„Salzburg ist einfach einzigartig“
Warum kommen so viele Menschen nach Salzburg, um Musik zu erleben? Der libanesische Banker George Kanaan und seine Frau Soulaf geben Auskunft über die Faszination Festspiele.
SALZBURG. Es gibt nicht viel, das George Kanaan und seine Frau Soulaf davon abhalten könnte, im Sommer zu den Salzburger Festspielen zu reisen. Nicht einmal Terroristen haben das geschafft. Als im August 2006 wegen Terroralarms in London zahlreiche Flüge ausfielen, darunter auch die nach Salzburg, setzte sich das Paar kurzerhand ins Auto und fuhr quer durch den Kontinent. Nach Salzburg. Die Festspiele versäumen, nie und nimmer. Das in London und Beirut lebende Paar – er ist Chef der arabischen Bankervereinigung in Lon- don, sie Universitätsprofessorin für französische Literatur – bestellt spätestens im Jänner die Karten. „Wir sind auch Förderer der Salzburger Festspiele“, erzählen sie. „Deshalb werden wir jedes Jahr im November vom österreichischen Botschafter zur Programmpräsentation eingeladen. Das ist eine schöne Tradition.“Rund 100 treue Festspielgäste versammeln sich da jedes Jahr in der Botschaft, um aus allererster Hand das Angebot präsentiert zu bekommen und – so wie die Kanaans – in den nächsten Wochen ihre Auswahl zu treffen.
In den gut zwei Wochen, die die Kanaans in der Stadt sind, besuchen sie fast jeden Tag eine Vorstellung. Warum haben es ih- nen, die das Kulturangebot von London, Beirut und Paris gut kennen, die Salzburger Festspiele so sehr angetan? „Dieses Festival ist mehr als ein Festival“, sagt George Kanaan. Die Kombination aus wunderbarer Musik, schöner Stadt und verfeinerter Kultur sei einfach einzigartig. Und seine Frau Soulaf meint kurz und trocken: „Man wird ganz einfach verdorben für andere Festivals. Man will nichts mehr sehen, das weniger zu bieten hat burg.“
Wobei an absolut erster Stelle der künstlerische Wert, vor allem die Musik, für die beiden steht. George, der seit 1996 nach Salzburg kommt, vermisst deswegen noch immer Gerard Mortier, wie er sagt. Der im Vorjahr verstorbene Belgier, der von 1991 bis 2001 Intendant der Salzburger Festspiel war, habe dem Festival „eine Botschaft“gegeben, sagt der Ban-
als
Salz- ker. Mortier sei für ihn absolut „on top“der kulturellen Welt gestanden, ein „intellektuelles Kraftwerk“. „So eine Persönlichkeit ist sehr, sehr schwer zu finden“, sagt der Banker.
Es ist nicht die Musik allein, die für die Kanaans Salzburg so attraktiv macht. Für Soulaf ist es „ein bisschen wie nach Hause kommen“, wenn sie in Salzburg eintrifft. Mit dem Plus, dass sie jedes Jahr neue, interessante Menschen aus der ganzen Welt kennenlerne. Und noch etwas schätzt sie: „Hier sieht man noch richtige Eleganz.“
Beide lieben das Essen im Bundesland, loben generell die Qualität von Gastronomie und Hotellerie. Wie George Kanaan überhaupt eine stete Steigerung von Qualität auf vielen Ebenen ausmacht, seit er das erste Mal nach Salzburg kam. „Es gibt neue Restaurants wie das Carpe Diem oder das Magazin, es gibt mehr Fußgängerbereiche in der Stadt.“
Und wenn sich das Paar etwas wünschen dürfte, das Salzburg noch schöner für sie machte? George zögert nicht, als er sagt: „Wir sind glücklich, wie es ist.“Dann kommt doch noch etwas: „So ein Ereignis wie die ,Marienvesper‘ von Monteverdi, die John Eliot Gardiner voriges Jahr im Dom dirigiert hat, das wäre schön, öfter zu hören.“Die Musik sei gleichsam von allen Seiten herbeigeströmt, ein überwältigendes Erlebnis. Genau das sei es, was Salzburg ausmache, ergänzt Soulaf Kanaan: „Das hört man nirgendwo sonst auf der Welt.“