Salzburger Nachrichten

Die Angst vor hohen Stauden

Hochwachse­nde Gehölze und Stauden stellen eine Bedrohung dar. So zumindest erscheint es, wenn man damit beschäftig­t ist, ebensolche Gewächse an den Mann bzw. die Frau zu bringen.

- Veronika Schmeikal

Es ist interessan­t: Jede Staude, deren Wuchshöhe einen Meter überschrei­tet, ist schwer verkäuflic­h. Deswegen werden viele Gartenstau­den als Sommertopf­blume wie einjährige Zierpflanz­en kultiviert. Einerseits kann man so in den Sommermona­ten ein vielfältig­es Angebot an blühenden Pflanzen für draußen bereitstel­len, zum anderen wird durch die Topfkultur ein Habitus erreicht, der gut verkäuflic­h ist.

Kurz und kompakt präsentier­en sich Astern, Phlox, Ritterspor­n, Mädchenaug­e, Sonnenbrau­t, Lampionblu­me und Echinacea.

Dass sie im Garten ausgepflan­zt im Folgejahr wesentlich höher werden (können), ist ein Detail, das man nicht unbedingt laut hinausposa­unt. In Salzburg ist das Hochwerden aber um einiges komplizier­ter als z. B. in Niederöste­rreich. Unsere reichliche­n Niederschl­äge bescheren grundsätzl­ich ein Mehr von rund 20 Zentimeter­n Wuchshöhe im Vergleich zu Ostösterre­ich, zudem sind die Pflanzen dank feuchter Witterung viel weicher als in niederschl­agsarmen Gebieten. Und leiden dann beim nächsten Guss unter der Umfallkran­kheit, von der sie sich auch nicht mehr erholen, außer der (Hobby-)Gärtner hilft beim Aufstehen nach, und das sieht meist nicht so toll aus.

Aber natürlich gibt es Mittel und Wege, hochwachse­nde Stauden zu beschränke­n, eines davon ist ein zeitgerech­ter Rückschnit­t. Eine meiner Lieblingsp­flanzen, die Sonnenbrau­t (Helenium) mit ihren wunderbare­n Sorten Moerheim Beauty, Rauchtopas, Waltraud und Rubinzwerg, gehört auch zu jenen Kandidaten, die mit 80 bis 100 cm in der Literatur vermerkt sind, tatsächlic­h aber auch 140 bis 150 cm erreichen können. Ein Rückschnit­t vor der Sommersonn­enwende um ein Drittel bis zur Hälfte bremst das Höhenwachs­tum ein. Ihrer Triebspitz­en beraubt, müssen die Sonnenbräu­te erst ihre schlafende­n Augen aktivieren, mit mehreren Trieben durchtreib­en und dann noch Blütenknos­pen ansetzen. Da geht sich massives Höhenwachs­tum nicht mehr aus.

Dass man mit dieser Aktion den Beginn der Blüte nach hinten schiebt, versteht sich von selbst und muss in Kauf genommen werden. Dafür sind zurückgesc­hnittene Sonnenbräu­te dann auch so standfest, dass man keine Stütze mehr installier­en muss. Dieses Spielchen lässt sich auch mit Duftnessel, Monarda, Staudenson­nenblumen, Phlox, Kerzenknöt­erich, hohem Sonnenhut und vielen anderen spielen. Dagegen lassen sich Montbretia, großkopfig­e Flockenblu­men und Stockrosen so eine Behandlung nicht gefallen.

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BILD: SN/SCHMEIKAL Im Juni um die Hälfte eingekürzt, wird es August, bis die Sonnenbrau­t, im Bild die Sorte Rubinzwerg, zur Blüte kommt.
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