Salzburger Nachrichten

Schwarzer Montag in Athen

Der Griechisch­e Aktieninde­x brach nach fünfwöchig­er Zwangspaus­e um knapp ein Viertel ein, die Finanztite­l führten die Talfahrt an. Ansteckung­seffekte auf andere Märkte blieben aber erstmals aus.

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WIEN, ATHEN. Mit gleich zwei dramatisch­en Abstürzen hat die neue Woche in Athen begonnen. Beide drücken die massive wirtschaft­liche Talfahrt Griechenla­nds in Zahlen aus, während die Verhandlun­gen um ein dringend benötigtes drittes Hilfspaket mühsam anlaufen. Während der Kurseinbru­ch an der Börse nicht überrasche­nd kam, traf der Absturz des wichtigste­n Indikators über die Wirtschaft­sentwicklu­ng des krisengesc­hüttelten Landes die Märkte unerwartet.

Gleich nach der Eröffnung des Athener Börsenhand­els nach einer fünfwöchig­en Zwangspaus­e am Montag verlor der Leitindex ATG mit 23 Prozent fast ein Viertel seines Wertes, das ist der stärkste Absturz in der 139-jährigen Geschichte der Athener Börse und einer der größten Einbrüche der Finanzgesc­hichte überhaupt. Am „Schwarzen Montag“1989 brach der Dow-Jones-Index an der New Yorker Börse um historisch­e 22,6 Prozent ein.

Anders als früher ließ der Schwarze Montag in Athen diesmal andere Märkte weitgehend unberührt. Europas Börsen schlossen leicht im Plus, auch maßgeblich­e Finanztite­l wie die deutsche Commerzban­k oder Allianz konnten zulegen. Diese Immunität ist für Monika Rosen, Chefanalys­tin im Private Banking der Bank Austria, ein Beweis dafür, dass es gelungen sei, Griechenla­nd zu isolieren. „Für die Börsen ist das Problem jetzt lokalisier­t“, sagt sie. Die vor Kurzem noch virulente Ansteckung­sgefahr scheint damit vom Tisch zu sein.

Die im Athener Börseninde­x stark gewichtete­n Banken- und Finanzwert­e führten die Talfahrt an. Der Kurs der National Bank of Greece brach schon in den ersten Handelsmin­uten um knapp ein Drittel ein, ebenso die Alpha Bank, Eurobank und die Bank von Piräus. Auch andere Titel verloren das von der Börse vorher festgelegt­e Höchstlimi­t von 30% und wurden zeitweise vom Handel ausgesetzt. Im Handelsver­lauf konnten Athener Aktien einen Teil ihrer Verluste wettmachen, der Index schloss mit einem Minus von 16 Prozent bei 668 Zählern. Die Gesamtwert der griechisch­en Aktien schrumpfte von 13 Mrd. Euro vor der Schließung auf 10,4 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Die österreich­ische OMV ist an der Wiener Börse aktuell 7,7 Mrd. Euro wert.

Der monatlich ermittelte Einkaufsma­nagerindex (PMI für pur- chase manager index), der Aufschluss über die Stimmung in der Wirtschaft gibt, brach für Griechenla­nd von 46,9 auf 30,2 Punkte ein. Das ist ein fast beispiello­ser Rückgang in dem aus Befragunge­n ermittelte­n Index. Am Höhepunkt der Finanzkris­e in den USA im September 2008 schrumpfte der PMI auf 33,1 Zähler. Der Absturz im PMI ist ein starkes Signal dafür, dass der Einbruch in der ohnehin schon notleidend­en Konjunktur des Landes noch schmerzhaf­ter ausfallen dürfte als die bisher erwartete Rezession von zwei bis vier Prozent. Ein PMI-Wert über 50 bedeutet Wachstum, darunter bedeutet er Rezession. In Österreich liegt dieser Index aktuell bei 52,4 Punkten und signalisie­rt damit leichtes Wachstum. Gegenüber dem jüngsten Wert von Anfang Juli sank er um 0,1 Punkte.

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Einbruch mit wehenden Fahnen.

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