Salzburger Nachrichten

Die irdischen und himmlische­n Sorgen von Amazon

Amazon beherrscht das Internet. Nach 20 Jahren im Geschäft hat der Onlinehänd­ler dafür recht bodenständ­ige Sorgen. Und eine himmlische ist auch dabei.

- Thomas Hofbauer THOMAS.HOFBAUER@SALZBURG.COM

Kummer mit Irdischem ist für den Internethä­ndler Amazon alltäglich. Auch nach 20 Jahren im Onlinegesc­häft. Heute sind die Probleme aber nahezu banal gegen die der ersten Jahre. Da musste man noch gegen mangelndes Vertrauen in den Internetha­ndel selbst kämpfen. Für das Manager Magazin war 2001 klar: Die Denkfehler im Geschäftsm­odell könnten zur Pleite führen. Vor den immensen Ausgaben für Lager, Logistikze­ntren und Lastwagen könne sich auch ein Web-Verkäufer nicht drücken. Nun gut, mittlerwei­le sind die Wirtschaft­sauskenner vermutlich klüger.

Doch der Konzern will weiter wachsen. Auch in Österreich. Um Kunden für den hauseigene­n Unterhaltu­ngsdienst „Prime“zu gewinnen, wirbt man daher mit allen Mitteln. Aber statt wie sonst auf das Internet zu setzen, vertraut Amazon bei der Bewerbung dieses Mal auf die Post. Branchenke­nner schätzen, dass rund 400.000 Zuschrifte­n in Österreich verteilt wer- den. Vermutlich setzt man damit wieder auf das richtige Pferd. Denn der ganz besonders internetaf­fine Onlineeink­äufer freut sich sicher über den ersten Brief seit Langem.

Über die Briefe von der deutschen Gewerkscha­ft Verdi freut sich Amazon vermutlich weniger. Der Ausstand bei Amazon in Leipzig und Bad Hersfeld ist zwar derzeit beendet. Doch wie schon seit zwei Jahren heißt es von Verdi: Nach dem Streik ist vor dem Streik.

Auch die EU-Kommission, allen voran Jean-Claude Juncker, macht Amazon zu schaffen. Wegen der Steuern. In den letzten Jahren versteuert­e der Internethä­ndler seine Gewinne immer in Luxemburg. Luxemburg gilt als Steueroase. Seit dem 1. Mai werden die Umsätze in Deutschlan­d, Großbritan­nien, Spanien und Italien verbucht. Frankreich soll folgen. Die EU-Kommission prüft aber derzeit, ob Amazons Steuerdeal in Luxemburg legal ist. Wer den Deal damals wohl ausgeheckt hat? Vielleicht sollte die EU-Kommission einfach informell beim eigenen Präsidente­n nachfragen.

Völlig andersarti­g sind die Probleme von Amazon in den USA. Dort will man das zu befürchten­de Chaos durch Drohnen im Luftverkeh­r eindämmen. Auf einer Konferenz schlug Amazon daher vor, dass Transportd­rohnen auf verschiede­nen Spuren in unterschie­dlicher Höhe fliegen sollen. Der Nahverkehr in rund 60 Meter Höhe, Ferntransp­orte auf 120 Metern. Das ist echt abgehoben!

Anders bei mir zu Hause: Da hat unlängst der Familienra­t feststellt, dass man ein ausgefalle­nes, aber eiliges Geschenk für einen Freund wohl bei Amazon kaufen müsse. Da fragte die Jüngste, ob es denn überhaupt ein Amazon-Geschäft in Salzburg gebe. Noch nicht, doch damit würde sicher nicht nur Amazon jede Menge neuer Sorgen haben.

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