Thiem ist zurück im Stadion seiner größten Emotionen
In Kitzbühel erlebte der Jungstar sein erstes Finale und seine bitterste Pleite. Dort will Thiem seinen Lauf prolongieren.
KITZBÜHEL. Mit den harten und selbstkritischen Worten „Es kotzt mich alles so an“hatte Dominic Thiem erst vor 16 Tagen Kitzbühel verlassen. Ausgerechnet dort, wo er im Davis Cup die zwei wohl bittersten Niederlagen seiner jungen Karriere hinnehmen musste, erreicht dieser Tage der Hype um Österreichs Tennis-Shootingstar ein neues Niveau. Viele Jahre nicht mehr, zuletzt zu Thomas Musters Zeiten, war das Griss um einen Lokalmatador größer. Kein Wunder, kommt der 21-Jährige doch als frischgebackener zweifacher Turniersieger und Nummer 21 der Welt zu den Generali Open.
Ausgerechnet in Kitzbühel ist Thiem erstmals bei einem ATP-Turnier topgesetzt. An jenem Ort, an den er nur prägende Erinnerungen hat: „Es sind hier so viele Dinge zum ersten Mal passiert. Der erste Sieg überhaupt auf Profi-Ebene vor fünf Jahren, das erste Mal im Hauptbewerb, das erste Viertelfinale, das erste Finale und jetzt zum ersten Mal eins gesetzt“, erklärt Thiem.
Mit acht Siegen in Serie ist nicht nur bei den Fans die Erwartung groß, das Selbstvertrauen größer als die Müdigkeit: „Ich werde noch einmal alles rausholen, weil Kitzbühel ein ganz großes Saisonhighlight ist. Der Hattrick (nach Umag und Gstaad) ist weit weg, aber ich hoffe, dass ich gut spielen werde.“
Drei Turniersiege in Serie, das gelang zuletzt Rafael Nadal 2009. Den Vergleich mit großen Namen scheut Thiem aber gekonnt, obwohl er weiß, dass heuer nur Novak Djokovic (6 Saisontitel), Roger Federer (4), Nadal (3) und Andy Murray (3) mehr oder gleich viele Trophäen gestemmt haben. „Djokovic hat zwei Grand Slams gewonnen, Federer und Nadal 500er-Turniere – das ist schon noch eine andere Liga“, hält Thiem den Ball flach.
Dass ihm heuer nach einem mäßigen Saisonstart wieder ein großer Sprung gelungen ist, erklärt sich Thiem mit seiner verbesserten Fitness. Bis zu sechs Kilogramm Kampfgewicht hat er verloren. Sich auf den Lorbeeren auszuruhen ist ihm fremd. „So hart es klingt, aber Gstaad ist schon wieder Vergangenheit und irgendwie ist man nie dort, wo man sein möchte. Als Sportler darf man nie zufrieden sein. Man will immer mehr“, erklärt Thiem.
Er startet morgen, Mittwoch, ins Turnier. Gewinnt Andreas HaiderMaurer heute gegen João Souza (BRA), dann kommt es zum Österreicher-Duell. Außerdem sind heute Jürgen und Gerald Melzer im Einsatz. Für einen gelungenen Auftakt aus heimischer Sicht sorgte Dennis Novak. Der 21-jährige Niederösterreicher, als Weltranglisten-256. dank einer Wildcard am Start, besiegte den Briten Aljaz Bedene 6:7(2), 6:4, 6:1 und feierte damit seinen ersten Sieg auf der ATP-Tour.