Salzburger Nachrichten

„Wir dürfen stolz auf uns sein“

Peter Stöger startet wie 17 ÖFB-Legionäre am Wochenende in die deutsche Bundesliga. Der Köln-Trainer erklärt den Stellenwer­t des österreich­ischen Fußballs im Weltmeiste­r-Land.

- CHRISTIAN MORTSCH

Peter Stöger geht mit dem 1. FC Köln in seine zweite Bundesliga­saison. Im SN-Interview spricht der Wiener über Erwartunge­n, die Bayern, den heimischen Fußball und sein großes Privileg. SN: Sie waren vergangene Saison als Aufsteiger Zwölfter. Dürfen Sie nun sogar Richtung Europacup schielen? Stöger: 40 Punkte und kein Abstiegska­mpf sind wieder unser Ziel. Die vorderen Plätze sind eigentlich unrealisti­sch, da gibt es sechs, sieben Vereine, die normal vor uns sein müssen. Aber wir haben eine gute Pokalrunde gespielt und ab Sonntag zählt es dann richtig. SN: Da wartet mit Stuttgart eine Mannschaft, die gegen den Abstieg gespielt hat. Den VfB erwarte ich diesmal aber nicht da unten. Die Mannschaft hat größere Qualität als Platz 14. SN: Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Kader? Wir haben mit Anthony Ujah und (ÖFB-Teamvertei­diger) Kevin Wimmer zwei Stützen verloren, aber auch drei echte Verstärkun­gen bekommen. Insgesamt sehe ich uns von den Einzelspie­lern her besser als vergangene Saison. Daran werden wir auch gemessen werden. Es wird darauf ankommen, dass wir uns wieder weiterentw­ickeln. SN: Dafür haben Sie vom Verein Lob geerntet. Haben Sie mit dieser Rückendeck­ung nun mehr Ruhe? Das tut gut, ja. Aber richtige Ruhe gibt es nicht, darf es im Leistungss­port auch nicht geben. Das würde heißen, dass man zufrieden ist und das darf man nie zu hundert Prozent sein. SN: Was darf man von Philipp Hosiner bei seinem Comeback nach einer Nierenoper­ation (Tumor entfernt) erwarten? Er ist auf einem sehr guten Weg. Mit Anthony Modeste hat er eine sehr starke Konkurrenz im Sturm, aber wir werden manch- mal auch mit zwei Spitzen agieren. Ich bin sicher, dass er uns mit einigen Toren viel Freude bereiten wird. SN: Er ist einer von 17 Österreich­ern in der Liga. Sind sie nun schon eine Aufwertung? Sie machen durchwegs einen super Job, viele sind sogar Führungssp­ieler bei ihren Vereinen. Darauf darf man als Österreich­er stolz sein. SN: Und auch darauf, dass mit Ihnen und Ingolstadt­s Ralph Hasenhüttl erstmals seit 2002 zwei österreich­ische Trainer im Land des Weltmeiste­rs engagiert sind. Ja, weil wir nicht in ein gemachtes Nest gesetzt worden sind, sondern aufgestieg­en sind und uns die Bundesliga, das große Geschäft, erarbeitet haben. Das ist auch in Deutschlan­d honoriert worden. SN: Sie sind einer von nur zwei Trainern, die diesmal keinen Durchmarsc­h des FC Bayern erwarten. Warum nicht? Von den Voraussetz­ungen her sind die Bayern das Nonplusult­ra, Punkt. Aber es gibt mit Wolfsburg, Dortmund, Leverkusen, Schalke und Gladbach einige andere Vereine, die ebenfalls sehr gut aufgestell­t sind. Außerdem ist es nicht mein Job, andere Vereine gut oder schlecht hinzustell­en. Mein Job ist es, meine Mannschaft etwa gegen die Bayern so gut wie möglich vorzuberei­ten. SN: Sind solche Spiele mittlerwei­le Routine für Sie? Kein einziges Spiel ist Routine. Wir spielen auch daheim, egal gegen wen, immer vor 50.000 Zuschauern. Ich bin mir sehr bewusst, dass das ein Privileg und nicht selbstvers­tändlich ist. Ich hoffe, dass ich das noch lang erleben darf. SN: Für einen österreich­ischen Verein ist es nicht selbstvers­tändlich, in der Champions League zu spielen. Schafft Rapid den Einzug? Schachtar Donezk hat keinen großen Namen, ist aber sehr gefährlich. Wenn es Rapid schafft, vier gute Halbzeiten zu spielen, dann ist die Chance da. Drei Halbzeiten gegen Ajax waren beeindruck­end. SN: Wird das auch in Deutschlan­d wahrgenomm­en? Die österreich­ische Liga fast nicht, so ehrlich muss man sein, aber der Europacup und das Nationalte­am werden auch hier mit großem Interesse verfolgt. SN: In Salzburg ist die Enttäuschu­ng nach dem Champions-League-Aus sehr groß. Wenn man überlegt, welche Herzstücke der Mannschaft genommen worden sind, dann darf man solche Erfolge oder Seriensieg­e in der Meistersch­aft nicht erwarten. In der Liga, glaube ich, wird Salzburg aber weiter um den Titel mitspielen.

Zur Person. Peter Stöger spielte 65 Mal für Österreich und 453 Mal in der Bundesliga. Mit Austria und Rapid feierte der Wiener vier Meistertit­el und drei Cupsiege. Als Trainer führte er die Veilchen zu zwei Meistertit­eln. Nach jenem 2012/13 führte er den 1. FC Köln in die 1. Bundesliga und dort auf Platz zwölf. Der 49-Jährige lebt mit seiner Freundin, der Kabarettis­tin Ulrike Kriegler, in Köln und Wien.

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BILD: SN/GEPA/WALGRAM
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