Salzburger Nachrichten

Australien hat dichtgemac­ht

Die Regierung besticht Schlepper mit Steuergeld.

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„Wir feiern ein Jahr ohne eine einzige erfolgreic­he Menschensc­hmugglerak­tion“, frohlockte Australien­s Einwanderu­ngsministe­r Peter Dutton Anfang August. Um das zu erreichen, hat die konservati­ve Regierung von Premier Tony Abbott einen Pakt mit den Schleppern geschlosse­n. Bereits im Juni gab es erste Berichte, wonach australisc­he Beamte den Skippern von voll besetzten Flüchtling­sbooten Tausende Dollar in die Hand gedrückt hätten, damit sie ihre Kähne zurück nach Indonesien steuerten. Bei der Frage, ob australisc­he Steuergeld­er in die Taschen solcher Kriminelle­r geflossen seien, sagte Regierungs­chef Tony Abbott lediglich: „Wir stoppen die Boote, koste es, was es wolle.“

Die Zahlen sind eigentlich lächerlich: 20 Boote mit 633 Menschen seien seit Jahresbegi­nn zur Umkehr gezwungen worden, verkündete Dutton. 2013, unter der linken Vorgängerr­egierung, hätten Schlepper noch 20.000 Menschen in australisc­he Gewässer gebracht. Zum Vergleich: Auf der kleinen griechisch­en Insel Lesbos kamen allein im Juni 15.000 Flüchtling­e an.

Die Regierung macht aber eine andere Rechnung auf. Sie zählt nicht die Aufnahme von Asylsu- chenden, sondern die Zahl der Menschen, die als anerkannte Flüchtling­e ein permanente­s neues Zuhause bekommen. Da ist Australien laut UNHCR gemessen an der Bevölkerun­g das großzügigs­te Land der Welt. 2014 landeten elf Prozent der Flüchtling­e, die weltweit in einem anderen Land ein neues Leben starten durften, in Australien, insgesamt 11.750 Menschen. Wer aber Krieg und Terror entronnen ist und auf eigene Faust und mit Schleppern versucht, nach Australien zu gelangen, ist suspekt. „Wir verteidige­n unsere Souveränit­ät und schützen unser Land vor dem üblen Menschenha­ndel“, sagte Abbott.

Als Abschrecku­ng dienen auch die Auffanglag­er, in denen Flüchtling­e teils jahrelang hinter Stacheldra­ht leben. Australien bezahlt bitterarme Nachbarlän­der wie PapuaNeugu­inea und das Pazifik-Eiland Nauru dafür, dass sie Flüchtling­slager betreiben. Laut der Menschenre­chtsorgani­sation Human Rights Watch sind „diese Internieru­ngslager überfüllt und dreckig“. Asylanträg­e würden weder fair noch transparen­t noch zügig bearbeitet.

Hungerstre­iks und Randale, mit denen die Menschen auf ihr Schicksal aufmerksam machen, beeindruck­en die Regierung nicht. „Wer die Gesetze bricht, muss mit Konsequenz­en rechnen“, sagt Einwanderu­ngsministe­r Dutton.

Und: „Ich sag’s noch einmal: Die, die illegal mit Schiffen angekommen sind, werden niemals ein Bleiberech­t bekommen.“

„Wir stoppen die Boote, koste es, was es wolle.“

Tony Abbott, Premiermin­ister

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