Alle spielen gegen den „FC Nazi“
Die „Scheiß-Millionäre“dribbeln in einem schwierigen Kampf um das Gute.
Kürzlich machte ich das Richtige falsch. Es regnete. Die Dame eilte, auf High Heels rutschend, unterm Minischirm auf das Café zu. „Bitte sehr“, sagte ich und machte lächelnd die Tür für sie auf. Danke sagte sie nicht, sondern kläffte im Vorbeirauschen: „Glauben S’ denn, ich hätte die Tür nicht selber aufmachen können, weil ich eine Frau bin?“Doch, doch. Ich bin sogar der festen Überzeugung, dass Tussis im Regen vielleicht die falschen Schuhe wählen, aber problemlos Türen selbstständig öffnen können. Ich wollte, Sie ahnen es, doch bloß höflich sein, etwas Freundliches tun. Das Gute aber wird immer schwieriger zu erledigen. Fragen Sie dazu einmal Flüchtlinge. Oder Fußballprofis, die über Flüchtlinge nachdenken. Das ist nicht ihr Job. Doch sie tun es, weil es – wie für alle – nicht mehr anders geht. In den vergangenen Tagen legten sich auch Fuß- ballvereine ins Zeug, um Flüchtlinge zu unterstützen. So auch der FC Bayern, dessen Sympathiewerte in unserem total anti-faschistischen Freundeskreis ein Freund drastisch so beschreibt: „Und wenn die Bayern gegen den FC Nazi spielten: Wir sind gegen die Bayern.“Nun spielen der FC Bayern und zig andere Fußballvereine wie alle Redlichen tatsächlich gegen einen schrecklich wachsenden FC Nazi, gegen dieses dumpfe Grollen der nationalistischen Vereinfacher, die jede Ausgrenzung als eine Sicherung der Heimat verkaufen wollen. Dagegen wehren sich nun auch Fußballvereine. Da werden Tickets verschenkt, Trainingslager eingerichtet, Millionen gespendet, für Menschen, die bisweilen ohne irgendwas hier stranden. In Videobotschaften wird zu Mitmenschlichkeit aufgerufen von Topstars. Da kann – jedenfalls was die Breitenwirkung betrifft – jeder Politiker einpacken. Es werden klare Zeichen gesetzt. Es werden Türen aufgestoßen. Doch hinter diesen Türen sitzen die ÜberRechthaber, die Total-Korrekten, denen kein Zeichen gut genug ist, und hauen zu. „Scheiß-Fußballmillionäre! Nutzen selbst die Flüchtlinge für PR-Zwecke“, postete einer. Und ein anderer spricht, dem unausrottbaren Kultursnobismus folgend, „der Fußballwelt den Weitblick für solche Probleme“ab. Und wer hat diesen Weitblick? Das engagierte Spiel der Bayern, von Borussia Dortmund, Austria Wien, Rapid wird ungerechterweise verhöhnt. Aber mir, dem hoffenden Romantiker, bleibt jeder „ScheißMillionär“, der sich mit einer humanitären Botschaft filmen lässt, lieber als das Gesindel, das keine Parole scheut, die Angst vor allem Anderen zu schüren.
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