Wiener überlebt Sturz vor U-Bahn
30-Jähriger blieb völlig unverletzt. Er ist nicht der Einzige mit einem fleißigen Schutzengel.
WIEN. Normalerweise kennt man das bestenfalls aus Actionfilmen: Der Held, der den Sturz vor die U-Bahn überlebt, indem er sich ganz flach auf die Gleise legt. Doch genau das ist einem 30-jähriger Wiener passiert. Er blieb unverletzt, obwohl ihn Sonntag früh ein U-Bahn-Zug überrollte.
Die Polizei, die das Video der Überwachungskameras sichtete, bestätigt den Vorfall: Der Mann war kurz nach sieben Uhr früh auf dem Bahnsteig der U2-Station Museumsquartier gestolpert, auf die Gleise gefallen und liegen geblieben. Er soll betrunken gewesen sein. Der U-Bahn-Fahrer versuchte den Notstopp des Zuges einzuleiten, konnte aber nicht verhindern, dass ein Teil des 120 Meter langen Zuges den Mann überfuhr.
Passiert ist ihm nichts, weil zwischen dem Gleiskörper und dem Zugboden 40 Zentimeter Abstand sind, bestätigt Answer Lang, der Sprecher der Wiener Linien. Er rät Fahrgästen, denen Ähnliches zustoßen sollte, es ihm nicht nachzumachen. Sicherer wäre es gewesen, in die Sicherheitsnischen zu kriechen, die sich auf den Seiten der Gleise befinden. „All unsere U-Bahn-Stationen sind videoüberwacht. Es gibt überall Notbremsen und Notsprecheinrichtungen, über die man Hilfe holen kann“, sagt Lang, der die Wiener U-Bahn eine der sichersten der Welt nennt.
Dabei gibt es in Wien im Gegensatz zu Kopenhagen oder Singapur keine Sicherheitstüren auf den Bahnsteigen der U-Bahn, die verhindern, dass jemand hinunterfallen kann. Sprecher Lang weiß auch, wieso: „Das sind alles automatisierte U-Bahnen. Wir bekommen sie mit der neuen Linie U5 auch, die ohne Fahrer fahren wird.“
Konkrete Zahlen, wie viele UBahn-Unfälle pro Jahr passieren, nennt man bei den Wiener Linien keine. Es seien aber „kaum welche“angesichts der über 930 Millionen Fahrgäste pro Jahr. „Es kommt viel häufiger vor, dass Fahrgäste absichtlich auf die Gleise springen, um ihr Handy zu holen, das hinuntergefallen ist“, sagt der Sprecher.
Vor zwei Jahren sorgte ein anderer Vorfall für Schlagzeilen: Ein 51jähriger Mann stieß eine 36-jährige Kenianerin absichtlich auf die UBahn-Gleise. Auch sie hatte Glück. Ein geistesgegenwärtiger Fahrgast zog sie wieder hinauf – wenige Sekunden, ehe der Zug einfuhr. Sie erlitt einen Fersenbruch.
Der Wiener, der Sonntag früh vor die U-Bahn gefallen war, kam noch glimpflicher davon. Im Spital, in das er sicherheitshalber gebracht wurde, konnten die Ärzte keine Verletzungen feststellen. Sein Schutzengel war sichtlich besonders fleißig.
Unglaubliches Glück hatte auch jener 23-jährige Tourengeher aus Oberösterreich, der im April zehn Stunden unter einer Lawine überlebte. Von einem Doppelwunder wurde im Jahr 2004 gesprochen: Zwei Bergsteigern aus Franken wurde bei einer Tour in der Schweiz das Leben gerettet. Erst wurde ein 60Jähriger bei einem Zehn-MeterSturz in eine Gletscherspalte in 3600 Meter Höhe nur geringfügig verletzt. Dann entgingen die Bergsteiger dem Tod bei minus zehn Grad und Schneefall nur dadurch, dass sich eine tschechische Klettergruppe ebenfalls verlaufen hatte und fast genau die Absturzstelle der beiden kreuzte. Mithilfe der Schweizer Rettungsflugwacht Rega wurden der 60-Jährige und der 63Jährige schließlich gerettet.
In Großbritannien aber gilt er als größter Glückspilz aller Zeiten: Alec Alder. 14 Mal soll der Brite dem Tod von der Schaufel gesprungen sein. Er soll vier Autounfälle, einen Sturz von einem Baum und einen Absturz eines Kampfjets überlebt haben.
Mit der U5 kommen die Sicherheitstüren