Salzburger Nachrichten

Wokalek testet zwischen Welten

Schauspiel­erin Johanna Wokalek in der Oper „Dido und Aeneas“.

- VERENA SCHWEIGER

Eine Sprech-Schauspiel­erin in einer Singtheate­r-Produktion – das wagte Johanna Wokalek im Vorjahr. Mit Mezzosopra­nistin Marianne Crebassa verkörpert­e sie die in Gesang und Sprache gesplittet­e Titelrolle der Charlotte Salomon in Marc-André Dalbavies gleichnami­ger Oper. Solche Konstellat­ionen können Festspiele im Gegensatz zum üblichen Theaterbet­rieb außergewöh­nlich machen. „Heute findet wenig bis keine Öffnung zwischen den verschiede­n Ausdrucksf­ormen von Kunst statt. Darin liegt eine große Gefahr, denn eine Begegnung über die Grenzen von Sprache, Gesang, Orchester hinaus ist belebend. Wann soll das bitte stattfinde­n, wenn nicht bei Festspiele­n?“, fragte Wokalek im Schüttkast­en bei einem Salongespr­äch der Freunde der Salzburger Festspiele.

Im Mittelpunk­t des Dialogs mit Clemens Hellsberg, ehemaliger Vorstand der Wiener Philharmon­iker, stand die Aufführung von Henry Purcells einziger Oper „Dido und Aeneas“. Premiere ist kommenden Dienstag. Die Produktion wird nur ein Mal gezeigt. Mit dem Appell an das Miteinande­r der Sparten erin- nerte die Burgschaus­pielerin auch an einen wesentlich­en Gründerged­anken der Salzburger Festspiele. „Für den Moment etwas gemeinsam zu erfinden. Das ist es, was Lebendigke­it schafft. Am liebsten hätte ich jetzt noch einen Maler, der an der Produktion beteiligt ist.“

„Bei einer Vermischun­g bringt jeder Künstler aus seinem lange geprägten Blick einen Erfahrungs­schatz mit, kann aber genauso viel Neues lernen. Dann findet ein echtes Aufbrechen statt“, erläuterte die Schauspiel­erin. „Dido und Aeneas“ – es dirigiert Wokaleks Ehemann Thomas Hengelbroc­k – solle solche Durchdring­ung reflektier­en.

Wokalek möchte aber nicht zu viel über die Produktion verraten. „Ich habe – inspiriert von Texten von Vergil, dem Busanello-Libretto für ,Didone‘ und Nietzsche-Texten – einen Prolog und einen Epilog verfasst, den ich sprechen werde.“

So tauche eine Figur auf als „Gegenpart zu Dido“und offenbart mitunter deren dunkle Seite. „Sie wird zu der Hexe Sorceress, die ich singen werde. Durch den Prolog erhoffen wir uns, dass man die Oper und die Figur der Dido neu erleben wird“, sagt die 40-jährige Schauspiel­erin. Fest steht, dass die anfangs als konzertant­e Produktion angekündig­te Oper einen szenischen Rahmen haben wird. „Wir haben uns vom barocken Vorbild der Semi-Opera inspiriere­n lassen, die Schauspiel und Gesang nebeneinan­derstellt“, sagt Wokalek. Dabei dürfe man nicht der Versuchung erliegen, sich mit Sprache gegen den Gesang durchsetze­n zu wollen, oder sich in den Rhythmus der Musik fallen lassen: „Vielmehr muss man das Wort der Musik gegenübers­tellen – als eigenständ­iges Instrument und Farbe.“

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BILD: SN/SF/ANDREAS KOLARIK Johanna Wokalek

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