Windows 10 hört immer mit
Die ersten PC-Besitzer können das neue Microsoft-Betriebssystem Windows 10 installieren. Nun häuft sich Kritik an der Abhörpraxis von Microsoft. Experten geben Tipps.
Windows 10 ist da. Das kostenlose Update für alle Nutzer von Windows 7 und 8 wird seit wenigen Tagen ausgeliefert. Wer sich für das Update registriert hat, bekommt die Aufforderung, das neue Betriebssystem herunterzuladen und zu installieren. Doch soll man sich die Umstellung überhaupt antun, wenn man mit dem alten Windows zufrieden ist und die Kritik am neuen Windows immer lauter wird?
Wolfgang Altendorfer, Entwickler beim Hersteller von Sicherheitssoftware Ikarus in Wien, empfiehlt den Umstieg. Mit einem Update auf ein aktuelles Betriebssystem sei man immer auf der sicheren Seite. Denn bei Microsoft konzentrierten sich jetzt alle Entwicklerteams verstärkt auf Windows 10.
Was hat es aber dann mit den immer öfter kritisierten Datenschutzeinstellungen im neuen Windows auf sich? „Es ist immer ein Abwägen zwischen Komfort und Sicherheit“, meint Bartosz Czajkowski, Supporttechniker bei Ikarus. Die Einstellung „Informationen zum Schreibverhalten an Microsoft senden“ist ein gutes Beispiel: Der Techniker empfiehlt, die Funktion abzuschalten. Windows sammelt dabei für den Nutzer wichtige Wörter, um die Handschrifterkennung und das automatische Vervollständigen von Wörtern treffsicherer zu machen. Leider würden dabei auch wahllos private Daten wie Adressen, Bankverbindungen oder Telefonnummern mitgesammelt, heißt es in Technologieblogs. Wer die Funktion abschalte, sei beim Datenschutz auf der sicheren Seite, müsse aber auf Komfort verzichten, sagt Czajkowski. Die Funktion deaktiviert man in den Einstellungen beim Punkt „Datenschutz/Allgemein“.
Auch den Zugriff auf die Kamera und die Freigabe der Standortinformationen sollte man nicht freigeben, rät Supporttechniker Czajkowski. Die Funktionen haben eigene Menüpunkte in den Einstellungen im Bereich Datenschutz. In die Einstellungen wechselt man übrigens rasch mit der Tastenkombination Windows-Taste und „i“.
Einen großen Aufschrei unter Sicherheitsexperten gab es bei der Ankündigung einer Funktion, die WLAN-Daten automatisch an Kontakte aus dem Adressbuch weitergibt. „Das ist sicher nett gemeint“, sagt Supporttechniker Czajkowski, er sei aber skeptisch, was die Sicherheit solcher Funktionen angeht. „Es gibt noch kaum Berichte darüber, wie sicher sie ist.“Abschalten lässt sich die Funktion über die WLAN-Einstellungen im Bereich „Netzwerk und Internet“.
Generell rät man beim Sicherheitsexperten Ikarus, lieber immer etwas misstrauisch zu sein. Vor allem bei neuen Funktionen.
Dramatischer sehen deutsche Konsumentenschützer die Umstellung auf Windows 10. Es verwandle den Computer „in eine private Abhöranlage“, kritisieren sie. Wer die Datenschutzbestimmungen akzeptiere, willige in „eine umfassende Ausforschung“der Nutzung ein.
Microsoft werte nicht nur Name, Adresse, Alter, Geschlecht und Telefonnummer aus, sondern auch den Standort des Geräts, die in den unternehmenseigenen Diensten aufgerufenen Internetseiten, genutzte Suchbegriffe, Kontakte zu anderen Personen und gekaufte Ar- tikel. Konsumentenschützer raten deshalb, die Datenschutzeinstellungen entsprechend anzupassen. Die ersten Schritte dazu zeigt Technologie-Blogger Dan Tynan in seinem Beitrag „How to Keep Windows 10 From ’Spying‘ on You“.
Die wichtigsten Einstellungen, um seinen PC abhörsicherer zu machen, finde man in den „Einstellungen“im Bereich „Datenschutz“unter „Allgemein“. Zuoberst ist der Schalter für die Werbungs-ID. Sie ermöglicht Microsoft, Werbungen zu personalisieren. Eine weitere Einstellung ist der oben beschriebene Punkt „Informationen zum Schreibverhalten an Microsoft senden“. Experten empfehlen, auch diese Funktion abzuschalten. Denn dabei würden auch wahllos private Daten wie Adressen, Bankverbindungen oder Telefonnummern auf den Microsoft-Servern mitgesammelt werden.
Unter dem Punkt „Allgemein“in den Einstellungen zum Datenschutz findet man auch den unscheinbaren Link mit dem Titel „Microsoft-Werbung und andere Personalisierungsinfos verwalten“. Der Link führt auf eine Seite, auf der man einstellen kann, ob man im neuen Edge-Browser (der den Internet Explorer ersetzt) personalisierte Werbung sehen will oder nicht.
Aber auch der Edge-Browser selbst hat es in sich. Vor allem die Seitenvorhersage-Funktion. Dafür wird der Browserverlauf an Micro- soft gesendet. Dort analysiert man dann, welche Websites der Nutzer vermutlich als Nächstes aufruft. Unter „Erweiterte Einstellungen“von Edge kann man diese Funktion abschalten.
Auch die Sprachsteuerung Cortana macht eine Sicherheitslücke auf. „Wenn Cortana eingeschaltet ist, erfasst und verwendet Microsoft Daten wie Standortinformationen und Standortverlauf Ihres Geräts, Kontakte, Spracheingaben, Suchverlauf, Kalenderinformationen, Inhalte und Kommunikationsverlauf von Nachrichten und Apps sowie andere Daten auf Ihrem Gerät. In Microsoft Edge erfasst und verwendet Cortana Ihren Browserverlauf“, heißt es auf der Support-Seite von Microsoft.
Um den Sprachassistenten zu deaktivieren, muss man in die Notizbuch-Einstellungen von Cortana wechseln. Dort kann man auch jene Informationen verwalten, die Cortana über den Nutzer bereits kennt.
Mit einem Irrglauben räumt das Ikarus-Team zu guter Letzt auf. Virenschutz und Firewall schützen zwar vor Angriffen aus dem Internet. Dass der PC Daten weitergibt, wird durch eine Firewall aber nicht unterbunden. Diese Einstellungen muss der Nutzer selbst machen.
Nützliche Links finden Sie im Internet: SALZBURG.COM/161488
„Es ist immer ein Abwägen zwischen Komfort und Sicherheit.“Bartosz Czajkowski, Techniker