Im Altersheim Europa stört das Lachen der syrischen Kinder
Die syrischen Kinder, die Europa heute schlecht behandelt, könnten morgen den Kontinent vor der Armut bewahren.
Die Bekämpfung der Flüchtlinge als Feinde hat nun ganz Europa erfasst. Die Logik hat ausgedient. Auch die Kenntnis historischer Entwicklungen. Und vor allem die Realisierung der Lage Europas. Europa ist ein gigantisches Altersheim. Die geringe Zahl der Geburten muss dazu führen, dass in wenigen Jahren überwiegend Greise wenigen Jungen zur Last fallen. Der Kontinent schlittert in die Armutsfalle.
Der Zustrom der Flüchtlinge erweist sich als mögliche Rettung in letzter Minute. Endlich kann die Bevölkerung wieder wachsen, kommen Menschen, die sich eine Existenz aufbauen wollen, die Herausforderungen annehmen müssen und Neues schaffen.
Es sei kein Platz, lautet ein Schlachtruf. Welch eine absurde Behauptung. Ganze Landstriche veröden, weil die Europäer zwar viel vom ländlichen Raum reden, aber in der Praxis in die Städte ziehen. Die Bevölkerungsdichte ist über weite Strecken erschreckend gering. Dankbar sorgen die Flüchtlinge für Leben in den verlassenen Dörfern.
Die Arbeitsplätze seien gefährdet, heißt der nächste Irrtum. Die Zahl der Arbeitsplätze ist keine fixe Größe, sondern hängt von der Dynamik der Volkswirtschaft ab. Jeder neue Arbeitsplatz schafft weitere, weil niemand allein arbeiten kann.
Zuwanderung sorgt nachweislich für Erfolg. Die erfolgreichste Volkswirtschaft der Welt, die USA, wurde von Flüchtlingen aus aller Welt aufgebaut. Israel, ein Land mit einer minimalen Fläche, hat in den Neunzigerjahren in kürzester Zeit 750.000 Flüchtlinge aus Russland aufgenommen, und zählt zu den reichen Industriestaaten.
Die falschen Behauptungen sind Legion: Die Flüchtlinge können nicht Deutsch. Jawohl. Nur, warum finden nicht in allen derzeit leer stehenden Schulen Deutschkurse statt? Dafür sei kein Geld vorhanden, lautet die gestammelte Entschuldigung der Regierung. Als ob nicht Studenten und pensionierte Professoren gerne für geringen Lohn einspringen würden.
Die Menschen würden die Ausländer ablehnen, lautet die nächste Parole, die die Politik der geschlossenen Grenzen rechtfertigen soll. Ohne Zweifel, es gibt Personen, viele Personen, die gegen die Zuwanderung sind. Aber keineswegs alle: Für viele ist die Bereitschaft zur Hilfe eine Selbstverständlichkeit.
Dass alle Parteien sich der Bekämpfung der Flüchtlinge widmen, zeugt schlicht von Dummheit. Die Ausländerhasser wählen die traditionell rechten, ausländerfeindlichen Parteien, daran ändern die Aktionen der anderen nichts. Jene, die für eine offene Politik eintreten, sind angewidert, dass sich die Vertreter der Nächstenliebe und des sozialen Engagements zu Handlangern der Hetzer machen.