Personalvermittler vor Gericht
2011 ging eine Personalleasingfirma pleite. Die Ex-Chefs sollen 756.000 Euro an Umsatz zweckwidrig verwendet und so Gläubiger geschädigt haben. Offenbar wurden auch 90 Arbeiter nicht entlohnt.
Betrügerische Krida, schwerer gewerbsmäßiger Betrug, Vorenthalten von Arbeitnehmerbeiträgen zur Sozialversicherung, Nichtentrichtung von Beiträgen an die Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse (BUAK): Mit diesen massiven Vorwürfen sehen sich seit Dienstag vor einem Schöffensenat des Landesgerichts der Ex-Geschäftsführer und der ehemals leitende Manager einer Personalvermittlungsfirma konfrontiert.
Der 43-jährige Erstangeklagte hatte die Firma im Oktober 2010 gegründet. Operativ tätig in der Personalbereitstellung von Arbeitern im Baugewerbe war das Unternehmen im Sommer 2011 auch schon pleite: der 43-Jährige hatte damals selbst einen Antrag auf Konkurseröffnung gestellt.
Der Erstangeklagte zeigte sich zum Prozessauftakt teilgeständig – im Gegensatz zum 42-jährigen Zweitbeschuldigten, der laut Staatsanwalt Leon-Atris Karisch ebenfalls als Geschäftsführer fungierte und alles bestritt.
Im Hauptfaktum der betrügerischen Krida soll das Duo aus der damaligen Firma mindestens 756.000 Euro an erwirtschaftetem Umsatz nicht für die Tilgung von Gläubigerforderungen, sondern für betriebsfremde Zwecke verwendet haben. Besonders schwer wiegt auch der Vorwurf des Betrugs: „Insgesamt hatte die Firma 204 Leasingarbeiter be- schäftigt oder gemeldet gehabt. 90 Arbeitnehmer, die zwischen März und Mai 2011 angemeldet wurden, haben aber für ihre Arbeitsleistung kein Geld gesehen. Es wurde ihnen der Lohn in Gesamthöhe von 248.000 Euro vorenthalten“, so der Staatsanwalt.
Schließlich, ergänzte Karisch, seien vom Unternehmen „zum einen an die Krankenkasse und zum anderen an die BauarbeiterUrlaubskasse nur verschwindend geringe Zahlungen erfolgt. An die Krankenkasse wurde um 120.000 Euro zu wenig, an die BUAK um gut 80.000 Euro zu wenig bezahlt.“
Der 43-jährige Erstangeklagte – er ging schon vor Jahren mit einer anderen Firma pleite – bekannte sich zum Krida-Vorwurf schuldig, betonte aber, dass „der Schaden sicher weit geringer ist als 756.000 Euro“. Dass er Arbeit- nehmer um ihren Lohn betrogen habe, wies aber zurück: „Ab März war der Zweitbeschuldigte Geschäftsführer.“Der genannte 42Jährige wies jedoch alle Schuld von sich. Sein Verteidiger Peter Lechenauer: „Mein Mandant hatte nie die Verantwortung in der Firma.“Die Vorsitzende Richterin Gabriele Glatz vertagte.