Kraftkammer und Sauna für die Kurgäste
Das Kurwesen ist im Wandel – im Zentrum steht heute das aktive Vorbeugen gegen Krankheiten.
Die moderne Kur müsse auf die Anforderungen der Berufswelt reagieren. Im Vordergrund stehe heute das Vorbeugen gegen Krankheiten. Das sagt Günther Wiesinger vom Österreichischen Heilbäder- und Kurorteverband. „Wir wollen weg von der Reparaturmedizin.“Die Kur soll also heute nicht mehr nach, sondern vor dem ersten Bandscheibenvorfall ansetzen.
Über die Zukunft des Kurwesens in Österreich ist erst vor wenigen Tagen eine heftige Diskussion ent- brannt. Peter McDonald, der Chef des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger, hatte mit seiner Aussage von der Kur als „subventioniertem Quasi-Urlaub“und vom „alten Kurgedanken der Adelszeit“für Aufregung gesorgt.
„Eine Kur ist nie ein Urlaub“, sagt dazu Wiesinger, der das Kurhotel in Strobl leitet. Die meisten der Kurgäste, die nach Strobl kommen, haben Probleme mit dem Bewegungs- und Stützapparat. Als Hauptursachen gelten Bewegungsmangel, Übergewicht und Stress. Und darauf sind auch die modernen Therapien abgestimmt: So gibt es ein computergesteuertes medizinisches Ausdauer- und Krafttraining, weiters Ernährungsberatung und psychologische Beratung. Zugleich sind klassische Therapien wie Massage, Elektrotherapie und Moorpackungen weiterhin im Programm.
Auch die Unterbringung, die Zusatzangebote und das Ambiente, das viele Kuranstalten bieten, unterscheiden sich deutlich von den Quartieren der Vergangenheit. So gibt es heute im Kurhotel Strobl Sauna, Pool, Solarium und Fitnessraum. Auf einem Bildschirm im Foyer laufen Bilder von Badenden im Wolfgangsee. Der Blick auf das Sa- lettl im Park vermittelt Urlaubsidylle. Info-Broschüren informieren über die vielen Freizeitangebote in der Region.
Der Gesundheitsökonom Gottfried Haber von der Donau-Universität Krems hat unterdessen die Auswirkungen des Kurwesens auf die Wirtschaft wissenschaftlich untersucht. Demnach werden pro hundert Kurbetten 39 Arbeitsplätze geschaffen bzw. erhalten. Pro Bett liegt die direkte Wertschöpfung bei mehr als 16.000 Euro. Insgesamt entfallen in Österreich mehr als drei Millionen Nächtigungen auf das Kurwesen.