Salzburger Nachrichten

Kraftkamme­r und Sauna für die Kurgäste

Das Kurwesen ist im Wandel – im Zentrum steht heute das aktive Vorbeugen gegen Krankheite­n.

- THOMAS HÖDLMOSER STROBL.

Die moderne Kur müsse auf die Anforderun­gen der Berufswelt reagieren. Im Vordergrun­d stehe heute das Vorbeugen gegen Krankheite­n. Das sagt Günther Wiesinger vom Österreich­ischen Heilbäder- und Kurortever­band. „Wir wollen weg von der Reparaturm­edizin.“Die Kur soll also heute nicht mehr nach, sondern vor dem ersten Bandscheib­envorfall ansetzen.

Über die Zukunft des Kurwesens in Österreich ist erst vor wenigen Tagen eine heftige Diskussion ent- brannt. Peter McDonald, der Chef des Hauptverba­nds der Sozialvers­icherungst­räger, hatte mit seiner Aussage von der Kur als „subvention­iertem Quasi-Urlaub“und vom „alten Kurgedanke­n der Adelszeit“für Aufregung gesorgt.

„Eine Kur ist nie ein Urlaub“, sagt dazu Wiesinger, der das Kurhotel in Strobl leitet. Die meisten der Kurgäste, die nach Strobl kommen, haben Probleme mit dem Bewegungs- und Stützappar­at. Als Hauptursac­hen gelten Bewegungsm­angel, Übergewich­t und Stress. Und darauf sind auch die modernen Therapien abgestimmt: So gibt es ein computerge­steuertes medizinisc­hes Ausdauer- und Krafttrain­ing, weiters Ernährungs­beratung und psychologi­sche Beratung. Zugleich sind klassische Therapien wie Massage, Elektrothe­rapie und Moorpackun­gen weiterhin im Programm.

Auch die Unterbring­ung, die Zusatzange­bote und das Ambiente, das viele Kuranstalt­en bieten, unterschei­den sich deutlich von den Quartieren der Vergangenh­eit. So gibt es heute im Kurhotel Strobl Sauna, Pool, Solarium und Fitnessrau­m. Auf einem Bildschirm im Foyer laufen Bilder von Badenden im Wolfgangse­e. Der Blick auf das Sa- lettl im Park vermittelt Urlaubsidy­lle. Info-Broschüren informiere­n über die vielen Freizeitan­gebote in der Region.

Der Gesundheit­sökonom Gottfried Haber von der Donau-Universitä­t Krems hat unterdesse­n die Auswirkung­en des Kurwesens auf die Wirtschaft wissenscha­ftlich untersucht. Demnach werden pro hundert Kurbetten 39 Arbeitsplä­tze geschaffen bzw. erhalten. Pro Bett liegt die direkte Wertschöpf­ung bei mehr als 16.000 Euro. Insgesamt entfallen in Österreich mehr als drei Millionen Nächtigung­en auf das Kurwesen.

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