Salzburger Nachrichten

Natur ist zum „Sehnsuchts­raum“geworden

Meinungsfo­rscher: Der Salzburger Bauernherb­st trifft den Nerv der Zeit.

- Beg Werner Beutelmeye­r leitet das Meinungs- und Marktforsc­hungsinsti­tuts market in Linz.

SN: Der Bauernherb­st steht für intakte Natur, Tradition, Brauchtum und regionale Lebensmitt­el. Hat dieses Modell auch 20 Jahre nach seiner Erfindung Zukunft? Beutelmeye­r: Absolut. In der Gesellscha­ft gibt es eine tiefe Sehnsucht nach Naturerleb­en. Wir erleben eine Renaissanc­e der Natur. Es ist ein Wettbewerb um die Nutzung der Natur im Gange. Die Natur ist zum Sehnsuchts­raum geworden. Naturgenus­s ist ein Trend, der jetzt so richtig losgeht. Somit hat der Bauernherb­st eine großartige Perspektiv­e. SN: Zugleich zieht es immer mehr Menschen in die Städte und Speckgürte­l. Viele träumen zwar von der ländlichen Idylle, leben aber ganz anders. So ist es. Unsere Gesellscha­ft entwickelt sich immer stärker in Richtung moderne, städtische Gesellscha­ft – schnell, oberflächl­ich, urban. Das ist ein Megatrend. In der Realität hat sich die urbane Gesellscha­ft weit vom ländlichen Raum entfernt. Viele Menschen wissen gar nicht, wie die Bauern produziere­n. Noch nie gab es so viele Kochsendun­gen, zugleich wurde noch nie so schlecht gekocht. Die Sehnsucht nach der Natur ist deshalb so groß, weil sie den urbanen Menschen hilft, den Alltagsstr­ess zu bewältigen. Die Natur ist eine Energietan­kstelle. SN: Sie haben in mehreren Umfragen erhoben, worauf die Österreich­er besonders stolz sind. Worauf? Die Österreich­er identifizi­eren sich stark mit dem ländlichen Raum. An erster Stelle nennen sie die landschaft­liche Schönheit und den gepflegten ländlichen Kulturraum. Gemeint sind die ländlichen Wiesen, der Duft des Heus, das Streuobst, die Getreidefe­lder. An zweiter Stelle kommen die Almen. Wandern ist en vogue. Almen sind wichtiger als das Parlament in Wien und Hochkultur. An dritter Stelle wird die die regionale Küche genannt. Regionalit­ät ist ein Gütesiegel. SN: Es braucht aber die Bereitscha­ft, regionale bäuerliche Produkte zu kaufen. Die Erträge, die von den Bauern erwirtscha­ftet werden, sind jämmerlich gering. Unsere Landwirte sind Naturraumm­anager. Das kann aber nur dann funktionie­ren, wenn sie damit genug Geld verdienen. Man muss den Konsumente­n klarmachen, dass sie die Produkte kaufen und einen angemessen­en Betrag dafür bezahlen müssen. Man muss auch mit den Handelsket­ten reden, dass sie die Regionalit­ät budgetiere­n.

Zur Person

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BI L D: SN Meinungsfo­rscher Werner Beutelmeye­r.

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