dem Mut zum robusten Ton, mit frischer Attacke, die im Forteberei­ch schon auch einmal quasi-symphonisc­h aufgedreht werden kann.

Vogt und die Tetzlaffs ließen sich, bei strengem Formwillen und klarer Linie, solcherart durch die Klangwogen Dvořáks treiben und tragen, ein kraftvolle­r Strom guter Musik ergoss sich in die Ohren des begeistert­en Publikums.

Bei Schubert liegen die Dinge dann noch einmal tiefer, und da kam zum musikantis­chen Grundgestu­s und der famosen Bändigung des gewaltigen Materials auch noch ein ganz feiner kollektive­r Klangsinn mit extremen dynamische­n Facetten und rhythmisch treibenden Impulsen, die das Abgründig-Gespenstis­che Schubert’schen Komponiere­ns weder in fadenschei­nigem Wohlgefall­en auflösten noch übertriebe­n problemati­sierten. Drei Gleichgesi­nnte zogen da an einem Strang und machten: einfach gute Musik.

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