Ein Tiroler Fabeltier zum Aufstreichen
Bluatschink wird 25. Zum Bandjubiläum gibt es Lieder in neuem „Aufstrich“. Und diese setzen sich sogar dort durch, wo sie nicht gespielt werden.
Toni Knittel stellt seine Band über vieles. Etwa über seinen Geburtstag. Statt den eigenen 52er zu feiern, gibt der Austropopper Interviews zu 25 Jahren Bluatschink. Im SN-Gespräch erzählt der Lechtaler von den Erfolgen mit „Funka fliaga“und „I han di gera“. Er umreißt, was in der österreichischen Musiklandschaft falsch läuft. Und er beschreibt, was das neue Bluatschink-Album mit Kräuterhexen zu tun hat. SN: Das neue BluatschinkAlbum heißt „Aufstrich“. Wie viel Butter und wie viel Musik stecken in dem Titel? Knittel: Der Titel bezieht sich auf beides. Viele meinen, der Name Bluatschink hat etwas mit Essen zu tun. In Wirklichkeit bezieht er sich auf das Fabelwesen (einen Wassergeist, Anm.). Und inzwischen gibt es tatsächlich einen Bluatschink-Aufstrich, erfunden von den Lechtaler Kräuterhexen. SN: In dem Titel steckt aber auch die musikalische Ausrichtung des Albums . . . Ja, es sind acht neue, aber ebenso neun alte Lieder auf dem Album, die wir mit dem Wiener Streichquartett K&K Strings neu aufgenommen haben. Seit ich von den Beatles „Eleanor Rigby“gehört habe, wollte ich mit einem Streichquartett arbeiten. Und zum Bandjubiläum habe ich mir selbst das Geschenk gemacht. SN: Die Single „Mit dir kann i fliaga“ist in den Ö3-Charts unter den Top 30. Und das, obwohl sie Ö3 kaum spielt. Richtig erklären kann ich mir das nicht. Vielleicht liegt es an unseren Fans, die man doch gut motivieren kann, bei Radiosendern für uns anzurufen oder zu voten. SN: Aber als österreichischer (Pop-)Musiker ist man schon stark abhängig von Ö3, oder? Bis zu einem gewissen Grad schon. Auch wir haben in den 90ern riesig davon profitiert, dass „Funka fliaga“und „I han di gera“auf Ö3 rauf und runter gespielt wurden. Das Hauptproblem liegt aber inzwischen woanders. SN: Und zwar? Das Problem liegt beim ORF-TV. Seit 15 Jahren gibt es keine Sendung, in der sich Popmusiker präsentieren können. Es gibt nur Castingshows. Und bei diesen kann ein gestandener Künstler nicht mitmachen. Allein die Verträge, die man unterschreiben muss, sind fast sittenwidrig . . . SN: Tut man sich in der Branche als Tiroler besonders schwer? Die ganze österreichische Musikszene spielt sich in Wien ab. Das ist ein riesiger medialer Wasserkopf. Und wenn man sich entscheidet, nicht Teil der Wiener Bussi-Bussi-Gesellschaft zu sein, hat man es nicht leicht. SN: Gab es bei solchem Druck nie die Überlegung, vom Lechtaler Dialekt auf Hochdeutsch umzusteigen? Im Erwachsenenbereich nie. Damit würden wir unser Markenzeichen aufgeben. Das wäre so, als würde Red Bull plötzlich auf einen Widder als Logo setzen. Beim Kinderprojekt singen wir aber ab und zu auf Hochdeutsch. SN: Seit Jahren bietet Bluatschink Kinderprogramme inklusive Musicals und Bücher. Die gibt es weiterhin, oder? Mit Sicherheit. Bei den Familienprogrammen schlägt mein großes Kinderherz so richtig. Wenn mir jemand anbieten würde, dass meine kommende Single ein Riesenhit wäre, ich dafür aber kein Kinderlied mehr singen dürfte, würde ich ablehnen.
Zur Person: Toni Knittel
Toni Knittel ist die Konstante in 25 Jahren Bluatschink. Der Lechtaler hat die Band 1990 mit Peter Kaufmann gegründet. Mittlerweile steht der gelernte Lehrer mit seiner Frau Margit auf der Bühne. Der Urgroßneffe der legendären „Geierwally“Anna Stainer-Knittel wird auf Einladung von Querschläger Fritz Messner am 11. September beim „MundARTfestival“in Tamsweg zu sehen sein.