Die Angst vor hohen Stauden
Hochwachsende Gehölze und Stauden stellen eine Bedrohung dar. So zumindest erscheint es, wenn man damit beschäftigt ist, ebensolche Gewächse an den Mann bzw. die Frau zu bringen.
Es ist interessant: Jede Staude, deren Wuchshöhe einen Meter überschreitet, ist schwer verkäuflich. Deswegen werden viele Gartenstauden als Sommertopfblume wie einjährige Zierpflanzen kultiviert. Einerseits kann man so in den Sommermonaten ein vielfältiges Angebot an blühenden Pflanzen für draußen bereitstellen, zum anderen wird durch die Topfkultur ein Habitus erreicht, der gut verkäuflich ist.
Kurz und kompakt präsentieren sich Astern, Phlox, Rittersporn, Mädchenauge, Sonnenbraut, Lampionblume und Echinacea.
Dass sie im Garten ausgepflanzt im Folgejahr wesentlich höher werden (können), ist ein Detail, das man nicht unbedingt laut hinausposaunt. In Salzburg ist das Hochwerden aber um einiges komplizierter als z. B. in Niederösterreich. Unsere reichlichen Niederschläge bescheren grundsätzlich ein Mehr von rund 20 Zentimetern Wuchshöhe im Vergleich zu Ostösterreich, zudem sind die Pflanzen dank feuchter Witterung viel weicher als in niederschlagsarmen Gebieten. Und leiden dann beim nächsten Guss unter der Umfallkrankheit, von der sie sich auch nicht mehr erholen, außer der (Hobby-)Gärtner hilft beim Aufstehen nach, und das sieht meist nicht so toll aus.
Aber natürlich gibt es Mittel und Wege, hochwachsende Stauden zu beschränken, eines davon ist ein zeitgerechter Rückschnitt. Eine meiner Lieblingspflanzen, die Sonnenbraut (Helenium) mit ihren wunderbaren Sorten Moerheim Beauty, Rauchtopas, Waltraud und Rubinzwerg, gehört auch zu jenen Kandidaten, die mit 80 bis 100 cm in der Literatur vermerkt sind, tatsächlich aber auch 140 bis 150 cm erreichen können. Ein Rückschnitt vor der Sommersonnenwende um ein Drittel bis zur Hälfte bremst das Höhenwachstum ein. Ihrer Triebspitzen beraubt, müssen die Sonnenbräute erst ihre schlafenden Augen aktivieren, mit mehreren Trieben durchtreiben und dann noch Blütenknospen ansetzen. Da geht sich massives Höhenwachstum nicht mehr aus.
Dass man mit dieser Aktion den Beginn der Blüte nach hinten schiebt, versteht sich von selbst und muss in Kauf genommen werden. Dafür sind zurückgeschnittene Sonnenbräute dann auch so standfest, dass man keine Stütze mehr installieren muss. Dieses Spielchen lässt sich auch mit Duftnessel, Monarda, Staudensonnenblumen, Phlox, Kerzenknöterich, hohem Sonnenhut und vielen anderen spielen. Dagegen lassen sich Montbretia, großkopfige Flockenblumen und Stockrosen so eine Behandlung nicht gefallen.