Die irdischen und himmlischen Sorgen von Amazon
Amazon beherrscht das Internet. Nach 20 Jahren im Geschäft hat der Onlinehändler dafür recht bodenständige Sorgen. Und eine himmlische ist auch dabei.
Kummer mit Irdischem ist für den Internethändler Amazon alltäglich. Auch nach 20 Jahren im Onlinegeschäft. Heute sind die Probleme aber nahezu banal gegen die der ersten Jahre. Da musste man noch gegen mangelndes Vertrauen in den Internethandel selbst kämpfen. Für das Manager Magazin war 2001 klar: Die Denkfehler im Geschäftsmodell könnten zur Pleite führen. Vor den immensen Ausgaben für Lager, Logistikzentren und Lastwagen könne sich auch ein Web-Verkäufer nicht drücken. Nun gut, mittlerweile sind die Wirtschaftsauskenner vermutlich klüger.
Doch der Konzern will weiter wachsen. Auch in Österreich. Um Kunden für den hauseigenen Unterhaltungsdienst „Prime“zu gewinnen, wirbt man daher mit allen Mitteln. Aber statt wie sonst auf das Internet zu setzen, vertraut Amazon bei der Bewerbung dieses Mal auf die Post. Branchenkenner schätzen, dass rund 400.000 Zuschriften in Österreich verteilt wer- den. Vermutlich setzt man damit wieder auf das richtige Pferd. Denn der ganz besonders internetaffine Onlineeinkäufer freut sich sicher über den ersten Brief seit Langem.
Über die Briefe von der deutschen Gewerkschaft Verdi freut sich Amazon vermutlich weniger. Der Ausstand bei Amazon in Leipzig und Bad Hersfeld ist zwar derzeit beendet. Doch wie schon seit zwei Jahren heißt es von Verdi: Nach dem Streik ist vor dem Streik.
Auch die EU-Kommission, allen voran Jean-Claude Juncker, macht Amazon zu schaffen. Wegen der Steuern. In den letzten Jahren versteuerte der Internethändler seine Gewinne immer in Luxemburg. Luxemburg gilt als Steueroase. Seit dem 1. Mai werden die Umsätze in Deutschland, Großbritannien, Spanien und Italien verbucht. Frankreich soll folgen. Die EU-Kommission prüft aber derzeit, ob Amazons Steuerdeal in Luxemburg legal ist. Wer den Deal damals wohl ausgeheckt hat? Vielleicht sollte die EU-Kommission einfach informell beim eigenen Präsidenten nachfragen.
Völlig andersartig sind die Probleme von Amazon in den USA. Dort will man das zu befürchtende Chaos durch Drohnen im Luftverkehr eindämmen. Auf einer Konferenz schlug Amazon daher vor, dass Transportdrohnen auf verschiedenen Spuren in unterschiedlicher Höhe fliegen sollen. Der Nahverkehr in rund 60 Meter Höhe, Ferntransporte auf 120 Metern. Das ist echt abgehoben!
Anders bei mir zu Hause: Da hat unlängst der Familienrat feststellt, dass man ein ausgefallenes, aber eiliges Geschenk für einen Freund wohl bei Amazon kaufen müsse. Da fragte die Jüngste, ob es denn überhaupt ein Amazon-Geschäft in Salzburg gebe. Noch nicht, doch damit würde sicher nicht nur Amazon jede Menge neuer Sorgen haben.