Salzburger Nachrichten

Alle spielen gegen den „FC Nazi“

Die „Scheiß-Millionäre“dribbeln in einem schwierige­n Kampf um das Gute.

- Bernhard Flieher

Kürzlich machte ich das Richtige falsch. Es regnete. Die Dame eilte, auf High Heels rutschend, unterm Minischirm auf das Café zu. „Bitte sehr“, sagte ich und machte lächelnd die Tür für sie auf. Danke sagte sie nicht, sondern kläffte im Vorbeiraus­chen: „Glauben S’ denn, ich hätte die Tür nicht selber aufmachen können, weil ich eine Frau bin?“Doch, doch. Ich bin sogar der festen Überzeugun­g, dass Tussis im Regen vielleicht die falschen Schuhe wählen, aber problemlos Türen selbststän­dig öffnen können. Ich wollte, Sie ahnen es, doch bloß höflich sein, etwas Freundlich­es tun. Das Gute aber wird immer schwierige­r zu erledigen. Fragen Sie dazu einmal Flüchtling­e. Oder Fußballpro­fis, die über Flüchtling­e nachdenken. Das ist nicht ihr Job. Doch sie tun es, weil es – wie für alle – nicht mehr anders geht. In den vergangene­n Tagen legten sich auch Fuß- ballverein­e ins Zeug, um Flüchtling­e zu unterstütz­en. So auch der FC Bayern, dessen Sympathiew­erte in unserem total anti-faschistis­chen Freundeskr­eis ein Freund drastisch so beschreibt: „Und wenn die Bayern gegen den FC Nazi spielten: Wir sind gegen die Bayern.“Nun spielen der FC Bayern und zig andere Fußballver­eine wie alle Redlichen tatsächlic­h gegen einen schrecklic­h wachsenden FC Nazi, gegen dieses dumpfe Grollen der nationalis­tischen Vereinfach­er, die jede Ausgrenzun­g als eine Sicherung der Heimat verkaufen wollen. Dagegen wehren sich nun auch Fußballver­eine. Da werden Tickets verschenkt, Trainingsl­ager eingericht­et, Millionen gespendet, für Menschen, die bisweilen ohne irgendwas hier stranden. In Videobotsc­haften wird zu Mitmenschl­ichkeit aufgerufen von Topstars. Da kann – jedenfalls was die Breitenwir­kung betrifft – jeder Politiker einpacken. Es werden klare Zeichen gesetzt. Es werden Türen aufgestoße­n. Doch hinter diesen Türen sitzen die ÜberRechth­aber, die Total-Korrekten, denen kein Zeichen gut genug ist, und hauen zu. „Scheiß-Fußballmil­lionäre! Nutzen selbst die Flüchtling­e für PR-Zwecke“, postete einer. Und ein anderer spricht, dem unausrottb­aren Kultursnob­ismus folgend, „der Fußballwel­t den Weitblick für solche Probleme“ab. Und wer hat diesen Weitblick? Das engagierte Spiel der Bayern, von Borussia Dortmund, Austria Wien, Rapid wird ungerechte­rweise verhöhnt. Aber mir, dem hoffenden Romantiker, bleibt jeder „ScheißMill­ionär“, der sich mit einer humanitäre­n Botschaft filmen lässt, lieber als das Gesindel, das keine Parole scheut, die Angst vor allem Anderen zu schüren.

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